11. Tomaten sind rot, Veilchen sind blau...

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Scheiße, natürlich hörte er nicht auf mich. Ich konnte nicht mehr denken und rannte ebenfalls los, doch schon in den wenigen Sekunden wurde mir bewusst, dass ich die beiden nicht erreichen würde, bevor sie aufeinander treffen würden, wie zwei wütende Orkane.

Die eben noch so unheimliche Stille gehörte der Vergangenheit an. Der Wind riss an meinen Haaren, die Vögel riefen panisch durchs Gestrüpp und es war, als würde die Welt erkalten. Wolken verdeckten die Wärme spendende Sonne, ließen alles nur noch unwirklicher erscheinen.

Lucas stand einfach nur dort und wartete darauf, dass Alex ihn erreichen würde, schmunzelte kampflustig vor sich hin. Dieser Idiot, wieso hatte er das gesagt?

Alex kam ihm immer näher und näher ... und ich war verdammt nochmal zu langsam. Mit zunehmendem Grauen sah ich, wie Lucas einen Schritt nach vorn setzte und die übrige Distanz zwischen den Beiden hinter sich ließ. Alex holte aus und ich konnte nicht hinsehen, als seine Faust auf Lucas Gesicht zu schnellte. Dafür hörte ich aber umso deutlicher das Knacken, das Brechen einer Nase. Eine Welle der Übelkeit traf mich und ich warf mich die letzten Meter zu ihnen hin. Ich wollte mich zwischen sie stellen und sie auseinanderhalten. Tja, falsch gedacht. Ich konnte meinen Plan nicht ausführen, weil alle beide einen Arm ausgestreckt hatten und jeweils einen meiner Arme festhielten. Jedoch sahen sie nicht mich an, sondern durchbohrten sich gegenseitig mit ihren Blicken.

>> Lass sie los! << knurrte Alex. Lucas warf mir einen anzüglichen Blick zu, stieß meinen Arm dann aber fast schon von sich. Als sei ich etwas Giftiges... Ich schnappte nach Luft, als ich in sein Gesicht blickte. Die Nase eingedellt, Blut, das nicht aufhören wollte zu fließen. Ich wich zurück und konnte nicht aufhören ihn anzustarren.

>> War das schon alles? Ein Schlag dafür, dass ich deine kleine Freundin gevö...- . <<

Noch bevor Lucas diesen Satz beenden konnte, hatte Alex sich schon wieder auf ihn gestürzt und riss ihn zu Boden.

>> Alex, hör auf! Er redet nur Schwachsinn!! Er will dich nur provozieren, hör auf! << schrie ich und sah mit an, wie die beiden über den Boden rollten, sich gegenseitig immer wieder auf den Boden drückten, sich mit geballten Fäusten ins Gesicht schlugen, unterdrückt fluchten, keuchten, nicht für eine Sekunde nachließen.

>> Also, wenn du sie zuerst wolltest, ich kann auch teilen ... << stieß Lucas zwischen zwei Hieben aus und lachte. Ich traute meinen Ohren nicht, starrte ihn ungläubig an. Was ist mit ihm nur los, wieso macht er das? Alex knurrte auf und kämpfte sich wieder nach oben, schlug zu, und dass immer wieder... Er hat sich nicht unter Kontrolle, Lucas hat es zu weit getrieben, stellte ich panisch fest.

>> ALEX!! << schrie ich und stürmte auf ihn zu, ohne auch nur eine Millisekunde zu zögern. Ich sprang ab und stieß ihn mit all meiner Kraft von Lucas herunter.

Alex hatte damit wohl gar nicht gerechnet, denn seine Augen waren kurzzeitig zu großen eisblauen Seen getaut, die mich völlig überrascht anblickten. Die Überraschung wechselte jedoch rasch wieder zu Wut. Wir waren ca. einen Meter von Lucas entfernt, irgendwo auf dem harten Asphalt aufgekommen, ich auf Alex und er auf dem Boden. Mir schwindelte es etwas, das hielt mich aber trotzdem nicht davon ab, mich erneut auf ihn zu schmeißen, als er versuchte, sich aufzuraffen, um natürlich da weiter zu machen, wo er aufgehört hatte.

>> Du bleibst hier! Was glaubst du eigentlich was du da tust!? Bist du Wahnsinnig? Du hättest ihn bewusstlos schlagen können! H-hörst du mir überhaupt zu?! << rastete ich weiter aus.

>> Em! Jetzt halt doch mal die Klappe und geh runter von mir. <<, knurrte er und blickte nach rechts. Ich folgte seinem Blick, um festzustellen, dass Lucas sich nicht von der Stelle bewegt hatte, die Hände über die Stirn gelegt. Es sah danach aus, als ob er selbst nicht so genau wusste, ob er vor Schmerz auflachen oder aufstöhnen sollte. Während ich Lucas keine Sekunden aus den Augen ließ, zischte ich Alex weiterhin an, >> Du hast mir nicht zu sagen, wann ich die Klappe halten soll und wann nicht. Komm du erst mal wieder runter! Wieso lässt du dich so leicht provozieren? Ist dir nicht bewusst, dass er das extra macht und rein gar nichts davon wahr ist? So dumm bist du doch nicht! Man, weißt du eigentlich wie du aussiehst? << Er hatte seine Aufmerksamkeit mir zugewandt, wenn auch eher ungern. Puh. Mein Puls beruhigte sich allmählich...

Heartbeat ~ Es gibt kein &quot;Ohne Dich&quot;...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt