Kapitel 6

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Da liefen wir nun.  Als wir fast bei mir ankamen, war sie sehr erschöpft, Tränen zierten ihr Gesicht. Und tausende Fragen flogen durch meinen Kopf.

Sie konnte gerade so laufen. Ein paar Meter vor der Haustür bleib ich abrupt stehen und sah zu ihr runter. Sie runzelte die Stirn: "Wieso bleibst du stehen, wir sind doch gleich da?!"

Mein Blick wurde besorgt, dann aber wieder ernst: "Lass den Koffer stehen!" forderte ich sie grob auf.

"Was?! Nein, wieso sollte ich?! Ich trage den!!!" sagte sie etwas zickig.

Ich verdrehte darauf hin nur meine Augen: "Lass ihn los!"  sagte ich schroff.

Sie ließ ihn los, aber nur um mich an meinem Arm zu boxen: "Vergiss es Macho'lein! Ich bin schon ein großes Mädchen und...."

In dem Moment hob ich sie in meine Arme und unterbrach sie: "Mag sein, dass du ein großes Mädchen bist, aber ich sehe doch, dass du kaum noch laufen kannst und ich lasse es bestimmt nicht zu, dass du mir abklappst. Klaro?!"

Sie verdrehte die Augen und sagte darauf hin nichts mehr. Ich trug sie zur Haustür und schloss die Tür auf, dann ging ich durch, in das Wohnzimmer und legte sie auf der Couch sanft ab: "Warte hier. Ich hole deinen Koffer, du großes Mädchen." sagte ich zuckersüß und zwinkerte ihr zu.

Dalia grinste und lachte kurz: "Na dann mach das Mal du Würstchen!" Ich lief also los und holte ihren Koffer.

Als ich wieder im Wohnzimmer ankam,hatte sie einen heftigen Hustenanfall. "Ich hol dir was zu trinken." sagte ich und ging in die Küche.

Als ich mit einem Glas Wasser wiederkam und es ihr gab trank sie schnell einen Schlug, aber sie hustete immer noch und spuckte alles wieder aus.

Sie kippte von der Couch und hustete immer weiter. Ich klopfte ihr auf den Rücken, weil ich dachte sie hätte sich verletzt.

Sie krümmte sich auf dem Boden und ihr Kopf wurde rot. Ich hockte vor ihr: "Was ist los?! Was brauchst du?!" 

Sie zeigte mit einer zitternden Hand auf den Koffer, ich nickte und kroch zu dem rüber.

Ich schmiss ihn auf den Boden und öffnete ihn. Dann holte ich eine Art Maske raus und zeigte sie ihr. Sie nickte. Ich kroch wieder zu ihr und gab ihr die Maske.

Sie drückte sie in ihr Gesicht. Dann drückte sie auf irgendwelchen Knöpfen und atmete tief durch die Maske. Ihre rote Farbe im Gesicht nahm ab und ihr Körper hörte auf zu Zittern.

Sie lag mit dem Rücken auf dem weißen Teppich und starrte zur Decke. Ihr Brustkorb hob und senkte sich wieder gleichmäßig. Ich hörte wie sie regelmäßig tief ein und aus atmete.

Aus ihren Augen flossen kleine Tränen. Das schien zu viel für sie zu sein. Ich saß neben ihr und sah sie einfach nur an.

Tausend Dinge schossen durch meinen Kopf, was wäre wenn sie jetzt hier in meinem Haus einfach so erstickt wäre ?

Hätte sie hier vor meinen Augen überhaupt ersticken können? Was hatte sie, dass sie solch eine Maske brauchte?! Wieso rief sie mich nicht, als sie anfing zu Husten?

Ich hielt eine Hand gegen meinen Kopf. Von diesen ganzen Fragen bekam ich Kopfschmerzen und das wollte ich nicht unbedingt.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich hörte wie sie die Maske abnahm und nochmal so nach Luft schnappte.

Dalia legte eine Hand auf ihrer Stirn: "Das war knapp..." murmelte sie.

"Kannst du aufstehen?" fragte ich sie vorsichtig.

She's the oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt