Kapitel 26

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Die Klausur lief erstaunlich gut und der Rest des Schultages auch. Bis ich, nach der letzten Stunde aus dem Physikraum kam und voll in jemand rein lief. Noch total vernebelt durch den Zusammenprall sah ich dem Jungen ins Gesicht. Er kam mir unglaublich bekannt vor. Dann sah ich klar. Es war Tyler. 

Oh mein Gott.

Er sah mich ungläubig an und seine untere Mundpartie klappte etwas auf: "Dalia..." flüsterte er. Seine Augen füllten sich mit Tränen und seine Stimme klang klamm und zugeschnürt. Ich sah ihm in die Augen, doch ich könnte nicht mit ihm reden. Man, ich könnte ihn nicht mal anschauen. Deshalb drehte ich mich um und lief in die enttgegengesetzte Richtung.

Dieser Zusammenprall kam mir vor wie quälende Stunden, dabei waren es vielleicht gerade mal 5 Sekunden in denen das Ganze abspielte.

Gott sei Dank war die Schule vorbei. Ich würde es definitiv nicht länger dort aushalten. Hastig lief ich zu dem Auto von Paola und stieg ein.

Sie runzelte die Stirn.

"Hast Du ein Geist gesehen oder was guckst Du so verwirrt?" Fragte sie mich.

"Hahah oh ja... in diesen Geist bin ich sogar hinein gelaufen.!!!" Betonte ich.

Ihre Verwirrung verschwand sofort aus ihrem Gesicht und sie verstand wen ich mit >Geist< meinte.

"Oh Nein.. nicht.."versuchte sie zu sagen.

"Ohhh doch. Und ob. Ich bin in Tyler hinein gelaufen!" Sagte ich mit einem sarkastischen Lächeln...



Tyler's Sicht:

Nach der Begegnung mit diesem Mädchen, dass genauso wie Dalia aussah, blieb ich geschockt stehen und versuchte etwas Klarheit in meine Verwirrung bringen. Das konnte sie nicht gewesen sein. Das ist unmöglich. Ich schüttelte meinen Kopf und fuhr auch nachhause.

Es war ja schon beschossen genug Travis immer noch auf dieser Schule zu sehen, aber dann dieses Dalia 2.0 war echt zu krass.

Ich war immer noch total geplättet von der Begegnung mit ihr. Als meine Eltern endlich zuhause ankamen und das Abendessen auf dem Tisch stand. Ließ ich mich sofort auf den Stuhl sinken.

"Und wie war die Schule heute, Liebling? " Fragte mich meine Mutter.

"War okay. Aber ich muss euch was verrücktes erzählen. Heute nach der letzten Stunde ist mir ein Mädchen begegnet und sie sah genauso aus wie Dalia. Ich schwöre es euch."

Die Blicke meiner Eltern waren geschockt und meine Mutter schien nervös zu werden.

"Tyler... Dalia ist tot... Ehm wir verstehen ja, dass du sie vermisst und in jedem Mädchen Dalia siehst, aber du musst lernen damit abzuschließen. Konzentriere dich lieber auf deine Karriere und lass dich nicht von einem verstorbenen Mädchen abbringen. Das Leben geht weiter mein Sohn..." sagte mein Vater.

Meine Brust zog sich zusammen. Das aus ihren Worten zu hören und das noch in so einem eiskalten Ton, war unfassbar und es machte mich wütend. Auch wenn Dalia verstorben war, wie könnte ich denn von jetzt auf gleich abschließen und dieses Mädchen, welches ich mehr als mein Leben geliebt habe, einfach so vergessen ?!

"Wohlmöglich habt ihr ja Recht, dass das Leben weiter geht. Aber ich brauche Zeit um damit abschließen zu können."

Meine Stimme bebte vor Schmerz und ich schrie sie an, in der Hoffnung mich endlich verstehen zu können.

"Man ich habe sie geliebt.. und das mehr als jeden gottverdammten Menschen auf dieser beschissenen Welt! Ihr kennt nicht dieses Gefühl, aus dem Koma zu erwachen, sich zu freuen, dass man selber noch lebt, hofft das das Mädchen ebenfalls noch am Leben ist, dass man liebt und dann bekommt man diese grausame Nachricht, sie sei gestorben, eine Woche bevor ihr aus dem Koma aufgewacht seid. Ihr kennt das Gefühl nicht !!! Ich konnte sie weder verabschieden oder überhaupt noch einmal sehen. Wie soll ich also dieses Thema einfach abhaken können, wenn ich nicht mal fähig bin, damit umzugehen, dass sie tot ist !!! Dad.. Du könntest doch auch nicht einfach so weiter machen oder zu mindestens da ansetzen, wo du warst, wenn Mum sterben würde oder? Und anders rum genauso, Mum. Also versucht es doch einfach zu verstehen... bitte "

Tränen liefen über meine Wange. Ich sah beide noch einmal an und verließ dann das Zimmer, nahm Spike mit und hing an die frische Luft. Ich musste einfach raus.

Dalias Sicht:

Ich kam am späten Abend zuhause wieder an, da ich noch beim Arzt war.  Sofort schmiss ich meine Jacke und meine Tasche in die Ecke: "Mum!" schrie ich durch das Haus. (Achso wir sind übrigens zwei Straßen weiter weg gezogen, weil ich mit Mum alleine leben wollte und das Haus zu viele Erinnerungen hatte.

Aus dem Wohnzimmer kam ein "ja hier."

Sofort lief ich zu ihr hin.

"Rate mal wen ich heute gesehen hab! Tyler!"

"Was? Das kann doch gar nicht sein. Er liegt doch im Koma! " sagte sie total erschrocken.

"Nein eben nicht. Er war heute in der Schule und ich bin voll in ihn rein gelaufen."

Sie stand auf und stellte sich hin, mit den Händen in die Hüfte gestämmt: "Und warum wurde uns nichts gesagt? "

Ich setzte mich auf die Couch und sie setzte sich auch wieder: "Ich weiß es nicht Mama. Ich bin genauso verwirrt wie du.. "

Sie fuhr sich durch die Haare.

"Okay... wir sollten erstmal runter kommen und alles langsam angehen..."

Ich nickte ihn zustimmend. "Ja da hast Du recht..."

"Eben meine Maus. So und jetzt erzähl... was hat der Arzt gesagt, wie sehen die Ergebnisse aus? "

Ich fing an zu grinsen und Tränen kamen in meine Augen: "Wir haben es geschafft... der Krebs ist besiegt. Ich muss jetzt nur regelmäßig Tabletten nehmen, wegen meiner Lunge, weil die ja zu klein ist, aber der Sauerstofftank bleibt absofort weg!"

Voller Freude hielt sich meine Mutter die Hände vor dem Mund: "Oh Gott Dalia... das ist unglaublich! " dann fing sie an zu weinen.

Ich nahm sie in meine Arme: "Ich werde nicht sterben Mama!" flüsterte ich ihr ins Ohr.

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She's the oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt