10. Heiße Tränen

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>> Hey, was chillst du hier denn mutterseelenallein herum? << fragte er tadelnd. Er kam näher und setze sich mit dem Rücken zu mir auf die andere Seite der Bank.

Dieser Geruch und diese Stimme... Ich fühlte mich ertappt und wischte mir heimlich die nassen Wangen trocken, lehnte mich noch fester gegen die Rinde und atmete kurz aus, versuchte so normal wie möglich zu klingen.

>> Wie hast du mich gefunden? <<

Oh Gott, meine Stimme klingt wie durch den Fleischwolf gedreht. Stille.

Mist. Er muss es bemerkt haben, oder?

Ich schloss die Augen erneut und tat so, als sei ich gar nicht mehr da. Im nächsten Moment hörte ich, wie er, geschmeidig wie immer, von der Bank glitt, diese umrundete und sich dann direkt neben mich setze. Ich öffnete meine Augen auch dann nicht, als ich seine Hand an meinem Kinn spürte. Er wollte, dass ich ihm direkt in seine eisblauen Augen sehe.

>> Emy... << sprach er mit sanfter Stimme und ließ mein Kinn nicht los. Ich presste die Lippen fest aufeinander, weigerte mich das Schluchzen heraus zu lassen.

>> Emy, sieh mich an und sag mir, was passiert ist. << gab er nicht nach und blieb weiterhin dabei, mich mit seiner samtenen Stimme zu bearbeiten.

>> Hey... << flüsterte er und ich konnte seine Sorge langsam heraushören.

Wieso musste er sich immer um mich sorgen? Das war verdammt nochmal nicht sein Job. Ich riss meine Augen auf und fauchte ihn an >> Wieso musst du mich eigentlich immer stalken und bemuttern du Idiot!? << Alex wirkte kein Stück überrascht oder verärgert. Nicht mal verletzt. Viel eher schien er damit gerechnet zu haben.

>> Emy, was ist passiert? << fragte er mich mit leiser Stimme, den Blick auf meine Augen gerichtet. Ich wich ihnen nicht aus, sondern stieß ihn mit meinen zu Fäusten geballten Händen zurück. >> Du bist passiert Alex, was musst du mich immer nerven? <<

Er rückte erneut an mich heran, als hätte ich ihn nicht eben von mir geschubst, legte seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Ich atmete nicht. Meine Wut war so unbändig groß, ich war so kurz davor auszuholen und ihm auch eine Ohrfeige zu verpassen.

Auch.

Lustig, dass ich gerade heute zur Schläger-Braut mutiere... Lucas hatte das wahrscheinlich nicht mal gespürt. Er ist ja einfach nur ein großer Stein...

Mit einem Mal war da keine Wut mehr, keine Aggressionen. Wie ein nasser Lappen sackte ich an seiner Brust zusammen und verließ mich darauf, dass Alex mich hielt. Und das tat er auch. Er hielt mich eng umschlungen als ich zu zittern begann, ließ mich nicht los, als ich zu weinen anfing und strich mir sogar vorsichtig über den Rücken, als ich mich an ihm festkrallte.

Nur dieser Moment, hier, an diesem geheimen Ort, den Niemand ausgenommen von uns kannte. Hier war das Okay. Nur dieses eine Mal. Ihm konnte ich vertrauen. Alex würde mich niemals benutzen...

>> Ich hab dich kleines... << murmelte er mir ins Ohr und war für mich da, ließ mich einfach weinen bis ich fertig war und sagte kein weiteres Wort bis dahin.

Schon komisch, oder? Manchmal könnte ich Alex durch die Wand klatschen, weil er mich immer irgendwie fand und dann nicht aufhörte zu quatschen. Es machte mich manchmal wahnsinnig. Er konnte so sehr nerven. Aber dann gab es solche Momente wie diesen ... da war es doch in Ordnung, wenn er immer genau wusste, wo er mich suchen und finden konnte. Ich brauchte ihn. Seinen Geruch, seine Stimme, seine Umarmung... Alles war mir so vertraut.

Heartbeat ~ Es gibt kein &quot;Ohne Dich&quot;...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt