четыре

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|The 4th|

,,Du solltest jetzt besser gehen."

Der Satz hallte wie ein ewiges Mantra durch Aryas Kopf. Der Junge hatte den Blick nicht von ihr genommen und sie hatte nicht aufgehört ihn zu erwidern.

,,Ist das ein Scherz?", fragte sie leise.

Er schnaubte, ließ zu, dass Emotionen in sein Gesicht traten und verzog gefährlich den Mund. Seine Augen waren schmal und als ein Funke Wut an die Oberfläche trat, wurde der unangenehme Druck auf ihrem Herz stärker.

,,Seh' ich etwa witzig aus? Zieh Leine!"

Arya blinzelte schnell. Sie war verärgert. Was glaubte er, wer er war? Dachte er, er könnte hier einfach herein spazieren und sie davon jagen? Ihr kamen alle möglichen Beschimpfungen in den Sinn, aber sie befestigte nur angefressen die Kufenschoner an ihren Schlittschuhen und kam seiner Aufforderung nach.

Früher traf sie als Eiskunstläuferin bei jedem Wettkampf oder Training auf eingebildete, unfreundliche Konkurrenten. Dieser Sport war immerhin voll von Ehrgeiz zerfressenen Teenagern.

Reserviert ist nun mal reserviert, dachte sie bei sich, während sie sich setzte, um ihre Schlittschuhe auszuziehen. Trotzdem ist er ein Arschloch.

,,Entschuldige die Störung.", sagte Arya sarkastisch.

,,Tch." Sein Blick brannte sich beinahe schmerzhaft in ihren Nacken, als sie ihre Sachen einlas. Sie stopfte ihre Flasche und die Schlittschuhe in ihre Sporttasche und schlang sich den Riemen um die Schulter.

Ohne ein weiteres Wort marschierte sie aus der Halle, drehte sich nicht um, und dachte beschämt daran, wie sie ihn gestern als eine mytische Gestalt abgestempelt hatte.

Jetzt erinnerte er sie nämlich weniger an eine Fee, sondern mehr an eine fauchende Wildkatze; einen Tiger.

***

,,Du bist aber heute früh zurück.", stellte Linda fest, als Arya missmutig durch das Wohnzimmer trottete. Ihre Sporttasche schlug ihr bei jedem Schritt gegen den Oberschenkel.
,,Scharf kombiniert.", antwortete sie trocken.

,,Hattest du Spaß?" Ihre Mutter saß auf der riesigen Couch und hielt ein Buch in den Händen. Sie war seit dem Umzug viel ruhiger und entspannter geworden. Früher stand sie ständig unter Strom. Sie musste jeden Monat darum kämpfen, die Miete zu bezahlen und schob Nachtschichten in einem Restaurant. Dort hatte sie schließlich auch Dimitri kennen gelernt.

Jetzt ging sie auch arbeiten, aber das hatten sie eigentlich nicht mehr nötig. Sie gab also eher als Hobby Englischunterricht an einer Abendschule. Die meiste Zeit half sie Dimitri im Büro, wenn es sehr stressig war.

,,Und wie.", sagte Arya. Offensichtlich entging ihrer Mutter das Elend in ihrer Stimme. Oder sie zog vor, es zu überhören, was wohl eher zutraf. Für Eltern war es immer leichter, etwas zu ignorieren und so zu tun, als wäre alles perfekt.

,,Hast du eigentlich irgendwo Tyes Asthmainhalator gesehen? Wir haben ihn vorhin überall gesucht."

Arya seufzte. Die Nachlässigkeit ihre Schwester war wirklich penetrant. Es war ein Wunder, dass es ihr noch nicht zum Verhängnis geworden war, dass sie andauernd ihre Inhalatoren verlegte.

,,Welchen?"

,,Den mit Kortison.", sagte Linda und fuhr sich durch ihre vollen, nussbraunen Haare, die sie von ihr geerbt hatte. ,,Den blauen.", fügte sie noch hinzu, aber das war unnötig, denn Arya wusste welcher gemeint war.

,,Unten neben dem Spiegelschrank.", antwortete sie leicht genervt und schleifte sich dann die Treppe zum Dachgeschoss hoch.

Taylor war jetzt 13 und hatte seit sieben Jahren Asthma. Am Anfang war es schwer, aber sie hatten sich alle gezwungenermaßen mit der Situation arrangiert. Es war jetzt ein Bestandteil ihres Lebens, wie ein lästiger Freund, der ihr nicht mehr von der Seite wich.

ICE!!! ICE BABYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt