семь

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|The 7th|

Das Eis zwischen Arya und Mila brach schnell, falls es davor überhaupt existiert haben sollte. Sie war eine der Personen, die man einfach mögen musste, wenn man sie traf. Mila war frei von Argwohn, ihre Neugierde offen, ihr Selbstbewusstsein gab ihrem Gegenüber Kraft und ihr Sinn für Humor war bemerkenswert. Offenbar machte es ihr Spaß ihre Kameraden liebevoll zu piesacken, denn sie erwähnte mehrmals ihre Teamkollegen, allen voran Yuri und ein weiterer Kerl namens Georgi.

Als sich Mila über ersteren beschwerte, horchte Arya unwillkürlich auf. ,,Er tut zwar immer so, als wäre er unfehlbar, aber erst neulich hat sich Yuri bei einem doppelten Flip so richtig auf die Nase gelegt!", Mila fing angesichts der Erinnerung an dieses Erlebnis vergnügt an zu gackern. ,,Ist das zu fassen?!", rief sie aus, ,,Ein doppelter!"

Und tatsächlich musste Arya bei der Vorstellung schmunzeln und fühlte auf eine seltsame Art und Weise, wie sich besänftigende Genugtuung in ihrem Inneren ausbreitete und die Wut auf diesen Kerl ein klein wenig schmälerte.

,,Du scheinst ja echt nette Freunde zu haben.", stellte Arya halb im Ernst, halb ironisch fest. Der Schalk glitzerte ihr noch immer in den Augen. Mila schnaubte. ,,Naja die meiste Zeit ist er ein unfreundlicher Mistkerl."

Arya runzelte die Stirn. Ja, genau diesen Eindruck hatte er bei ihr gewonnen. Ein gemeiner Idiot, das war er auf den ersten Blick tatsächlich, aber Arya weigerte sich zu glauben, dass er einen von Grund auf miesen Charakter besaß.

,,Vielleicht braucht er nur eine Weile, um aufzutauen. Tief drinnen ist er bestimmt ein netter Mensch.", platzte es aus Arya heraus, ohne dass sie es gewollt hatte. Und sofort bereute sie es. Ihr Gesicht änderte seine Farbe von seinem normalen blassen Hautton zu einem herrlichen Karmesinrot. Wer war sie denn, über ihn zu urteilen, obwohl sie erst einmal miteinander gesprochen hatten?

Mila jedoch nahm ihren Kommentar offenbar mit größter Freude zu Kenntniss, denn ihre pinken Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Grinsen. Sie lachte über ihre Worte, als wären sie ein Witz gewesen. ,,Weise geprochen, meine Liebe.", plauderte sie leichthin.

Mila öffnete erneut den Mund, um etwas zu sagen, doch dann blinzelte sie zweimal und schloss ihn wieder. Ihre Augen wanderten zum ersten Mal seit Beginn ihrer Unterhaltung an Aryas Körper hinab und anschließend wieder hinauf zu ihrem Gesicht. Sie machte den Eindruck, als würden ihr auf einmal viele Gedanken durch den Kopf rasen.

,,Wie alt bist du, Arya?", fragte sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen, noch immer ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, aber jetzt wirkte sie eher nachdenklich. Der plötzliche Themawechsel war ihr nicht geheuer und doch fühlte sie sich ein wenig geschmeichelt von ihrem Interesse an Aryas Person.

,,Ich bin sechzehn.", gab sie fast schon schüchtern zu und sah in Milas Gesicht wie ihre Gedanken noch einen Schritt weitersprangen. Mit einem Funkeln in den Augen umfasste sie Aryas Handgelenk und ehe sie etwas erwiedern konnte, wurde sie von der Brünetten mitgezogen. ,,Wohin gehen wir?", rief sie, schockiert von Milas spontaner Handlung.

,,Ich stelle euch einander vor, was denn sonst?"

Arya schnappte nach Luft. Hektisch sah sie sich im Raum um, suchte nach Hilfe, die sie natürlich nicht fand. ,,Mila, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist!", beschwerte sie sich, doch ihre Stimme war zu dünn, um energisch zu klingen.
,,Ach was, ihr werdet euch prima verstehen!", behauptete sie und zeigte nach rechts. Arya drehte den Kopf in die angegebene Richtung und beinahe sofort landete ihr Blick auf ihm. Auf Yuri Plisetsky. Dieser stand, offensichtlich für eine kurze Pause, an der Bande. Arya konnte nicht anders als ihn anzustarren. Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie es nicht über sich bringen können, den Blick von ihm abzuwenden. Er hatte sein Bein auf die Kante gelegt und versuchte einen Knoten in den Schnürsenkeln seiner Schlittschuhe zu lösen. Gerade als er es geschafft hatte, machte Mila spöttisch den Jungen auf sich aufmerksam.

,,Hey, Wildkatze!"

Plötzlich wich Arya jegliches Blut aus dem Gesicht, sie wurde aschfahl. Nein, so hatte sie sich das nicht vorgestellt. Er hob den Kopf und schwang seinen Fuß von der Bande. Seine smaragdgrünen Augen wurden von hellen Haarsträhnen verdeckt. Seine schmalen Finger strichen sie beiseite. Aryas Gegenüber zog genervt die Augenbrauen zusammen und seine Wut richtete sich gegen Mila. ,,Was willst du, baba?!", setzte er aufgebracht an, aber dann schließlich, es war ja unvermeidlich, fiel sein stechender Blick auch auf Arya, die gerade am liebsten im Erdboden versunken wäre.

,,Arya, das ist Yuri." Mit einem breiten Grinsen zeigte Mila zuerst auf sie und dann auf ihn. Anschließend wiederholte sie die Geste in die entgegengesetzte Richtung. ,,Yuri, das ist Arya. Sie kommt aus Kanada."

Yuri wusste wohl auch nicht so recht, wie er reagieren sollte. Anspannung machte sich in seinen Zügen breit, je länger er sie in volkommenem Schweigen betrachtete, und das mehrere Sekunden lang. Aryas Gedanken stürmten unruhig durch ihren Kopf, voller ungefasster Meinungen und ihre Gefühle waren von Misstrauen angehaucht. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, was sie noch katzenhafter wirken ließ, als ohnehin schon. Sein intensiverer Blick wurde durch die Farbe seiner Iris nur noch verstärkt. Arya lief ein seltsam angenehmer Schauer über den Rücken.

Gerade als die Situation anfing, peinlich zu werden, fing sie sich wieder. Sie entschied sich dafür, so zu tun, als würde sie ihn noch nicht kennen, um unangenehme Erklärungen zu vermeiden. Unsicher schürzte sie die Lippen und streckte die Hand in seine Richtung. ,,Freut mich.", sagte Arya ganz unvermittelt und wusste selbst nicht, warum sie so plötzlich den Drang verspürte, ihren Streit hinter sich zu lassen. Fragend hob sie die Augenbraue und wartete, ob er darauf eingehen würde. Er sagte oder tat jedoch immer noch nichts und sie fühlte sich auf einmal dumm, ihn so bedrängt zu haben. Sie fragte sich, was sie eigentlich hatte bezwecken wollen.

Gerade als sie peinlich berührt die Hand zurückziehen wollte, ergriff er sie zögerlich. Seine Finger schlossen sich fest um ihren Handrücken. Warm und voller Kraft.

,,Hmpf."

Das war alles was er sagte. Er klang genervt, aber an der Art und Weise, wie er den Kopf zur Seite drehte und den Blick abwandte, erkannte Arya leichte Verlegenheit. Ihre Lippen lächelten, auch wenn sie es zu verhindern versuchte. Ihr Händedruck dauerte nichteinmal eine Sekunde, dann entzog er ihr seine glatte Haut. Arya unterdrückte ein enttäuschtes Seufzen und schämte sich für ihre eigene Reaktion, die so irrational war, dass sie sie am liebsten einem Trauma zugeschoben hätte.

Mila blickte mit einem verschwörerischen Grinsen zwischen den beiden hin und her. Arya hätte beinahe mit den Augen gerollt. Diese Situation konnte man nur mit zwei Wörtern beschreiben: Absolut demütigend. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, stieß sich der Blonde kräftig vom Rand ab und mischte sich unter die anderen Skater.

Arya konnte sich nicht erklären, weshalb seine Kälte ihrem Herz einen Stich versetzte. Sie blinzelte mehrmals, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. ,,Ich geh mich jetzt warmlaufen...", sagte sie eher an sich selbst gerichtet, als an Mila gerichtet.

ICE!!! ICE BABYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt