5. Haben Grübchen ihr eigenes Lachen?

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Schon damals hatte es mich unvorbereitet getroffen, er und all sein Charme, dieses umwerfende Wesen, diese Liebe, welche er immerzu ausgestrahlt hat... Jetzt war er nur noch umwerfend. Wortwörtlich.

Bevor ich auch nur seinen Namen denken (und verfluchen) konnte, saß ich auf meinem schmerzenden Hintern. Genervt starrte ich zu Jared hoch. Natürlich war er noch immer auf den Beinen und hatte vom Aufprall nichts gespürt. Es war ja schon ein Wunder, dass er mich überhaupt bemerkt, also unseren Zusammenstoß wahrgenommen hatte.

Mike stand (mal wieder) völlig verdattert neben uns und wusste nicht, wie er in dieser Situation reagieren sollte. Praktischerweise kamen sie auch nicht auf die Idee mir irgendwie aufzuhelfen, sondern glotzten weiterhin auf mich hinab. Nicht mal ein genuscheltes sorry.... Diese zurückgebliebenen, kleinen... okay. Bis zehn zählen und den Adrenalinspiegel runterfahren.

Ich atmete aus, rappelte mich dann auf, spürte wie der Zorn aus mir wich und dafür ein anderes Gefühl aber präsenter wurde. Sehr unvorbereitet und stumpf sprengte es sich in mich, verbreitete seine schmerzhaften Splitter in mir, einer Granate gleich. Ich hatte gehofft, dass es sich verändert, gewandelt und weiterentwickelt hatte.

Meine Hoffnung wurden nicht enttäuscht. Es war tatsächlich abgeflaut, schwächer geworden. Dennoch war es stark genug, um mich an den hohlen Schmerz in meiner Brust zu erinnern, der einfach nicht verschwinden wollte. Es war ein Paradoxes Gefühl; ich spürte diese Leere, als wäre ich von innen ausgehöhlt worden, als hätte man mir etwas gewaltsam genommen. Als wäre ich unvollständig. Und das machte mich oft benommen, irgendwie gleichgültig, gleichzeitig spürte ich in dieser Leere einen tiefsitzenden Schmerz, etwas Stechendes, quälendes, etwas, was nicht zu fassen war. Etwas mit Ecken und Kanten, wie tausende, scharfe Glasscherben, die sich in mich gruben und bohrten, bei jeder Bewegung Schaden anrichteten. Ich krieg keine Luft mehr...

Ich hasste es! Hasste es so sehr, wenn das mit mir geschah. Dieser Kontrollverlust ließ mich mir alles Andere herbeisehnen.

Es war ganz gleich, welches andere Gefühl ich aufschnappte und verstärkte. Ganz egal, welches durch mich hindurchfloss, welches mich dazu brachte, durch die eiskalte Wand zu brechen und wieder zu mir selbst zu finden. Solange ich nur wieder atmen konnte, fühlen und spüren konnte, wie die Zeit verging und der Schmerz in den Hintergrund gedrängt wurde. Oft war Wut der helfende Auslöser, der mich zurück ins Hier und Jetzt brachte. Nicht perfekt, aber das war in Ordnung so. Nicht grundlos sagte man mir immer wieder, ich solle mein Temperament zügeln. Oder es zumindest versuchen.

~ Na, hast du deine Zunge verschluckt oder wieso habe ich noch keinen deiner beschissenen Kommentare gehört? knurrte ich ihn an. ~ Du mich auch...murmelte er, zeigte mir den Mittelfinger und ging dann einfach davon. ~ Was? Wars das schon Jare? Keine Zugabe?!, rief ich ihm aufgebracht hinterher. Aber er beachtete mich schon nicht mehr. Als er aus meinem Blickfeld verschwand, wich jegliche Spannung aus meinem Körper und ich fühlte mich sehr müde. ~ Arsch..., murmelte ich vor mich hin. ~ Das wird wohl nie aufhören, flüsterte Mike hinter mir. Ich sah ihn nicht an, wusste, dass er mich schon durchschaut hatte. ~ Eigentlich ist es mir egal...murmelte ich und zog ihn dann mit mir.

Natürlich war das gelogen. Es erstaunte mich, wie leicht es mir mittlerweile fiel, diese kleinen Lügen zu erzählen. " Mir geht es gut", "Ich bin nur müde...", "Das ist mir egal!"

Meine Gedanken waren noch immer bei Jared, als wir auch schon vor unserem Seminar-Raum standen und der lieblichen Stimme von Madame Waren lauschten. ~ Und, weshalb sind wir zu spät? flüsterte Mike mir grinsend zu. ~ Mein Kreislauf ist zusammengebrochen. Wir waren also noch im Krankenzimmer? fragte ich leise mit unschuldigem Augenaufschlag. Mikes Daumen reckte sich zustimmend in die Höhe. ~ Leg mir deinen Arm um den Nacken und tue so, als müsstest du gestützt werden, raunte er mir mit feierlicher Miene zu. Ich unterdrückte ein Lachen und hängte mich an ihn. Bereit? fragte sein Blick. Ich nickte und setze eine Leidensmiene auf, während Mike klopfte.

Heartbeat ~ Es gibt kein "Ohne Dich"...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt