Wir kennen es alle: der Geburtstag des oder der Liebsten steht an, und wir haben keinen blassen Schimmer, wie das Geschenk aussehen soll. In der Not tut es dann oft ein Buch. Aber wieso sollen wir uns denn neben unserem stressigen Alltag noch die Mühe machen, uns lange mit den Vorlieben des oder der Beschenkten zu beschäftigen? Dafür sind ja schließlich Buchhändler da.
Ein Kunde betritt den Laden.
Ich: Guten Tag!
Kunde: Guten Tag!
Der Kunde blickt sich etwas ratlos um und sucht dann die Bestsellerliste ab.
Ich: Darf ich Ihnen bei Ihrer Suche behilflich sein?
Kunde: Oh ja, gerne, das ist lieb.
Ich: Suchen Sie denn nach einem bestimmten Buch?
Kunde: Nein, ich brauche ein Geschenk für eine liebe Freundin, die sehr gern liest.
Ich (mich wappnend für das, was gleich kommen wird): Was liest sie denn gern?
Kunde (schulterzuckend): Das weiß ich leider nicht so genau.
Ich: Kein Problem, wir finden sicher das richtige Geschenk für Ihre Freundin. Wissen Sie, welches Buch sie zuletzt gelesen hat?
Kunde: Nein...
Ich: Hat Sie mit Ihnen denn einmal über ein Buch gesprochen, das ihr gut gefallen hat?
Kunde: Ich glaube nicht, nein.
Ich: Dann erzählen Sie mir doch etwas von Ihrer Freundin, ist sie eher interessiert an Romantik oder an Spannung, vielleicht ist sie ja ein abenteuerlicher Typ?
Kunde: Also ja, schon.
Ich sehe ihn verwirrt an.
Kunde: Sie ist sehr fröhlich, also vielleicht eine lustige Geschichte?
Ich: Das klingt gut, wir haben momentan einige wirklich lustige und heitere Romane auf Lager, aber auch witzige Sachbücher, die von Kabarettisten geschrieben wurden. Was sagt Ihnen eher zu?
Kunde (zieht die Augenbrauen hoch): Ich bin mir nicht sicher... Es muss ja nicht mir gefallen, sondern der Frederike, meiner Freundin.
Ich drehe mich um, tue so, als würde ich in einem Regal nachschauen, und atme einmal tief ein und aus. Dann drehe ich mich wieder zu ihm.
Ich: Aber vielleicht haben Sie ja den gleichen Geschmack wie Ihre Freundin, sie sind ja schließlich befreundet.
Kunde: Hmhm... Aber ich weiß nicht so recht.
Ich: Ich stelle ihnen gleich ein paar Bücher zusammen, über die sich Ihre Freundin bestimmt freuen würde, und dann schauen Sie sich alle in Ruhe an, lesen die Klappentexte und dann können Sie sich für eines entscheiden.
Kunde: Gut, danke.
Nach ungefähr zehn Buchvorschlägen und einer halbstündigen Beratung, kommt der Kunde mit leeren Händen zu mir an die Kasse.
Ich: War doch nicht das Richtige dabei?
Kunde: Nein, leider nicht. Danke für Ihre Mühe.
Ich: Vielleicht wäre dann ein Gutschein für unseren Laden die bessere Variante, dann kann sie sich selbst ein Buch aussuchen?
Kunde: Ach nein, das ist so unpersönlich. Ich schenke Ihr doch lieber Pralinen.
Und damit verlässt er den Laden.
...also ich hätte mich riesig über einen Büchergutschein gefreut, viel mehr als über Pralinen. Aber mich fragt ja niemand.
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Mein irrer Alltag als Verkäuferin
Umorismo»Ich suche das grüne Buch mit der Rose.« »Danke für die Beratung, ich kaufe das Buch dann bei Amazon!« »Wie, Sie haben das Buch nicht gelesen? Sie sind doch Verkäuferin in einem Buchladen!« Diese und noch viele weitere witzige, verrückte, absurde un...