Dr Frey's Sicht
Ich gehe weiter auf Mira zu. Dann bin ich bei ihr angekommen und knie vor ihr nieder. Ich lege meine rechte Hand unter ihre Knie während meine linke Hand ihre Taile umfasst. Dann stelle ich mich wieder gerade hin. Mira schlingt ihre Arme um meinen Hals und klammert sich richtig fest. Am Anfang habe ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Das verschwindet aber gleich wieder. Ich gehe mittlerweile mit ihr im Brautstyle wieder zurück zur Klinik. Sie in meinen Armen zu tragen fühlt sich so gut an. Am liebsten würde ich sie nie wieder loslassen. Sie ist federleicht. Nein wirklich. Sie ist viel zu leicht. Ich meine ich weiß, dass Mädchen in diesem Alter einen Schönheitswahn haben aber das kann nicht mehr normal sein. Das muss ich abklären lassen. Aber jetzt zurück zum wichtigen. Es ist so schön mit ihr im Arm. Ich rieche den Duft ihrer Haare. Wie frische Erdbeeren im Sommer. In der Eingangshalle sehen uns alle schräg an. Auch Denise vom Empfang schaut mich schockiert an. Kein Wunder. Der Chefarzt trägt ein süßes Mädchen wieder zurück in die Klinik aus der sie vor fast zwei Stunden geflohen ist. Ziemlich schräg. Ich durchquere schnell die Eingangshalle, bleibe vor dem Aufzug stehen und warte angespannt, dass der Lift kommt. Ich höre ein leises Pling und weiß, dass er endlich da ist. Ich steige ein und drücke den Knopf für den achten Stock. Die Türen schließen sich und wir sind wieder allein. Kaum, dass die Türen zu sind fällt die Anspannung von mir ab. Gleichzeitig merke ich aber, dass sich ihre Atmung verschnellert. Ich streiche mit meinem linken Daumen und Zeigefinger über ihre Taile. Immer und immer wieder. Wie eine lang einstudierte Geste. Ich merke wie sie langsam aufhört zu zittern und sich beruhigt. Auch mich beruhigt es ungemein sie im Arm zu halten und zu wissen, dass sie jetzt bei mir in Sicherheit ist und ich auf sie aufpassen kann. Dann sind wir im achten Stock angekommen. Die Aufzugtüren öffnen sich und ich trete mit Mira in meinen Armen auf den Gang hinaus. Ich gehe in mein Büro. Dort steht Jason am Fenster und schaut unruhig in den Park hinaus. Als er mich hört dreht er sich schnell um.
"Mira. Um Gottes Willen wo warst du?", fragt er aufgebracht.
Ich gehe zum Sofa und lege Mira dort sanft ab. Ich schiebe einen Stuhl zum Sofa heran und setze mich neben sie. Jason fährt sich aufgebracht durch die Haare und kommt dann ebenfalls zum Sofa. Er lässt sich auf den Stuhl daneben fallen und schaut Mira prüfend an. Ich tue es ihm gleich. Zuerst hält sie unseren Blicken stand doch dann schaut sie weg und wischt sich mit der Hand die neu gekommenen Tränen weg. Ich stehe wortlos auf, gehe zum Schrank, hole eine Packung Taschentücher raus, gehe zurück zum Sofa und reiche sie ihr. Sie schaut mich dankbar an und nimmt eines.
"Möchtest du mit uns reden?", frage ich sie.
Sie schüttelt kaum merklich den Kopf. Jason seufzt frustriert auf.
"Jason? Lässt du uns bitte kurz allein", frage ich ihn wenig später ohne ihm in die Augen zu schauen.
Ich weiß nicht aber ich habe so ein Gefühl, dass sie nicht redet weil er im Raum ist. Ich bin ihr Arzt und will ihr nur helfen. Das will Jason auch aber vielleicht kann nur ich ihr in dieser Sache helfen. Er schaut mich schockiert an und will protestieren. Aber dann steht er auf und verlässt wortlos den Raum. Ich zucke kurz zusammen als er die Tür hinter sich lautstark zuschlägt.
"Geht es so besser?", frage ich sie.
"Ich weiß nicht", antwortet sie.
"Willst du mir jetzt erzählen was los ist?"
"Ich weiß doch selbst nicht was los ist!", sagt sie aufgebracht.
"Warum glaube ich dir das nicht?"
"Vielleicht weil sie Arzt sind und immer alles wissen wollen!"
Ich grinse leicht über ihre Antwort.
Irgendwie hat sie Recht. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Mittlerweile ist es halb fünf. Ich schaue sie gespannt an. Sie seufzt leise und beginnt mit ihren Fingern zu spielen.
Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück.
"Nur zu. Ich hab den ganzen Tag Zeit", sage ich ruhig.
"Ich auch!", erwiedert sie trotzig.
Sie verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich nach hinten. Nach ein paar Minuten des eisernen Schweigens seufze ich geschlagen und stehe auf.
"Für heute habe ich genug gesehen", entscheide ich.
Ich gehe zur Tür, öffne sie und hole Jason wieder herein. Er schaut mich fragend an. Ich schüttel nur kurz den Kopf um ihm zu zeigen, dass das Gespräch, welches ich mir erhofft habe, nicht stattgefunden hat. Er nickt und geht wieder zum Sofa.
"Hat jemand Hunger?", frage ich.
Wie auf Kommando fängt ein Magen an zu knurren. Ich grinse leicht und Jason nickt mit dem Kopf.
"Auf jeden Fall", antwortet er lachend.
Ich schaue Mira fragend an. Sie zuckt mit den Schultern.
"Gut gehen wir was essen"
"Ich bin müde. Kann ich nicht hierbleiben?"
Jason wirft mir einen kurzen Blick zu.
"Mira du musst etwas essen. Du hast doch heute sicher noch nix gegessen", erwiedere ich.
"Aber ich hab keinen Hunger. Bitte ich will nur ins Bett"
"Nein Mira. Du musst etwas essen", bleibe ich hart.
Für mich ist diese Diskussion beendet weshalb ich auch aufstehe. Jason tut es mir gleich.
"Mira", sage ich streng.
Sie seufzt, steht aber dann auch auf und folgt uns aus dem Büro hinaus. Im Aufzug entscheiden Jason und ich, dass wir zum Italiener um die Ecke gehen. Wir verlassen die Klinik und gehen durch den Park zum Ausgang. In der Stadt gehen wir zum besten Italiener den ich kenne. Mira ist unterwegs sehr still was aber nach den Ereignissen vom Nachmitag nicht sehr verwunderlich ist. Wahrscheinlich muss sie in Ruhe über alles nachdenken überlege ich. Beim Italiener angekommen setzen wir uns an einen gemütlichen Fensterplatz. Jason und ich bestellen Wein. Mira nimmt eine Cola. Dann suchen wir was zum Essen. Mira nimmt eine kleine Pizza Prosciuto Funghi, ich eine Diavolo und Jason nimmt Spaghetti frutti di mare. Wenigstens isst sie überhaupt etwas. Das muss ich die nächsten Tage unbedingt kontrollieren. Als das Essen kommt herrscht Schweigen am Tisch. Jason versucht ein paar mal ein Gespräch anzufangen scheitert aber kläglich. Irgendwann lässt er es ganz bleiben. Nach dem Essen bezahle ich, trotz Wiederworten von Jason, dann gehen wir zurück zur Klinik. Mittlerweile ist es sieben Uhr abends. Wir gehen langsam zurück. Unterwegs telefoniere ich mit Mira's Mutter und erkläre ihr, dass ihre Tochter die Nacht bei uns in der Klinik verbringen wird damit ich mich morgen um sie kümmern kann. Jason verabschiedet sich auf halben Weg bei uns und geht zum Parkplatz um nach Hause zu fahren. Jetzt bin ich allein mit Mira auf dem Weg zur Klinik. Wir gehen durch den Park. Der Mond spiegelt sich gerade auf dem See. Ich bin froh, dass Mira bei mir ist und das auch sieht. Das schöne Schauspiel das ich mir fast jeden Abend anschaue. Wir gehen durch die verlassene Eingangshalle der Klinik. Ich drücke den Knopf für den Fahrstuhl. Als wir drinnen sind drücke ich den Knopf für den achten Stock. Oben angekommen steigen wir aus und ich gehe voran zu einer schwarzen Holztüre auf der rechten Seite. Ich öffne sie und lasse Mira zuerst hineingehen. Das Zimmer hat einen Ausblick auf den Park. Darin befindet sich ein schwarzes Bett, ein großer Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Fernseher mit DVD Player und eine Tür die zu einem seperaten Badezimmer führt.
"Das ist dein Zimmer für die kommenden Tage", sage ich zu Mira.
Sie schaut mich geschockt an.
"Wie bereits besprochen wirst du hier übernachten damit wir morgen früh gleich anfangen können"
Sie seufzt und tritt an die Fensterfront. Ich stelle mich neben sie und schaue mit ihr hinaus in die dunkle Nacht.
"Brauchst du noch etwas?", frage ich sie.
"Äh ja. Wo sind hier Schlafsachen?"
"Im Schrank liegen Kleider in deiner Größe und im Badezimmer stehen Kosmetikartikel bereit"
"Ok danke. Ich glaub dann hab ich alles", sagt sie.
"Gut. Dann sehn wir uns morgen früh wieder. Gute Nacht"
"Gute Nacht"
Ich gehe zur Tür und mache sie auf. Ich werfe einen Blick zurück und sehe Mira noch immer gleich am Fenster stehen. Dieses Mädchen ist so bild hübsch. Sie fasziniert mich so sehr. Am liebsten würde ich sie jetzt in den Arm nehmen und nie wieder los lassen. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe den Gang entlang zu meinem Büro. Denn an das Ende des Abends ist noch lange nicht zu denken.
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Doctor in Love
RomantizmWahre Liebe findet man nicht an jeder Straßenecke. Man findet sie überhaupt nicht. Sie findet dich. Sie überfällt dich und macht dich abhängig. Du kannst absolut nichts dagegen machen. Manche Leute bekommen sie nur einmal in ihrem Leben. Andere übe...