Kapitel 14- Pstanthrophobie
“Man sagt, das, wovor man am meisten Angst hat, bringt einen auch am meisten weiter.”
Allys Sicht
Plötzlich stand Cato vor dem Café. Was macht er hier? Ich war verwirrt. Nein mehr als verwirrt. In seinen Augen konnte ich Enttäuschung, Trauer und Wut sehen. Wieso ist er enttäuscht, traurig und wütend? Habe ich etwas Falsches gemacht? –Ausgeschlossen. Vielleicht ist ja etwas mit seiner Familie? –Aber woher weiß er, dass ich in diesem Café bin? Ich habe niemanden gesagt was ich heute vor habe. Auch mit wem oder wo ich mich aufhalte habe ich mit keinem Wort erwähnt. Vor niemanden! Vielleicht ist er ja auf einen Kaffee oder so hier, aber das würde einfach nicht zu ihm passen. Cato und ein Café? Nein, es muss eine andere Erklärung geben.
„Was machst du hier?“, fragte ich schlussendlich verwirrt. „Das sollte ich dich auch fragen“, gab er kalt zurück. Seit wann ist er so kalt zu mir? Ich schaute ihn fragend an, aber er schüttelte nur lachend den Kopf. „Ich fass es nicht, dass ich dachte, ich könnte einem Mädchen wie dir etwas bieten. War klar, dass du mich irgendwann für einen Möchtegern Mafiaboss abservierst. Es wäre nur höfflich von dir gewesen mich in den Wind zu schießen bevor du dir den nächsten krallst!“, spottete er.
Hat er mich gerade als eine Art Schlampe bezeichnet? Will er mich eigentlich vollkommen verarschen? Ist das ein dummer Scherz? Enttäuschung machte sich in mir breit. Er verurteilt mich als Schlampe, obwohl er nicht mal weiß was Sache ist. Es ist ja nicht so als wäre ich mit meinem BRUDER da. Die Enttäuschung wandelte sich schnell in Wut um. Wie kann er eigentlich auf die Absurde Idee kommen, dass ich ihn hintergehe?
Da ist es wieder. Vertrauen. Er vertraut mir nicht. Ich dachte wirklich wir kennen uns mittlerweile so gut, dass wir uns vertrauen können. Aber Cato bewies mir das Gegenteil. Vertrauen. Es ist die Überzeugung der Richtigkeit einer Person in Bezug auf seine Handlungen, Entscheidungen und Ansichten. Aber vielleicht ist Vertrauen einfach ein zu großes Wort für diese kleine unbedeutende Welt.
Sein wir mal ehrlich. Die Erde, auf der wir leben, ist ein kleiner, unwichtiger Fleck in unserem Sonnensystem. Unbedeutend. Genauso wie all unsere Tätigkeiten, Worte und Versprechen. Nichts davon ist von Bedeutung, wenn man das Ganze betrachtet. Unser Universum ist unendlich und was haben wir von dieser Unendlichkeit? Richtig einen kleinen, winzig kleinen Teil. Menschen leben grob geschätzt 60 bis 80 Jahre. Wenn es gut läuft schaffen es einige auch an die 100 Jahre, während andere nicht mal 20 werden. Dann sollte man noch mit einberechnen, dass kein Mensch je alles von dieser Welt sehen wird. Manch einer verlässt nie sein Land, nicht mal seine Stadt. Andere wiederrum sehen viele Städte, verschiedene Länder, Kulturen und Sitten. Trotzdem haben wir eigentlich so gut wie nichts von dieser Unendlichkeit unseres Universums. Egal ob du 100 wirst und die Welt bereist, nie wirst du alles sehen und schon gar nicht alles verstehen können.
Da lag ich also. In Gedanken versunken. Nachdem Cato mir unterstellt hat ich sei eine Schlampe, ist er einfach abgehauen. Er hat nicht mal gefragte wer Austin ist. Er ist einfach davon ausgegangen, dass Austin mein Neuer ist. Austin hätte auch einfach nur ein Kumpel, einer aus der Mafia, ein Cousin, ein Verwandter oder sonst noch was sein. Vielleicht sogar ein völlig Fremder. Aber nein Cato denkt, er ist mein Neuer und somit gibt es keine andere Möglichkeit.
Es ist so verletzend. Er sollte doch der Mensch sein, der mich am besten kennt. Aber vielleicht habe ich mein Vertrauen auch einfach einer falschen Person geschenkt. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie ich so dumm sein konnte und dachte, es gäbe sowas wie Liebe. Liebe. Schon wieder so ein einfaches Wort mit einer viel zu großen Bedeutung. Ich glaube diese Welt ist einfach nicht geschaffen für solch großen und wichtigen Sachen wie Liebe, Vertrauen, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit.
Vermutlich passen Wörter wie vielleicht besser. Es ist ein so feiges Wort. Es ist kein ja, kein nein. Es ist ein billiger Versuch sich aus Sachen rauszuhalten. Ein Wort völlig ohne Bedeutung.
Verdammt. Ich bin schon wieder viel zu depressiv und nachdenklich. Schon komisch, dass ich mir immer über solch unbedeutende Dinge Gedanken mache. Ich beschloss das zu machen, was ich früher am besten konnte. Schießen. Natürlich nicht auf Menschen oder andere Lebewesen. Immerhin will ich mich ja bessern und dazu gehört nun mal, dass meine Waffe nicht mehr gegen Lebewesen benutzt wird. Ok, außer im Notfall.
Also beschloss ich meine Waffen zu säuber und in den Wald zu gehen. Schon nützlich im Wald zu leben. Ich fing an mit einfachen Zielscheiben. Immerhin habe ich lange nicht mehr geschossen, also fing ich klein an. Nach einiger Zeit stellte ich mir kleiner Ziele auf Baumstämme und versuchte sie zu treffen. Um ehrlich zu bleiben, am Anfang tat ich mich etwas schwer, aber ich bitte um Verständnis: Ich habe 2 Jahre in Australien als eine Art Kleinkriminelle gelebt. Also ganz ohne Waffen.
Nach langem hin und her schaffte ich es auch wieder aus weiteren Entfernungen die Ziele problemlos zu treffen. Etwas eigenstolz machte sich in mir breit und auch ein Hauch Selbstgefälligkeit. Fakt, ich habe es geschafft den Mist mit Cato aus meinen Gedanken zu bekommen und hin und wieder schlich sich sogar ein Grinsen auf meine Lippen. Plötzlich bekam ich eine Nachricht.
Hey. Hoffe das mit deinem Freund hat sich geklärt. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass mir unser Treffen gestern echt gefallen hat und ich wollte fragen ob wir uns demnächst vielleicht wieder treffen wollen? –Austin
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Mundwinkeln. Austin und ich haben irgendwie eine gewisse Verbundenheit. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Aber eigentlich brauche ist es auch nicht beschreiben. Es zählt nur, dass wir uns von der ersten Sekunde an wunderbar verstanden haben und es ist faszinierend gewesen. Wir haben denselben Humor, dieselben Interessen und eine ähnliche Vergangenheit sowie Zukunft.
Hey. Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen, aber nicht so wichtig. Mir hat unser Treffen auch echt gefallen und ich würde nichts lieber tun als mein Brüderchen noch wieder zu sehen. –Ally
Er ist zwar nur knapp ein Jahr jünger als ich, aber für mich ist er trotzdem mein kleiner Bruder. Wir schrieben noch eine Weile und einigten uns darauf, dass wir uns demnächst in einem kleineren Park treffen und dort ein kleines Picknick machen.
Catos Sicht
Vielleicht hätte ich sie das Ganze doch erst Aufklären lassen sollen. Aber sie waren so vertraut mit einander. Das kann doch nur heißen, dass sie mich hintergeht. Oder? Verdammt ich weiß echt nicht mehr weiter. Wenn es doch nur ein Missverständnis war? Dann stehe ich wie das letzte Arschloch da. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich öffnete die Tür und vor mir stand der Kerl, der gestern mit Ally in diesem Café war.
Ohne nach zu denken ging ich auf ihn los. „Du elender Hund! Wie konntest du mein Mädchen anfassen“, schrie ich ihn an. „Hey bleib mal ruhig“, rief er geschockt. Ich ließ ihn aber nicht ausreden. Schon hatte er meine Faust im Gesicht. „Verdammt Ally ist meine Schwester“, stöhnte er vor Schmerzen. Was labert er eigentlich für einen Stuss? Ally hat keine Geschwister. „Lüg mich nicht an“, zischte ich. Trotzdem ließ ich ihn los. Ich wollte nicht glauben, dass meine Ally mich betrügt. Nein das sieht ihr nicht ähnlich.
„Ich bin ihr Halbbruder. Wir haben uns erst vor kurzem getroffen und wie es aussieht haben wir dieselbe Mutter. Also mach dir mal keine Sorgen. Ally macht außerdem auf mich nicht den Eindruck als würde sie jemanden hintergehen“, erklärte er während er sich seine blutende Nase säuberte.
Ok. Ich bin der letzte Vollidiot. Ich kam mir noch nie so dumm vor. Ich muss das unbedingt alles wieder gut machen. Mit einem einfachen ‚es tut mir leid‘ ist das ganz bestimmt nicht gemacht. Ich meine, ich habe sie als Schlampe bezeichnet. Oh verdammt. Wie konnte ich nur an meinem Mädchen zweifeln?
Eine wichtige Grundlage für Liebe ist doch Vertrauen. Warum habe ich ihr nicht vertraut? Ein guter alter Freund hat mir mal erzählt, dass Pstanthrophobie, die angst davor ist, anderen Menschen zu vertrauen. Aber wieso habe ich solche Angst Ally zu vertrauen? Vielleicht habe ich auch einfach nur Angst, sie wieder zu verlieren. Ich habe sie schon einmal verloren und ich würde es nicht ertragen sie nochmal zu verlieren.
Nachdem ich mich noch hundertmal bei Austin entschuldigt habe, machte ich mich sofort auf den Weg. Ich muss das alles unbedingt wieder gut machen und wer könnte besser wissen, was eine Frau will als Laura? Sie wird mir helfen können.
~
Widmung an Zwergy, weil du so süße Kommentare hinterlässt (:
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Mein verdammtes Leben 2
Aventure2 Jahre ist es her, dass die Mafiatochter, Alicia Jolie Gracía, verschwunden ist. Durch eine Gehirn Erschütterung erinnert sich Alicia an nichts. Nicht mal ihren eigenen Namen kennt sie. Sie trifft auf zwei Straßenjungs. Riley und Maison sind nun Al...