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An mein Ohr dringt ein lauter Schrei. Dr Frey und Dr Lauren schauen sich schockiert an. Ich weiß zuerst nicht woher der Schrei kommt aber später merke ich, dass ich wie am Spieß schreie. Dr Lauren und Dr Frey versuchen mich zu beruhigen.
"Mira. Beruhige dich. Es ist doch alles in Ordnung. Mira!", ruft Dr Lauren.
"Mira. Was ist den los? Rede mit uns und hör bitte auf zu schreien", sagt Dr Frey verzweifelt.
Ich weiß nicht warum ich schreie aber ich kann auch nicht aufhören. Dr Lauren fährt sich verzweifelt durch die Haare. Plötzlich hat er eine Idee. Er steht auf und kommt auf mich zu. Er bleibt vor mir stehen und schaut mich entschuldigend an. Dann seufzt er verzweifelt als wolle er nicht tun was er gleich tun würde. Er stößt hörbar die Luft aus.  Dann holt er leicht aus und ich weiß zuerst nicht was passiert. Bis ich eine Handfläche an meiner Wange spüre bevor es zu brennen beginnt. Ich bin schockiert aber der Schlag hat seine Wirkung nicht verfehlt. Ich bin so schockiert, dass ich aufhöre zu schreien. Beide schauen sich erleichtert an. Ich schaue beide schockiert an und bin kurz davor weg zu laufen. Ehrlich! Auf einmal habe ich schreckliche Angst länger hier zu bleiben und die altbekannte Panik kommt wieder hoch. In solchen Momenten kommt sie und ruiniert alles. Ich war auch schon mal in Therapie und habe es eigentlich in den Griff bekommen aber ich merke, dass sie wiederkommt. Warum will ich hier weg. Sie haben mir doch gar nichts getan. Wieso ersticke ich hier drinnen gerade? Die einzige und beste Lösung die mir einfällt ist Flucht um zur Luft zu kommen. Dr Lauren setzt sich wieder auf seinen Stuhl während Dr Frey zum Schreibtisch zurück geht um etwas zu holen. Wenn ich jetzt sofort los sprinnte sind sie zu überrascht um mir gleich zu folgen. Das gibt mir einen kleinen Vorsprung.
Jetzt oder nie.
Ich springe von der Liege und sprinnte zur Tür. Dort angekommen reiße ich sie auf und laufe nach rechts zu den Aufzügen. Mittlerweile höre ich wie Dr Lauren und Dr Frey auch gecheckt haben, dass ich dann mal weg bin und mir folgen.
"Mira bleib stehen", ruft Dr Frey.
Ich denke gar nicht daran. Nur schnell weg von hier. Beim Fahrstuhl angekommen sehe ich wie er gerade aufgeht und renne hinein. Zu meinem Glück ist niemand anderes im Fahrstuhl. Ich drücke den Knopf für das Erdgeschoss. Dann drücke ich mehrmals die Schnell-Schließ Taste. Der Aufzug schließt sich und ich sehe gerade noch wie Dr Lauren und Dr Frey dort ankommen bevor sich die Türen ganz schließen. Ich seufze erleichtert auf und mache mich für den nächsten Sprint bereit.
Dritter Stock. Ich atme gleichmäßig ein und aus . Mein Puls fängt an zu Rasen.
Zweiter Stock. Was wenn die beiden schon unten sind? frage ich mich.
Ne. Dr Lauren ist alt und wird auf seine Gesundheit achten und langsam machen und Dr Frey ist zwar durchtrainiert aber acht Stockwerke schneller nach unten zu rennen als ein Fahrstuhl fährt. Nein das ist unmöglich. Was für ein Glück ich habe, dass niemand jetzt in den anderen Stockwerken den Knopf für den Aufzug gedrückt hat.
Erster Stock. Meine Hände fangen an zu schwitzen und meine Gedanken kreisen nur noch um eines. So schnell wie möglich hier raus zu kommen.
Erdgeschoss. Die Türen öffnen sich. Ich sprinnte sofort wieder los durch die Eingangshalle auf den Ausgang zu. Die Leute schauen mich schockiert an oder springen mir aus dem Weg als sie mich sehen aber das ist mir im Moment ziemlich egal. Beim Ausgang angekommen renne ich hinaus in den Park. Ich laufe Richtung See und lasse mich dort erschöpft auf eine Parkbank fallen. Ich schließe meine Augen und versuche meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Wenigstens kriege ich jetzt wieder Luft. Ich hab schreckliche Angst.
Wieso bin ich eigentlich wegeglaufen? Was passiert wenn sie mich finden?
Ich fühle mich hilflos und schrecklich alleine. Plötzlich rinnt eine Träne aus meinen Augen, dann noch eine und noch eine. Und dann weine ich. Allein auf einer Parkbank.

Dr Frey's Sicht
Ich gehe zurück zum Schreibtisch um das Stethoskop zu holen. Als ich mich wieder umdrehe sehe ich wie die Tür aufgerissen wird und Mira hinausstürmt. Jason und ich sehen uns an. Dann rennen wir ihr hinterher.
"Mira bleib stehen", rufe ich ihr hinterher.
Natürlich hört sie nicht darauf. Was habe ich auch anderes erwartet. Beim Fahrstuhl angekommen sehen wir nur noch wie die Türen zugehen. Wir rennen durch eine Tür neben dem Aufzug und befinden uns in einem Treppenhaus. Ich sprinnte sie immer zwei Stufen auf einmal nehmend hinunter. In der Eingangshalle angekommen schaue ich mich um sehe sie aber nirgends. Jason ist mittlerweile wieder bei mir und gemeinsam rennen wir nach draußen. Alle schauen uns panisch an. Naja die älteren Leute schauen eher wütend aber das ist jetzt unser kleinstes Problem.
"Wir teilen uns auf. Das geht schneller!", sagt er.
"Ok. Du suchst links und ich rechts!", antworte ich.
Er nickt und ich stürme los. Ich halte überall nach ihr Ausschau finde sie aber nicht. Ich beschließe noch unten am See zu suchen und mache mich auf den Weg dorthin. Ich umrunde den See ganz finde sie aber immer noch nicht. Ich will schon aufgeben und zurück gehen als mir etwas ins Auge springt. Auf einer Bank sitzt jemand zusammengekauert. Ich gehe langsam auf die Bank zu und erkenne Mira an ihrer Jacke und an ihrer Haarfarbe. Ich würde sie überall erkennen. Ihre langen wunderschönen hellbraunen fast schon blonden Haare wehen im Wind und geben den Blick auf ihr Gesicht frei. Sie sitzt auf der Bank und weint leise. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und wähle Jason's Nummer.
"Ja?", meldet er sich aufgebracht.
"Ich hab sie gefunden. Wir sind unten am See. Geh schon mal in mein Büro zurück. Wir kommen dann gleich nach", sage ich schnell.
"Gott sei dank. Ja okey mach ich", sagt er.
Ich lege auf und nähere mich dem Mädchen langsam. Sie sieht von hier so zerbrechlich aus. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und nie wieder los lassen. Ja ich finde sie bild hübsch und sie jetzt so ängstlich und traurig zu sehen macht mich fertig. Ich nähere mich der Bank und setze mich neben Mira. Sie nimmt nichts um sich herum wahr. Ich nehme sie behutsam in den Arm. Ich hätte erwartet, dass sie meine Hände wegstößt aber nichts passiert. Also streiche ich ihr behutsam über den Kopf.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird alles wieder gut", sage ich immer wieder zu ihr.
Ich weiß nicht ob sie mir zuhört geschweige denn ob sie mich überhaupt beachtet aber sie im Arm zu halten tut gut. Irgendwann merke ich, dass sie aufgehört hat zu weinen und ich halte sie ein wenig von mir weg um sie besser anschauen zu können. Ihre Augen sind total rot und ihre Wangen sehen aus als ob ein Bach darauf runter gelaufen ist. Ich nehme sie wieder in den Arm.
"Mira. Willst du mir erzählen was vorhin los war?", frage ich sie.
"Ich weiß es doch selber nicht" antwortet sie mit brüchiger Stimme.
"Wieso hast du so laut geschrien? Wir haben dir doch nichts getan oder?"
"Ich denke nicht. Ich weiß doch selbst nicht was eben passiert ist. Ich weiß nur, dass ich schnell weit weg wollte"
"Warum wolltest du weit weg?", frage ich sie.
Sie zuckt mit den Schultern. Ich streiche ihr die Haare aus dem Gesicht.
"Ist es weil Jason dich geschlagen hat?"
"Ich weiß es nicht okey!", sagt sie aufgebracht.
Ich nehme ihr Kinn sanft zwischen meinen Daumen und Zeigefinger und drehe ihren Kopf leicht nach links damit ich mir ihre linke Wange anschauen kann. Sie ist gerötet und man sieht einen leichten Abdruck wo Jason's Handfläche aufgekommen ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er so fest zu geschlagen hat. Das hat nämlich nicht so ausgesehen. Ich lasse ihr Gesicht wieder los und drücke sie wieder an mich. Mira zittert heftig am ganzen Körper. Ich schaue kurz auf meine silberne Armbanduhr. Es ist kurz vor halb vier. Gut, dass ich meine Termine von heute alle verschoben habe.
"Mira?", frage ich leise.
"Ja?"
"Wollen wir nicht wieder reingehen?"
Sie zuckt mit den Schultern. Daraufhin stehe ich auf. Mira zögert und bleibt sitzen. Schlechtes Zeichen wenn sie nicht mit rein kommen wil. Ich gebe ihr aber mit meiner Körperhaltung zu verstehen, dass ich nicht ohne sie gehen werde. Schließlich seufzt sie laut auf und steht dann auf. Sie schwankt und wäre fast umgefallen wenn ich sie nicht aufgefangen hätte. Jetzt liegt Mira in meinen Armen. Ich spüre ihren Atem auf meiner Brust. Ihr Herz klopft wild. Ich spüre es. Das ist herrlich sie so im Arm zu halten. Sie atmet sehr schnell als würde sie sich vor etwas fürchten. Ich setze sie auf der Bank ab und betrachte sie prüfend. Sie zittert extrem. In diesem Zustand kann sie nie alleine gehen. Nicht auszudenken was passieren könnte. Ich überlege kurz wie ich sie jetzt am besten hinein bringen soll. Dann habe ich eine Idee. Ich gehe langsam auf sie zu. Sie rückt weiter weg von mir. Aber das hält mich nicht davon ab das zu tun was getan werden muss.

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