Kapitel 2.2

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Es dunkelte bereits, als sie Halt machten. Sie befanden sich nun auf dem Landstrich der MacPhersons, nicht unbedingt Freunde der MacAlisters, doch sollten sie tatsächlich von deren Kriegern überrascht werden, so würde es garantiert nicht zu einem Scharmützel kommen. Die MacPhersons waren allseits bekannte Schwächlinge, schlecht ausgebildete Soldaten und keinen rechten Kampf wert. Würden sie nur von fern das Plaid der MacAlisters erkennen, sie würden rennen wie die Hasen und sich auf und davonmachen.

Aye, die MacPhersons würden keine Schwierigkeiten machen, darum entzündete Geordy auch ein kleines Feuer. Alec hatte früher am Tag einige Hasen geschossen, die ihnen über den Weg gehoppelt waren. Schon nach kurzer Zeit hingen sie über dem Feuer und brieten vor sich hin, genauso wie die Mehlfladen, welche die Krieger der MacAlisters sich immer aus ihren Notvorräten zubereiteten, die sie stets mit sich führten.

Die junge Frau ruhte auf einem Plaid, in der Nähe des Feuers, noch immer rührte sie sich kein bisschen. Ian beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.

Sie sah so zerbrechlich und schwach aus. Dabei wurde es nun Zeit, ihre Wunde zu nähen und sie dann zu wecken, um ihr etwas zu Essen zu geben, damit sie nicht verhungerte.

Stirnrunzelnd erinnerte er sich an ihr geringes Gewicht. Sie wog kaum mehr als ein Kind.

Mit einem Blick beorderte er Faudron zu sich. Seine Mutter war eine heilkundige in seinem Clan und er hoffte, dass etwas davon auf seinen Krieger abgefärbt hatte.

„Ja, Ian?", fragte er mürrisch.

„Der Arm der Frau muss genäht werden. Du wirst das tun!", befahl er schroff. Faudron schluckte hart, dann aber nickte er finster.

Er mochte es nicht, wenn man von seiner Mutter auf ihn schloss und einfach annahm, er wäre genauso bewandert in der Heilkunde wie sie, doch er hatte sich inzwischen daran gewöhnt und führte immer ein paar notwendige Dinge mit sich, darunter auch Nadel und Faden.

Doch dass er nun eine Engländerin nähen sollte, stieß ihm sauer auf.

Mit mürrischer Miene ging er zu der Frau hin, kniete sich neben sie und bereitete Nadel und Faden vor, bevor er ihren leblosen Arm ergriff und ziemlich grob die Binden abwickelte. Der Schnitt war lang, aber doch nicht ganz so tief wie gedacht. Sie hatte nochmal Glück gehabt.

Mit eisiger Miene begann er sein Werk und stach die Nadel tief in die zarte Haut der Frau. Dabei bemerkte er unwillkürlich ein leichtes Zusammenzucken und sah überrascht auf.

Sein Blick begegnete ihrem, doch sie sagte nichts und sah ihn einfach nur ruhig an.

Verunsichert schluckte er wieder und deutete auf ihren Arm.

„Ich nähe das da zu, dann heilt es besser.", knurrte er finster in holprigem Englisch.

Sie antwortete nicht, wehrte sich aber auch nicht, als er nun einfach fortfuhr.

Lillian zuckte bei jedem Stich zusammen, doch es war noch erträglich. Der Soldat, der sie nähte, gab sich sichtlich Mühe, ihr keine Schmerzen zu bereiten, auch wenn er es nicht mochte, sie zu nähen, nein, ganz und gar nicht.

Ihr Blick glitt zur Seite, zum Feuer hin. Auf der anderen Seite, fast im Dunkeln, saß der Anführer der Krieger und starrte sie aus teuflisch lodernden Augen heraus an.

Lillian verkrampfte sich unwillkürlich und Faudron knurrte eine rasche Entschuldigung, weil er ihr Verhalten auf sich und seine Näharbeit bezog.

Lillian hätte sich am liebsten bekreuzigt. Der mörderische Krieger musste der Teufel persönlich sein. Sie wollte von ihm fortsehen, doch plötzlich stand er auf und kam um das Feuer herum zu ihr.

Die Rache der Highlander - Bestseller bei BOD (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt