Kapitel 20

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Jace

Gemütlich trottete ich mit einer Patrouille durch den tiefen Schnee. Fortis hatte uns los geschickt. Am Rand unseres Territoriums hatte sich ein Einzelläufer niedergelassen und hatte unter anderen in unserem Territorium gejagt. Der Schnee fiel lautlos aus den grauen Wolken und blieb in unseren Fellen hängen. Aber die Kälte drang nicht durch mein Dickes Fell. Aber Kyle schien etwas zu frieren. Er war ein Bengal-Tiger und entwickelte zu dieser Jahreszeit ein nicht so dickes Fell wie jetzt zum Beispiel ich. Meine Art lebte in kalten Gebieten und dementsprechend Kälteresistent war ich. Mir würde es nicht mal was ausmachen bei -20°C in einem Schneesturm so eine Aufgabe zu erledigen. Ok. Doch. Schneestürme sind jetzt nicht unbedingt mein Lieblingswetter. Aber die Temperatur juckt mich nicht.

Ich blieb stehen als mir der fremde Geruch in die Nase stieg. Der Geruch war frisch. Zu frisch für meinen Geschmack. Auch die anderen schauten sich Argwöhnisch um. Bis Kyle knurrte. Sofort drehten wir uns alle zu ihm und sahen was er anknurrte. Ein großer Amur-Tiger stand auf einem Hügel und funkelte uns mit gefletschten Zähnen an. Wir starrten ein weile zurück. Keiner sagte was. Nur der Wind pfiff eisig um unsere Ohren. Nach einer gefühlten Ewigkeit verschwand der fremde Tiger.

"Hatte Fortis nicht gesagt wir sollen ihn entweder in den Clan bringen oder ihn vertreiben wenn er sich wehrt?" fragte Baily uns. Ich schaute zu der jungen Tigerdame und nickte.
"Ich geh mal hin. Ich wollte ja selbst nicht zu euch in den Clan."
Ohne auf ein Wort der anderen zu warten sprang ich durch den Schnee auf den Hügel und folgte der blassen Geruchsspur des Tigers. Ich kam in den kleinen Kieferwald der hinter der Freien Landschaft unseres Territoriums war. Ich entdeckte unter einer tief hängenden Kiefer eine gestreifte Pfote. Langsam ging ich um den Baum rum so das er mich sehen konnte. Und er sah mich. Das bekam ich auch sofort zu spüren als mir jemand die Krallen über die Ohren zog. Aber der Tiger den ich gesehen hatte lag noch immer unter der Kiefer. Ich wirbelte rum und schaute in das Wutverzerrte Gesicht des Amur-Tigers den wir grade gesehen hatten. Erst als er merkte das ich ruhig dastand fuhr er die Krallen ein. Seufzend trottete er unter die Kiefer und legte sich hin.
"Was willst du kleiner?"
Seine Stimme war rau und es passte zu seinem Aussehen. Er war groß, breit gebaut und alt. Sehr alt. Trotz des dicken Fells konnte man deutlich seine Knochen sehen. Das Fell war stumpf und fehlte an der ein oder anderen Stelle. Seine Schnauze war grau weiß und die Augen eingefallen. Die Zähne gelb und brüchig.

Als ich nicht antwortete, drehte er sich zu dem anderen Tiger um.
"Er tut uns nichts Credentes."
Seine Stimme war jetzt weich. Schnaubend erhob sich der andere Tiger. "Das ist gut Ita."
Sie wendete sich mir zu.
"Mein Name ist Credentes und dies ist mein Gefährte oder Mann,wie du es willst, Ita. Wir sind weit gereist. Ich wollte mich euch anschließen als wir von euch erfuhren aber Ita der alte Grießgram wollte nicht."
Ein leicht belustigter Ausdruck trat in ihre alten, matten Augen. Ich zuckte belustigt mit der Schweifspitze. Ita murrte nur.
"Ich bin auch hier um euch einzuladen. Der Befehl unseres Alphas lautet 'Bringt ihn mit oder vertreibt ihn wenn er sich weigert.' Und ich möchte euch ungerne vertreiben. Also...würdet ihr mir dann folgen?"
Credentes schaute mich kurz verdattert an und nickte dann. Langsamen gingen wir ins Territorium zu den anderen zurück.
"Da bist du ja. Wir haben uns schon Sorgen gemacht" sagte Baily erleichtert. Als sie aber Credentes entdeckte knurrte sie.
"Zwei?!"
"Sie tun uns nicht also fahr die Krallen ein Baily" knurrte ich woraufhin sie die Ohren anlegte sich aber entspannte.
"Das sind Ita und Credentes. Sie kommen mit uns. Wir sollten uns Beeilen. Es wird langsam stürmisch"
Die anderen nickten zustimmend und so schnell es nun mal mit zwei alten Tieren ging, gingen wir zum Lager zurück. Fortis wartete unter der Veranda des Gemeinschaftshauses und erhob sich als er uns endeckte. Schnell kam er uns entgegen und blieb vor uns stehen.
"Ihr habt sie mitgebracht."
Er schaute zu den beiden und neigte respektvoll den Kopf.
"Wilkommen. Ich bin Fortis, der Alpha des McDuncan Clans. Und wer seid ihr?" seine Stimme war ruhig, und doch war sie Respekt einflößend.
Ich weiß nicht wie er es hinkriegt ruhig zu bleiben und doch zu zeigen das er hier das sagen hatte und das er der Stärkere war. Ich würde da so meine Probleme haben.

Der Tiger und sein FalkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt