Nerven

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  Blinzelnd öffnete er die Augen, brauchte einen Moment bis er wieder ganz bei sich war und sich die verschiedenen Lichtpunkte und Konturen zu dem Raum zusammen gesetzt hatten, die er kannte.
Ein Stöhnen entrann seinen Lippen, als er sich vorsichtig aufsetzte und sein Blick sich mit dem seines Partners kreuzte.
Man kann nicht umhin zu bemerken, dass Sasori mehr als genervt war, doch diesmal schien tatsächlich nicht er der Übeltäter zu sein, sondern viel mehr das, was ihn dort aus den Träumen gerissen hatte.
Er richtete seinen Blick zur Zimmertür und zuckte kaum merklich zusammen als ein zweites Mal, es mussten mehrere Kinder sein, dran vorbei gerannt wurde.
Sie quietschten vergnügt, spielten scheinbar Kriegen, doch ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits tiefste Nacht war.
Misstrauisch hob er eine Braue, als sich Sasori plötzlich ruckartig erhob, hatte er bis dahin doch schweigsam auf dem fleckigen Teppich gekauert um an seinen Püppchen zu werkeln.
„Ich hasse Kinder.", meinte Deidara ihn noch murren zu hören, während der Rotschopf mit angesäuerte Miene an ihm vorbei rauschte und die Tür aufriss.
Interessiert beugte sich der Blonde ein Stück nach vorne um einen Blick auf den Flur und die dortigen Übeltäter zu erhaschen, doch der Akasuna nahm ihm die Sicht.
„Ist doch egal.", versuchte er den Älteren zu beschwichtigen, der suchend den Kopf nach draußen streckte.
Müde kuschelte sich der Bomber zurück in die Kissen, ihm war immer noch übel, aber die Kopfschmerzen wurden langsam besser.
Sasori schnaubte verächtlich und warf ihm einen verärgerten Blick zu, schloss die Tür dann jedoch wieder.
„Dir vielleicht, du schläfst ja auch die meiste Zeit.", knurrte er dann, schritt zurück zu seinen Werkzeugen und ließ sich wieder auf den alten Teppichboden sinken.
Behutsam rollte sich der Blonde auf die Seite um seinen Meister besser anschauen zu können.
„Sind halt Kinder.", war alles, was er dazu zu sagen hatte, doch der Ältere ließ nur ein genervtes Brummen hören.
„Du warst bestimmt auch so.", versuchte er es heiser, was den Sunaninja inne halten ließ.
„Nein, so war ich nicht.", behauptete er und warf dem Jüngeren einen kühlen Blick zu, „Ich wusste wie ich mich zu benehmen hatte, denn mir wurde reichlich Gehorsam eingetrichtert."
Deidara lächelte leicht, schloss dann die Augen, da diese brannten und langsam wieder zu tränen begannen.
„Von deiner Großmutter?", wollte er dann wissen.
Das leise Ratschen auf dem Holz verriet ihm, das der Marionettenspieler wohl wieder mit dem Schnitzen begonnen hatte.
„Mh.", kam es stimmig aus seiner Richtung.
Eine Weile war es still in dem kleinen Zimmer und der Bomber war kurz davor wieder ein zu nicken, als ihn plötzlich Sasoris Worte aufschrecken ließen.
„Wie alt bist du noch mal?", verlangte dieser zu wissen.
Verwirrt öffnete der Blondschopf ein Auge, halb, Sasori schaute ihn nicht an, wie üblich, werkelte nur an dem Handgelenk seines neusten Projektes herum.
„18.", entgegnete er und gähnte.
„Fast 19.", fügte er dann rasch an, immerhin nervte es ihn so schon, dass er anscheinend das Küken der Organisation darstellte, da musste man es nicht noch beschwören.
„Wieso?", wollte er schließlich wissen, immerhin interessierte sich Sasori ja auch sonst nicht für ihn.
Das er nicht mal wusste wie alt sein Partner eigentlich war, war Beweis genug.
Der Rothaarige zuckte nur schwach mit den Schultern und griff dann nach einer etwas kleineren Zange für die feineren Schrauben.
Seufzend schloss der Bomber schließlich wieder die Augen und schmiegte sich in die Decke.
„Jetzt weißt dus' ja.", nuschelte er erschöpft, „Fast 19."
Sasori lachte leise.
„Fast?", wiederholte er belustigt," Bis Mai ist es aber noch ein ganzes Weilchen."
Schon halb eingeschlafen rollte sich der Toner auf den Rücken, und lächelte leicht.
„Du weißt wann ich Geburtstag habe, aber nicht wie alt ich bin...?", schmunzelte er und zog sich die Decke bis zum Hals, als ihm plötzlich ein seltsamer Eisenduft in die Nase stieg.
Der Marionettenspieler wollte gerade etwas erwidern, als mit einem Mal wieder die kreischende Horde an ihrem Zimmer vorbei trampelte.
Sie mussten mindestens zu sechst sein.
Der Erschütterung nach zu urteilen und auch dem Lautstärkepegel nach.
Deidara konnte gar nicht so schnell gucken, wie sein Danna plötzlich wieder auf den Füßen stand und verärgert den Schraubenzieher auf den Boden pfefferte.
„Jetzt reicht's!", zischte er wütend und der Blonde betete einfach nur, dass die Kleinen gescheit waren und schnell das Weite suchten, denn mit einem genervtem Sasori war nicht gut Kirschen essen.
„Danna...", wollte er seinen Teamkollegen noch aufhalten, doch dieser beachtete ihn gar nicht weiter, schnappte sich seinen Mantel und war schon nach draußen auf den Flur verschwunden, die Tür sperrangelweit aufgelassen.
„Mh...", leise wimmernd rollte sich der blonde Künstler in dem Bett zusammen und schloss die Augen, versuchte die kalte Zugluft zu ignorieren und begann schon leicht zu frösteln.
Dämlicher Holzkopf, ein bisschen Rücksicht nehmen hätte er trotz alle dem, es war ja schließlich nicht so, als wäre Deidara nicht bereits krank genug.
Der junge Akatsuki wartete eine Weile, doch sein Meister kam nicht zurück, draußen auf dem Flur herrschte toten Stille und nach ein paar Minuten gingen auch die Lichter wieder aus.
Einzig und alleine seine Nachttischlampe spendete ein wenig Helligkeit und Deidara wusste nicht warum, doch mit einem Mal fühlte er sich furchtbar unwohl so verlassen in diesem fremden Dorf.
Sollte jetzt ein Angreifer kommen, so wäre er völlig ausgeliefert und leichte Beute, denn in seiner momentanen Verfassung wäre es ihm unmöglich sich auch nur annähernd zu verteidigen.
Unsicher öffnete er die Augen einen Spalt breit, zuckte beinah zusammen, als er im ersten Moment dachte in der Ecke des Raumes würde jemand stehen, doch atmete dann erleichtert auf, als er erkannte, das es nur die Vorhänge waren, die Falten geworfen hatten.
Ein Schmunzeln huschte über die blassen Lippen.
„Mach dich mal nicht ein.", murmelte er sich selber Mut zu und zwang sich dann weiter zu schlafen.
Sasori würde, sobald er den Kleinen den Kopf gewaschen, und diesen auch hoffentlich dran gelassen hatte, direkt wieder zurück kommen, immerhin wusste er um Deidaras momentane Lage.
Es dauerte auch gar nicht lange ,da war der Bomber bereits wieder vor Erschöpfung eingenickt.

Sasori hingegen fand ein Stockwerk weiter oben keine Ruhe, war immer noch auf der Suche nach den Störenfrieden.
Er hasste es, wenn ihn etwas beim Puppenbauen aus der Konzentration brachte, das machte Deidara bereits oft genug und jedes weiter Mal brachte es ihn schneller auf die 180.
Er blickte in den leeren Gang, welcher sich vor ihm auftat und ein wenig wunderte es ihn, das er so gar keine anderen Gäste traf, auf der anderen Seite hatten sie es auch mitten in der Nacht und das Dörfchen schien nicht gerade gut besucht.
Knurrend machte er kehrt, lief den langen Flur wieder zurück, als ihn plötzlich etwas inne halten ließ.
Es war die geöffnete Tür des Zimmers, welches sich, der Nummer nach zu urteilen, direkt über dem Ihrigen befinden musste.
Und somit auch, schlussfolgerte man weiter, das war, in welchem diese, höchst-wahrscheinlich 10-Köpfige Familie lebte.
Verärgert biss sich der Rothaarige auf die Unterlippe, ging zielstrebig auf die angelehnte Tür zu und riss sie mit solch einer Wucht auf, das sie an die dahinter liegende Wand knallte.
Misstrauisch blickte er in den dunklen Raum vor ihm, blinzelte ein paar Mal, doch konnte in der Schwärze nicht das geringste ausmachen.
„Hallo?", murrte er genervt, doch keine Antwort.
Er schnaubte einmal verächtlich, straffte dann die Schultern und betrat den dunklen Raum ohne großartig weiter nach zu denken.
Immer noch zornig sah er sich in der Mitte des Zimmers um, beinah das Selbe, wie jenes in welchem Deidara und er lebten, nur eben spiegelverkehrt.
Es war ziemlich unaufgeräumt, was ihm sofort auffiel, immerhin war er ein Freund der Ordnung und Struktur, weswegen er auch um das Zimmer des Blonden, im Hauptquartier, so gut es ging einen Bogen machte.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken, wenn er an die dreckige Kleidung und verstreuten Essensreste dachte, die der Bomber als „Fußboden" bezeichnete, die Hälfte des Raumes war ohne hin verbrannt, der halbe Schrank war angekokelt, da der Jüngere nur zu gerne, vor allem Nachts, an seinen Sprengstoffzusammensetzungen werkelte.
Innerlich mit dem Kopf schüttelnd bahnte der Sunaninja sich seinen Weg weiter, durch den nicht viel aufgeräumteren Raum und hielt mit einem Mal inne, als ihn ein Augenpaar aus der Dunkelheit entgegen funkelte.
Instinktiv ging er in eine defensive Haltung und griff unter seinen Mantel, an seine Hüfte, nach den mit Gift benetzten Kunais, doch sein Gegner regte sich nicht.
Ungläubig blinzelte der Rothaarige ein paar mal, richtete sich dann auf, die Hand nach wie vor auf den Wurfmessern ruhend und ging näher auf den Sessel zu.
Beinah hätte er gelacht, ließ die Hand sinken und griff nach der Puppe, welche auf dem Polster hockte.
Es war definitiv das Spielzeug eines Kindes, eine Mädchenpuppe aus Porzellan, starrte ihm aus ihren kalten, toten Augen entgegen, welche ihm fahlen Licht des Flures leicht schimmerten.
Er drehte das Püppchen begutachtend in der Hand, sie war nicht gut verarbeitet und auch ihr Kleid schien recht ramponiert und war an manchen Stellen verfärbt von Dreck und... Lippenstift? Dieser Fleck war rot.
Er schlussfolgerte, dass die hier lebende Familie nicht die wohlhabendste sein konnte, naja, bei so vielen Kindern...
Er setzte das Spielzeug zurück auf den Sessel und schaute sich prüfend um, doch immer noch schien er alleine.
Wo waren die denn?
Wahrscheinlich auf der Suche nach ihrer Brut, nun besser war das.
Gedehnt seufzend schritt er zurück gen Ausgang, als ihn plötzlich ein tropfendes Geräusch inne halten ließ.
Er drehte den Kopf leicht und wäre beinah zusammen gezuckt, als plötzlich das Licht auf dem Flur aus ging und er sich inmitten reiner Finsternis wieder fand.
Das Tropfen war jedoch immer noch zu hören, er folgte der Quelle des Geräusches, welches ihn ins Badezimmer führte, welches seitlich des kleinen Eingangsbereiches lag.
Er knipste das Licht an und unter leisem Summen erhellte sich der Raum, durch die Lampe über ihm.

Ein plötzliches Klirren ließ ihn aus dem Schlaf hoch schrecken.
Mit rasendem Herzen und bebenden Lungenflügeln saß Deidara mit einem Mal kerzen gerade im Bett und schaute sich mit großen Augen um.
Das erste was ihm auffiel, war das er nach wie vor alleine war, die Tür immer noch aufgerissen, Sasori schien also noch nicht widergekehrt.
Was trieb der denn wieder so lange?
Kopfschüttelnd ließ sich der Bomber zurück in die Kissen gleiten, schmuste sich tiefer in die beiden Decken und schloss die Augen wieder, als ihn ein erneutes Poltern den Kopf heben ließ.
Hatte er es sich doch nicht eingebildet.
Er setzte sich auf, obwohl sich gefühlt alles in ihm dagegen sträubte und blieb einen Augenblick unschlüssig auf der Bettkante hocken.
Sollte er nachschauen gehen?
Den Geräuschen nach zu urteilen musste sich, was, oder wer auch immer es war,... es kam aus dem Badezimmer.
Die Tür hatte die ganze Zeit offen gestanden und er hatte feste geschlafen, es wäre also ein leichtes gewesen, sich als Feind Zutritt zu verschaffen.
Aber welcher Feind würde denn bitte im Badezimmer von ihnen solch einen Tumult veranstalten?
Ein Ninja konnte es nicht sein, das auf keinen Fall, der wäre ja dann auch direkt auf ihn los gegangen, wo er sich doch wie das Fleisch auf dem Silbertablett, schutzlos, präsentiert hatte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Feind handeln würde, war demnach gering.
Vielleicht war es Sasori?
Aber der hätte doch die Tür geschlossen?
Zitternd griff sich der Blonde die kratzige Wolldecke, legte sie sich um und schlurfte unter leisem Wimmern, aus Angst, da die Welt um ihn herum bedrohlich zu wanken schien, Richtung Badezimmer.
Vorsichtig tippte er die angelehnte Tür an, hielt sich am Rand, für den Fall, das mögliche Wurfgeschosse nach draußen geflogen kamen, wollte er sich nicht in der Schussbahn befinden und langte rasch um die Ecke um das Licht an zu knipsen.
Verwundert schlug er mit den Augen auf.
„Du bist doch...?", krächzte er ungläubig und betrachtete sich das Mädchen, welches er bereits bei ihrer Ankunft im Dorf angetroffen hatte.
Mit leicht schief gelegtem Kopf blinzelte sie zurück.
Sie konnte nicht älter sein als sieben- acht Jahre, Deidara tat sich schwer mit dem Einschätzen von Altern.
„Hallo.", begrüßte sie ihn unschuldig und strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht.
Immer noch misstrauisch um sich schauend betrat der Bomber den kleinen, gefliesten Raum, doch das Mädchen schien tatsächlich alleine zu sein.
Sein Blick fiel auf den zerbrochenen Glasbehälter mit Q-Tips, welche nun verstreut auf den beige-gelben Fliesen lagen.
Erschöpft seufzend ließ er sich auf den Klodeckel sinken, seine Beine hatten bereits wieder unangenehm zu zittern begonnen und er hatte das Gefühl den Halt im Stehen zu verlieren.
Schwer atmend blickte er auf das Mädchen, welches ihn mit entschuldigender Miene schüchtern anlächelte.
„Is' nicht so schlimm.", murrte er, mit Blick auf die Scherben und betrachtete das Kind dann genauer.
Ihre Kleidung war typisch und der Dorfkulisse entsprechend, braun-graue Farbtöne über wiegten und er vermutete das, das aus Leinen bestehende Kleid mit dazu passendem Jäckchen und Strümpfen, alles, selbst genäht war.
Ihr roten Wangen waren mit Ruß und Dreck befleckt, genau so wie auf ihren rabenschwarzen, struppigen, langen Haaren die Staubpartikel im Licht des Waschbeckenschränkchens schimmerten.
Ihr Outfit sah nicht besser aus, ebenso zerschlissen und ihr Knie war verbunden, mit einem dreckigen Verband, welcher ausschaute, als würde er schon seit Generationen in ihrer Familie weiter gegeben werden.
Er hob eine Braue.
Aus welchem Loch kam die denn gekrochen?
Sie schaute aus, als würde sie in der Kanalisation leben. Hausen. Eher hausen.
Unsicher schaute er zur Tür, dann wieder zur dem Mädchen, welches begonnen hatte nervös an dem Saum seines Kleider herum zu zupfen.
„Was machst du denn hier?", wollte er schließlich wissen, „Weißt du eigentlich wie spät es ist?"
Sie schüttelte nur den Kopf.
Er hustete ein paar Mal, atmete dann rasselnd ein und aus, ehe er sie mit tränenden Augen anschaute,
„Bist du krank?", wollte die Kleine mit einem Mal wissen und machte ein paar unsichere Schrittchen aus ihn zu.
Er nickte schwach.
„Schlimm?", fragte sie besorgt nach, was ihn leicht zum schmunzeln brachte.
„Ich werd' schon nicht sterben.", beruhigte er sie und schob misstrauisch die Brauen zusammen, als mit einem Mal das Lächeln aus ihrem Gesicht wich und sich ihre Miene augenblicklich verhärtete.
„Mein Bruder war krank und dann ist er gestorben.", berichtete sie ohne mit der Wimper zu zucken.
Deidara blickte verwirrt auf.
„Das tut mir leid.", entgegnete er und zupfte ihr behutsam ein paar Staubkörner aus dem Haar.
Sie zuckte mit den Schultern, bemerkte dann die Münder auf seinen Händen und begutachtete sie mit leichtem Funkeln in den Augen.
Deidara, der eine solche Reaktion gewohnt war, gerade bei Kindern, drehte die Handflächen nach oben und streckte sie ihr entgegen, damit sie besser schauen konnten.
„Sie tun' nichts.", klärte er sie auf, nachdem er ihren unsicheren Blick bemerkt hatte.
„Ich war noch klein, als er gestorben ist. Deswegen weiß ich das nicht mehr genau, also ist es nicht so schlimm für mich.", erklärte sie ihm weiter, während sie neugierig mit dem Zeigefinger sanft die angedeuteten Lippen entlang fuhr.
Deidara nickte.
„Dann bist du aber sehr tapfer.", lobte er sie, was sie lächelnd aufblicken ließ.
„Er war noch ein Baby."
Traurig ließ sie von seinen Zungen ab und er ließ die zitternden Hände wieder sinken und kuschelte sich tiefer in seinen Deckenumhang.
„Und Mama ist seit dem komisch. Papa hat gesagt das es normal ist, aber..."
Sie trat ein bisschen näher und flüsterte, als hätte sie Angst, das man sie belauschen könnte.
„Ich habe Angst vor Mama.", erzählte sie ihm dann.
„Angst?", wiederholte der Iwaninja ungläubig, „Wieso hast du denn Angst vor deiner Mama?"
„Naja...", begann sie und schaute sich unsicher um, „Manchmal nimmst sie das was mein Bruder anhatte und wickelte es in eine Decke und dann wiegt sie das und singt Lieder. Und ich muss dann leise sein, weil sie sagt mein Bruder schläft."
Ein kalter Schauer fuhr dem Blonden über den Rücken.
„Sie...", begann er zögerlich und strich der Kleinen ein paar Strähnen aus der Stirn, „Sie braucht einfach ihre Zeit um das zu verarbeiten, weißt du?"
Traurig nickte das Mädchen und lächelte dann schwach.
„Aber es ist doch schon so lange her...", druckste sie unter zurück gehaltenen Tränen hervor, „Und seit Papa nicht mehr da ist, ist es noch schlimmer."
Tröstend strich er ihr über den Kopf.
„Wo ist dein Papa denn?", wollte er wissen, doch die Kleine schüttelte nur den Kopf.
„Er war bei der Explosion im Stollen.", erklärte sie dann, den Blick starr auf den Boden gerichtet.
Deidara seufzte gedehnt.
Das arme Kind.
„Auch tot...", nuschelte er berührt, mehr zu sich selbst, als zu dem Mädchen, doch diese schaute mit einem Mal verwirrt auf.
„Tot?", wiederholte sie verwirrt.
„Er hat überlebt?", fragte der Blonde überrascht.
Sie nickte leicht.
„Na, dann ist doch gut, sobald dein Papa wieder gesund ist und aus dem Krankenhaus kommt, dann kann er doch wieder zurück zu dir und deiner Mama.",lächelnd ließ er von ihr ab und wollte gerade aufstehen, doch sein Kreislauf streikte und leicht stöhnend ließ er sich wieder auf den Klodeckel sinken.
„Papa ist nicht im Krankenhaus.", entgegnete sie mit einem Mal und in ihre Stimme schwang etwas mit, was Deidara nicht ganz deuten konnte.
Verwirrt schaute er sie an.
„Nein?", wollte er wissen, „Wo denn dann?"
Mit großen Augen und ausgestrecktem Finger deutete sie hinter ihn, was ihn augenblicklich herum wirbeln ließ, was ihm für einen Moment tatsächlich die Sicht, des Schwindels wegen nahm.
Schockiert schaute er auf die Badewanne, welche halb verdeckt war, des zugezogenen Duschvorhanges wegen.
„Na, da.", hauchte sie und der Bomber rutschte instinktiv rückwärts vom Klo, als er mit einem Mal einen Schatten hinter dem Stoff erkannte, ihm ein widerlicher Geruch in die Nase stieg und mit einem platschenden Geräusch sich plötzlich eine wässrige, verbrannte Hand an den Badewannenrand krallte.
Er schaute panisch auf, zu dem kleinen Mädchen, doch von diesem konnte er nur noch erkennen, wie es hinaus aus dem Zimmer in den Flur huschte, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Mit rasendem Herzen und krampfhaft nach Luft ringend, richtete er seinen Blick wieder nach vorne.
Keuchend blickte er in die Steilaugen, die er nur all zu gut kannte und in welchen mit einem Mal solch ein Wahnsinn lag, das es, es Deidara kalt den Rücken runter lief.
„Sasori.", fiepste er hilflos, während sich der Mann wie ein Tier, seltsam fortbewegend mit allen Vieren über den Rand der Wanne schob und mit seltsam verdrehten Gliedmaßen auf dem Boden vor ihm aufkam.
Winselnd rutschte der Blonde nach hinten, seine Atmung ging rauf und runter und mit einem Mal wurde es ihm so schwindelig und er spürte wie immer weniger Luft in seine Lungenflügel gelangt, wie er drohte zu ersticken.
„Sasori...", wimmernd zog er die Beine an den Körper, den Blick starr auf das Ding vor seiner Nase gerichtet, welches sich schleppend nach vorne schob und eine Suppe aus Fleischsaft, Blut und Eiter auf dem Boden unter sich verteilte.
„Sasori, hilf mir..."
Sein Blickfeldrand wurde immer dunkler.

Schockiert starrte der Sunaninja in die Wanne, welche bis zum Rand mit Blut gefüllt war.
Aus dem Duschkopf tropfte immer noch die rote Flüssigkeit.
Er konnte sich das bei bestem Willen nicht erklären.
Das musste ein schlechter Scherz sein.
Doch lange Zeit darüber nach zu denken hatte er nicht, denn bereits im nächsten Moment hörte er einen verzweifelten Schrei von unten zu ihm rauf dringen.
„Deidara...", entwich es ihm, er machte kehrt, griff im Sprint nach seinen Kunais, sprang die Treppe hinunter, kam schlitternd zum stehen und hechtete auf das ihrige Zimmer zu.
Die Tür stand genau so weit offen, wie er sie hinterlassen hatte.
Völlig außer Atmen kam er im Türrahmen, des Badezimmers, zum stehen und starrte mit weit geöffneten Augen auf seinen blonden Partner, welcher komplett aufgelöst in der hintersten Ecke des Bads' kauerte und ihn aus völlig verheulten Augen anschaute.
„Sasori...", war alles was er zu Stande brachte, seine Brust hob und senkte sich panisch und er kroch schwach zu seinem Danna, welcher sich auf Knie sinken ließ.
„Bist du denn wahnsinnig?", wollte der Ältere wissen, griff nach der Decke, welche halb über dem Klo hing und legte sie dem zitternden Attentäter um die Schultern.
„Hab ich nicht gesagt du sollst im Bett bleiben?"
War das Gör denn wirklich von solcher Dummheit?
Er würde noch kränker werden und der leidtragende wäre letztendlich wieder Sasori.
Schnaubend wollte der Rothaarige sich bereits aufrichten, doch Deidara krallte sich wimmernd an seinem Ärmel feste.
„Da war ein Mädchen!", begann er hastig zu erzählen, schnappte immer wieder panisch nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen, doch schien nicht umhin zu kommen, Sasori von seinen Fieberhalluzinationen zu erzählen.
Seufzend ging der Ältere erneut in die Hocke, griff nach einem Stück Klopapier und wischte dem Blonden die Tränen von Wange und Kinn.
„Und dann war da der Mann. Der Mann, der Mann aus dem Fahrstuhl...", schluchzte dieser weiter, schlug die Hand seines Meisters weg, was dieser mit einem warnenden Blick zu beantworten wusste, doch Deidara fuhr unbeirrt fort:" Er war da und es ist der Vater des Mädchens. Das Mädchen als wir hier ankamen, weißt du noch?!"
Seine Stimme überschlug sich fast, er hechelte immer noch, schien kurz vor einer Hyperventilation zu stehen, setzte erneut an, doch Sasori wusste den Quatsch zu beenden.
Mit einer blitzschnellen Bewegung scheuerte er dem Blonde eine, der Knall hallte von den Wänden wieder und sogar seine Handfläche zwirbelte leicht.
„Deidara.", knurrte er mit fester Stimme und schaute seinen Partner eindringlich an, welcher ihn aus entsetzten, blauen Augen anblickte, „Lass den Scheiß und reiß dich zusammen."
„Aber ich hab...", begann der Blonde, doch Sasori fiel ihm scharf ins Wort: „Du hast es wirklich gesehen, ja. Du hast aber auch seit über einem Tag beinah 41 Grad Fieber und bist ja auch sonst nicht das hellste Licht im Hafen."
Mürrisch blickte der Blonde ihn an.
Man kam nicht umhin zu bemerken, wie schwach er war und Sasori biss sich unbewusst auf die Unterlippe.
Sagte Deidara die Wahrheit?
Er konnte nicht darauf vertrauen, immerhin war das Balg völlig durch den Wind.
Es hätte auch getigerte Elefanten sehen können und das mit eben solcher Überzeugungskraft dem Puppenspieler auftischen wollen.
Doch etwas ließ den Marionettenmenschen nicht los.
Immerhin hatte auch er etwas gesehen.
Diese mit Blut gefüllte Wanne.
Nun gut, die Leute hier schienen eh alle ein Rad ab zu haben.
Und aus irgendeinem Grund behagte ihm dieser Ort hier ganz und gar nicht.
Innerlich nickend richtete er sich auf.
Es war ihm egal, was Pein gesagt hatte.
Deidara war ein Shinobi, er musste lernen auch in Extremsituationen klar zu kommen und wenn Sasori eins wusste, dann das, was er, beziehungsweise sie, als nächstes zu tun hatten.
Ruckartig erhob er sich, packte Deidara am Arm, zog ihn mit nach oben und schubste ihn vor sich in den Raum hinein.
Verdattert drehte der Blonde sich zu ihm um, seine Wangen glänzten vom Fieber.
Schockiert fixierten ihn die blauen Irden.
„Zieh deinen Mantel an, wir gehen.", befahl der Rothaarige streng und war bereits dabei seine Werkzeuge zusammen zu packen.
Seit er hier war, dachte er immer wieder an seine Eltern und auch an seine Großmutter.
Er brachte seine Gedanken nicht unter Kontrolle und er brachte sein schlechtes Gewissen gegenüber Deidara nicht unter Kontrolle.
Zu allem Überfluss saß Pein ihm im Nacken und das alles wuchs ihm langsam über den Kopf.
Er brauchte einen Verantwortlichen und die Schuld musste bei diesem sonderbaren Dorf liegen, genau so wie...
Zornig blickte er zu seinem Partner, welcher wie angewurzelt im Raum stand, ihn aus großen Augen verständnislos anschaute.
Er konnte sich kaum auf den Beinen halten.
Aber er musste.
Um Sasori hatte sich auch keiner gekümmert, als es ihm schlecht ging.
Alle hatten sich von ihm abgewendet, als er am Ende seiner Kräfte gewesen war.
Selbst seine eigene Großmutter.
Wieso sollte er jetzt also Mitgefühl mit diesem Gör haben?
Wieso sollte er anders zu den Menschen sein, als die Menschen zu ihm gewesen waren?
Diese Gedanken waren lange nicht mehr so präsent gewesen, wie in den letzten Tagen, die sie hier verbracht hatten und sein Zorn war lange nicht mehr so geschürt.
Ob es daran lag das er die ganze Zeit auf Deidaras Genesung warten musste?
Oder weil es immer wieder die olle Chiyo war, die sich in seine Gedanken schob?
Er konnte es nicht sagen und er wollte es auch gar nicht.
Es war ihm egal.
Alles war ihm egal.
Dieser Ort.
Akatsuki.
Chiyo.
Deidara.
Er hasste es.
Er hasste es alles.
„Na los!", fuhr er den Jüngeren barsch an, als dieser sich immer noch nicht bewegt hatte.
„Ich hasse es zu warten!"  

Calls out of the dark (DeidaraxSasori // Naruto- / Akatsuki-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt