2. Überraschungsgast bei Nacht...

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~ Haaalt! Was machst du da? fuhr sie ihn an, versuchte ihr Herzrasen zu ignorieren und stellte sich demonstrativ vor die Tür. Er zog eine Augenbraue hoch. ~ Die Tür öffnen? Es klopfte schon wieder, diesmal so hart, dass das stabile Holz erzitterte. Sie zuckte bei jedem Schlag zusammen. ~ Hallo? Nachts? Wald? Irrer Serienkiller?? Er schnaubte nur. ~ Entspann dich, ich beschütze dich dann schon. Ah. Ja, da war er wieder, das Macho-Arschloch.~ Du bist so ein Idiot! ~ H-hey, lass mich runter !!quiekte sie, als er sie plötzlich, ohne jede Vorwarnung an der Taille packte und hochhob. Ohne ein Wort zu verlieren stellte er sie einen Meter neben der Tür ab und wandte sich gleichgültig dieser zu. ~ Griff packen, Drehung aus dem Handgelenk, auf, sagte er, während er genau das zeitgleich ausführte. Angespannt blickte sie zur Tür und wartete, wer dort sein würde...

~ Alex, stellte Lucas nüchtern fest. Emily blinzelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Er war es wirklich, triefend nass von oben bis unten, sehr schlecht drauf...und... nein, nicht nur schlecht drauf. Er ist so richtig sauer. Oh oh...scheiße, fluchte sie innerlich.

Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie er wortlos durch die Tür trat und diese hinter sich zu schlug. Sehr energisch, wohlgemerkt. Seine blauen Augen ließen sie erschauern, so eiskalt und distanziert wie sie sie in Grund und Boden starrten. Angespannte Stille. So was liebe ich ja geradezu..., dachte sie, sich innerlich auf alles vorbereitend.

Alex und Lucas lieferten sich ein tödliches Blick-Duell. Sie stand nur zwischen den beiden und fühlte sich allein deswegen schon ziemlich unbehaglich. ~ Ehem..., versuchte sie es mit einem Räuspern.

Die beiden ignorierten sie geflissentlich und waren nur aufeinander fixiert. ~ Alex...? versuchte sie es erneut zögerlich. ~ Was ist? knurrte er gereizt. Sie fühlte, wie sie sich aufrechter hinstellte und das Kinn hob, denn sie hasste es, wenn er seine dominante Masche bei ihr versuchte. Wieso hatte er nicht verstanden, dass sie das nicht im geringsten interessierte. Das war im Kindergarten schon so gewesen und das würde auch immer so bleiben. ~ Was machst du eigentlich hier? schnauzte sie ihn an, von Verlegenheit oder Scham keine Spur. Wieso auch, sie hatte ja nichts Unstetes getan, oder? ~ Was ich hier mache? Ist das dein Ernst, schnauzte er noch unfreundlicher zurück. ~ Was willst du denn mit dem Köter hier, allein, nachts im Wald, hm? provozierte er sie.

Sie errötete schon wieder. So ein Mist. Dabei gibt es doch gar nichts zu erröten. Eigentlich ja nicht... hm... später. Darüber zerbrechen wir uns den Kopf später. ~ Wen nennst du hier Köter? ertönte es viel zu ruhig aus der entgegengesetzten Richtung. Lucas wirkte sehr angespannt, sehr ruhig, viel zu konzentriert für eine solch harmlose Situation. Es war schließlich nicht das erste Mal, das die beiden aneinander gerieten.

~ Es geht dich nichts an was ich mit wem, wann mache, Alex, kannst du nicht einfach aufhören meinen Babysitter zu spielen? Sein Blick richtete sich erneut auf Emily. Oh man, schau nicht so böse, dachte sie genervt. Er seufzte plötzlich auf, schüttelte sich kurz und kam dann langsam auf sie zu.

~ H-hey...warte mal, Alex, das ist überhaupt die schlechteste Idee die du je gehabt hast, rief sie aus, während sie langsam zurücktrat, einen Schritt nach dem anderen. Es war fast so, als hätte er Lucas ausgeblendet, als wäre er es nicht Wert beachtet zu werden.

~ Ich finde es so wundervoll, wie nass ich bin, und das verdanke ich dir Emylein...kooommm und drücke mich mal ganz fest, naaa? sprach er mit ihr als wäre sie gerade stolze fünf Jahre alt geworden. Wie, verdammt, wie konnte diese Situation nur so verdreht sein? dachte sie perplex. ~ Ich warne dich, Alex!,... ich werde dich für den Rest meines Lebens hassen! D-du bekommst meinen Nachtisch nie wieder! Verdammt jetzt bleibe doch mal stehen! quickte sie und stellte sich hinter Lucas. Der drehte sich nur zu ihr um und betrachtete sie nachdenklich. ~ Was!? fuhr sie ihn an. Er zuckte nur die Schultern und begann zu singen... ~ Ohhh solleeee mioooooo...

Was zum ...!?

Verschlafen schlug sie nach ihrem Wecker und fluchte inbrünstig auf drei verschiedenen Sprachen, bis sie das Mist-Ding endlich erwischt hatte und seufzend zurück ins Bett sank.

Oh mein Gott...was war das denn für ein Traum, dachte sie komplett überfordert und zog sich die Bettdecke schützend über den Kopf. Wenn mich keiner sehen kann, dann bin ich nicht da, dieses Prinzip hat früher jeder akzeptiert und verstanden als ich vier war. Wieso klappt das heute nicht mehr? dachte sie frustriert und wagte es nicht, nur einen Blick Richtung Wecker zu werfen. Ich. Will. Nicht. Aufstehen! Aber ich muss...

Und wie soll ich Alex und Lucas unter die Augen treten? Sie spürte wie ihr warm wurde, als sie sich an den Moment erinnerte, an dem sie und Lucas so intim miteinander waren. Ich will da nicht hin, dachte sie quengelig und trat frustriert gegen ihre Bettdecke.

Okay, Uni ist eben mein Job, ich muss da halt hin, seufzte ich ergeben und kroch aus dem Bett. Ja, na gut, um fair zu sein; eigentlich musste ich nicht wirklich hin, ich studiere, weil ich das will aber die berüchtigte Anwesenheitspflicht ist nun mal kein Mythos.

Geistesabwesend sprang ich unter die Dusche, zog mich an, ging also meiner morgendlichen Routine nach. Appetit hatte ich keinen, auch wenn meine Mum solche "Ausreden" nicht akzeptierte.

~ Was meinst du denn mit keinen Appetit? ~ Es heißt in der Verhaltenslehre doch nicht umsonst Appetenzverhalten, Kind, du musst essen, so hat es die Natur vorgesehen! predigte sie mal wieder mit drohendem Finger, auf ihre Art und Weise, irgendwie liebevoll. Ich verdrehte ungewollt die Augen (ist eine meiner vielen schlechten Angewohnheiten, hach was bin ich doch wieder bösartig) und knabberte an einem Apfel. ~ Mum, ich muss jetzt wirklich los, Alex holt mich gleich ab. Ups. Mist.

Das hätte ich wirklich nicht erwähnen sollen. Ich würde mir am liebsten in den Hintern treten.


Moms Augen begannen sofort zu strahlen...oh nein, bitte nicht schon wieder.

~ Er ist so ein liebenswerter, junger Mann Emily, schon damals in seinen Draufgänger- Windeln war er einfach nur zauberhaft! träumte sie wieder vor sich hin. Bevor ich sie aus ihrem Alex- Paradies zerren konnte, ertönte draußen das mir allzu vertraute Hupen von Earl. Wenn man grad vom Teufel spricht; ~ Ich bin dann mal weg, bis heut Abend Mum. Bevor sie etwas erwidern oder auch nur irgendwie reagieren konnte, war ich auch schon aus der Tür gesprungen und lief zum guten alten Earl. Zärtlich strich ich über sein Dach und lächelte.

~ Hey, hörst du mal auf mit dem Auto zu flirten und steigst ein, Madame? ertönte es grinsend von der Fahrerseite.


Heartbeat ~ Es gibt kein "Ohne Dich"...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt