luna

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Tom Odell - Heal

Tom Odell - Heal

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1rst october, 2016

„April."
Ich spürte, wie jemand an meinem müden Körper rüttelte.
„April!"
Es war Dylans Stimme. Langsam öffnete ich meine Augen, und blinzelte den Schlaf von letzter Nacht davon.

Thomas lag nicht mehr neben mir.

Niemand lag mehr da, wo er vorher lag.

Ich rieb mir verschlafen die Augen, ehe ich erkannte, wieviel Besorgnis in Dylans Augen lag.
„Was ist los?", fragte ich, und gähnte einmal laut.
„Wir können Luna nicht finden."

Sofort war ich hellwach.
„Was?"
Miles kam aus dem Wald auf mich zugelaufen.
„Wir haben schon den halben Wald abgesucht, und die Straße. Sie ist nicht da, nirgendwo."
Sofort sprang ich auf.
„Warum habt ihr mich nicht früher geweckt, spinnt ihr?"
„Wir dachten, dass wir sie vielleicht finden, bis du wieder wach bist."
Thomas schaute mich schuldbewusst an.

Thomas.

Kurz hielt ich den Blick zu ihm stand, dann wand ich mich ab.
„Ich gehe sie suchen."
Schnellen Schrittes lief ich auf den Wald zu.
„April, April warte", Finn lief mir nach, „da sind wir doch schon gewesen."
„Ist mir egal. Ich will mich selbst davon überzeugen."
„Soll ich dich begleiten?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein."

Ich wollte nicht, dass er mich weinen sieht.

Ich suchte den gesamten Wald ab, bestimmt zwei mal. An jeder Ecke und an jedem Baum blieb ich stehen, in der Hoffnung, sie hätte sich aus Spaß einfach dort versteckt.
Aber sie war nicht so, und das wusste ich.

Sie war noch nie weggelaufen.

Sie war meine beste Freundin.

Meine einzige Freundin.

Ich weinte, während ich ihren Namen schrie. „Luna!"

„Luna!"

Aber von nirgends bekam ich eine Reaktion.

Irgendwo mitten im Wald knickten dann meine Beine weg.

Warum hatte ich nicht besser auf sie aufgepasst?
Es war meine Schuld. Nur meine Schuld.
Hätte ich mich nicht wie ein kleines verliebtes Schulmädchen die Nacht mit Thomas im Schlafsack gewälzt, hätte ich vermutlich mitbekommen, wo sie hingelaufen war.
Aber natürlich hatte ich das nicht.
Ich konnte nichts rückgängig machen, von dem, was ich getan hatte.

Und ich bereute es.

Nicht, dass ich Thomas geküsst hatte, sondern dass ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf einen Jungen gelenkt hatte, den ich nicht mal richtig kannte.
Luna kannte ich mein halbes Leben.

Und jetzt war sie fort.

„Sie ist nicht da", wimmerte ich, als ich heulend aus dem Wald stapfte. Die anderen hatten auf mich gewartet.
Sie sagten nichts.
„Wir sollten die Straßen absuchen", meinte Miles, und ich willigte ein.
Wie selbstverständlich setzte ich mich auf den Beifahrersitz. Thomas übernahm das Steuer.
Luna lag nicht auf meinem Schoß.
Auf dem Sitz zeichneten sich einige ihrer Hundehaare ab.
Augenblicklich fing ich zu weinen an.

„Hey, hey, shh, ist schon gut. Wir werden sie finden."

Selbst sein britischer Akzent machte die Situation nicht besser.

Ich versuchte mich zu beruhigen, aber als ich nur immer weiter leere Straßen erblickte, wurde mir immer schlechter.

„Thomas, halt an."
„Was?"
„Halt den verdammten Wagen an!"

Mitten auf der Straße blieb er stehen.
Ich sprang aus dem Wagen, lief zum Rand der Straße und übergab mich in den Graben.

Thomas streichelte mir über den Rücken.
„Es ist okay."
Ich schlug seine Hand weg. „Nein, nein nichts ist okay!"
Geschockt sah er mich an.
„Wir werden sie finden, ganz sicher! Beruhig dich!"
„Ich will mich aber nicht beruhigen! Es ist meine Schuld, scheiße. Verdammte scheiße. Hätte ich nicht die ganze Nacht-"
Ich verstummte.
„Hättest du nicht was?"
Thomas wirkte auf einmal total bedrohlich. Verletzt.
„Los, sprech dich ruhig aus, wo wir jetzt schon dabei sind."
Ich schwieg. Er drehte sich um.
„Thomas-"
„Nein, lass gut sein. Lass es einfach. Komm jetzt."

Ich hatte wirklich ein Talent dafür, die Dinge kaputt zu machen.

Dabei meinte ich dass doch gar nicht so.
Ich meinte es niemals so.

Wenn ich recht darüber nachdenke, habe ich nichts von der Nacht wirklich bereut.
Zumindest nicht währenddessen.
Wieso sollte ich etwas jetzt bereuen, was ich gestern gewollt habe?

Thomas schwieg die ganze Zeit, und ich hörte nicht auf zu weinen.
Teils wegen Luna, teils wegen Thomas.

„Hier, wir halten mal an diesem Kiosk. Vielleicht hat der Mann ja was gesehen."
„Was ist, wenn wir in die völlig falsche Richtung gefahren sind, und Luna in die andere Richtung gelaufen ist?"
Mit einem bösen Blick brachte Thomas mich zum Schweigen.
Ich lief ihm nach.

Die Straße war ziemlich belebt, und wir mussten bestimmt drei endlose Minuten an der Straßenseite warten, bis wir sie überqueren konnten.
Als wir alle den Kiosk betraten, machte die Tür ein klingelndes Geräusch.
„Kann einer von euch Spanisch?", fragte Dylan leise, als wir uns dem Tresen näherten. Ich schüttelte, immer noch weinend, meinen Kopf.
„Wir versuchen es einfach mit Englisch", meinte Miles und zuckte mit den Schultern.
Der Kassierer, ein glatzköpfiger, älterer, braun gebrannter Mann, begrüßte uns freundlich.
„¡Hola!", meinte er, und grinste.
„Hey, uhm...haben Sie zufällig einen Hund hier vorbei laufen sehen? Einen schwarz-weißen, relativ klein, und er-"
„Hund? Perro, Sí, Sí, kommen Sie. Mi hija hat gefunden, heute morgen", meinte er mit einem fröhlichen spanischen Akzent.
Erleichtert atmete ich aus.
Am liebsten hätte ich Thomas Hand gehalten, aber in diesem Moment befürchtete ich, dass ich das nie wieder tun könnte.
Was ist, wenn es nicht Luna ist?
Wir folgten ihm in den hinteren Teil des Kiosk, und tatsächlich saß dort ein kleines Mädchen, welches fröhlich mit Luna spielte.

Als der Fellball uns sah, sprang sie aufgeregt auf uns zu.

„Luna!", wimmerte ich, ging in die Knie und umarmte meine flauschige Freundin.
Miles, Dylan, Finn und sogar Thomas knieten sich dazu.
„Gott, wo hast du nur gesteckt?"
Ich weinte immer noch, und Dylan nahm mich in den Arm.
Alle begrüßten sie total euphorisch, und auch Miles rann eine Träne aus dem Auge.
„Danke, vielen vielen dank!", meinte ich, und sprang dem Kassierer in die Arme.
Er roch nach Sonnenmilch und Zigaretten.

Nichts, nicht mal Thomas hätte in diesem Moment meine Stimmung kippen können. Nichts konnte mich unglücklich machen in diesem Moment.

Ich hatte Lunas Leine nicht dabei, aber vertraute darauf, dass sie neben mir herlaufen würde, wenn wir die belebte Straße überquerten. So wie sie es immer tat.
„Komm!", meinte ich fröhlich, als die Straßen leer schienen.

Wir alle liefen über die Straße, wir alle waren so glücklich.

Bis ein Auto um die Kurve raste.

Ich konnte gar nicht realisieren, was passierte.
Ich konnte gar nicht fassen, was ich tat, als ich stehen blieb.
Alles verlief wie in Zeitlupe.
Alles war so unecht.
„Luna!"
„April!"
Thomas riss mich von der Straße, sodass ich auf den Boden knallte.

Ich hörte sie winseln.
Dann nicht mehr.

/ Rest in Peace an meinen besten Freund, Filou. Ich liebe dich für immer.♥️

ɾυɳαɯαყ • thomas brodie sangster Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt