Nervös fasste ich um die Armlehnen meines Sitzes. Diese ganze Urlaubsidee schien mir immer noch nicht ganz so sicher, aber was soll man machen wenn die Liebe seines Lebens sich etwas wünscht.
Sherlock starrte vergnügt aus dem Fenster. Es war für mich merkwürdig ihn mal in anderen Klamotten zu sehen, die er sonst täglich trug. Ein hellblaues Tshirt, welches sich eng um seinen Oberkörper schmiegte, eine dunkelbraune Wanderhose die mehr aus Hosentaschen bestand und natürlich die schwarzen Wanderschuhe. Er sah einfach nicht mehr aus wie er selbst.
Mein Blick wanderte durch das Flugzeug. Das helle grün der Sitze stach einem sofort ins Auge. Die erste Klasse war nicht grade voll, was zur Folge hatte das Sherlock und ich hauptsächlich alleine waren. Ich lehnte mich zurück und versuchte etwas die Augen zu schließen.
Ich hasste fliegen.
Naja, es soll ja die sicherste Methode zum Reisen sein, aber wenn man jedoch die Welt aus unserer Perspektive sehen würde, wäre nichts mehr sicher.
Ich schaute ein letztes mal auf meine Armbanduhr. Gleich würden wir starten.„Entschuldigen sie, haben Sie Flugangst?" fragte mich ein dicker Mann, mit einem leichten russischen Akzent. „Oh, ich, nun ja. Ich mag fliegen nicht so gerne. Aber was tut man nicht alles für die Liebe." lachte ich nervös. Er reichte mir ein Kaugummi und eine kleine pinke Tablette.
„Hier, das wird sie etwas beruhigen."
Ich bedankte mich und schaute auf die Tablette. Eine Vomex?
Na gut. Lieber etwas schlafen als sich nervös in Sherlocks Hand festzukrallen. Ich nahm die Tablette mit dem Becher Wasser den ich mir beim Einstieg bestellt hatte und nahm die Tablette. Es dauerte nicht einmal eine Halbe Stunde, und es fielen mir die Augen zu.
————————————(Jetzt wäre die Musik dran)
Wippend hob ich meinen Fuß auf und ab. Es war grässlich warm in diesem billigen Flugzeug. Ich fuhr langsam meine Hände über das Material der Sitze. Grün war so eine schreckliche Farbe. Die Farbe der Beruhigung, des Frühlings und des Glücks. Wenigstens hatte ich etwas Platz für meine Beine. Wir waren schon seit 10 Minuten in der Luft und es kam mir trotzdem vor wie eine Ewigkeit. An diesen Standard war ich nicht gewohnt. „Möchten sie etwas trinken, Sir?" fragte mich die höflich spielende Flugbegleiterin. Dieses gespielte lachen nervte mich jedes Mal. Nein Danke." antwortete ich und steckte meinen Kopfhörer wieder ins Ohr. Die erste Klasse. Ziemlich leer bis auf zwei Männer . Wenigstens etwas was ich gewohnt war.
Nur was führte mich im diese billige missliche Lage. Ein Business mit einer großen Firma in Amerika?
Familienbesuch?
Flitterwochen?Flitterwochen.
Es fuhr mir wie ein Schauer über den Rücken. Diese Wut die sich in mir breit machte war unerträglich. Aber ich musste mich an den Plan halten. Diese Wärme machte mich verrückt. Langsam erhob ich mich von meinem Sitz und legte meinen Mp3 Player nieder. Ich muss dringend auf die Toilette.
Als ich den Gang hinunter schritt wanderte mein Blick zurück zu den Männern. Wie Ahnungslos sie doch waren.Ich erreichte schließlich die Toilette und ging sicher das die Tür auch wirklich abgeschlossen war. Ächzend zog ich mir die lästige Maske aus Silikon herunter. Ich hasste es mich zu verkleiden. Aber was tut man nicht alles für den perfekten Plan. Es ist wie in einem kleinen Theaterstück oder wie auch immer man die Gesellschaft von heute nennen kann. Jeder hatte seine Rolle, jedoch in einem vom
Schicksal geführtem Drehbuch. Vorsichtig strich ich mir durch meine Haare. Sie klebten förmlich an meinem Kopf von dem ganzen Perücken. Die Kontaktlinsen schmerzten mir in meinen Augen, und von dem Fat-Suit will ich schon gar nicht erst sprechen. Ich wollte mir nie meine Hände schmutzig machen, aber dieser Plan, dieser Akt. Es war zu verlockend.Schlussendlich musste ich zurück auf meinen Platz. Es erwarteten mich qualvolle Stunden in dieser grässlichen Verkleidung in diesem grässlichen Flugzeug. Meine Partnerin hingegen hat ein viel schlichteres Kostüm. Eine Stewardess. Obwohl ich mir diese Maskerade als nicht viel schöner vorstellen konnte.
Als ich an meinem Platz zurückkehrte steckte ich mir wieder meine Musik in die Ohren. Oh wie wundervoll Johnny Mathis doch war.
Ich erhaschte einen aller letzten Blick auf das glückliche Ehepaar.
Auf bald, Sherlock Holmes.
Auf bald.