Lillian fröstelte und so stand sie rasch auf und wandte sich zum Gehen.
Ian hielt sie jedoch noch einmal auf,
„Was fehlt Euch wirklich, Lillian? Ist es das Ringen nach Atemluft oder ein Schmerz auf der Brust, der diesen auslöst? Wir haben eine sehr gute Heilkundige bei den MacAlisters, die alte Maude ..."
„Danke, Ian, aber nein danke!", unterbrach diesmal Lillian den Laird schroff. „Ich selbst bin auch überaus heilkundig, ich lernte von der besten kräuterkundigen Heilerin und Hebamme, die ihr Euch nur denken könnt, und dennoch fand sie kein Kraut und kein Geflecht, keine Erde und keine Blume, welche meine Anfälle von Atemlosigkeit mildern oder beheben konnte. Sie kommen und gehen, letztens häufiger, je älter ich werde. Es wird irgendwann mein Tod sein, so viel steht schon heute fest. Es hätte auch gut an diesem Tag so sein können ... denn was ihr gesehen habt, war nur das schwache Nachklingen des wirklichen Anfalls. Ihr werdet mich gewiss anders ansehen, wenn ihr es einmal richtig miterlebt habt und das werdet ihr, Mylord. - leider.", versuchte sie, ihn ernsthaft zu überzeugen. „Und dann werden es auch all Eure Krieger wissen."
„Was werden sie wissen?", fragte Ian sie rau. „Sie wissen, dass Ihr Engländerin seid, sie ahnen, dass Ihr kränkelt, Lillian, so bleich und schläfrig wie ihr wäre nie eine unserer Frauen ... "
„Dann bringt mich doch endlich zurück, um Gottes Willen!", stieß Lillian zornig hervor. „Ja, ich bin krank und ja, ich werde vermutlich bald an diesem Leiden sterben, Mylord, vor allem hier, wo es so viel kälter ist als zu Hause in England. Schwester Alba sagte, ich müsste weiter in den Süden gehen, damit mein Leiden besser wird, sie hat die Mutter Oberin gebeten, mich nach meinem Ordenseintritt in einen südlicheren Konvent zu entsenden, damit ich mich dort vielleicht in wärmeren Gefilden etwas erhole, aber hier ... "
„Die Highlands machen aus schwachen Wesen starke Menschen, Lillian. Auch Euch wird es so ergehen.", befahl Ian nach Lillians Meinung äußerst arrogant und verschränkte dann grimmig die Hände hinter dem Rücken, um sie nicht gar anzurühren und kräftig zu schütteln.
Lillian, die die Gefahr spürte, die von ihm ausging, trat vorsichtig einige Schritte von ihm zurück.
„Mylord, ich verstehe wirklich nicht, warum Ihr auf diesen lächerlichen Gedanken verfallen seid, Ihr könntet mich ... vielleicht ... behalten wollen.", stotterte sie, sich an das Gespräch von vorhin erinnernd. „Ich bin doch an Gestalt und Statur recht unscheinbar anzusehen und krank und noch dazu eine Engländerin, die ihr ja, wie ihr und Eure Mannen selbst zugebenen habt, verachtet und hasst ... "
„Nay, Lillian.", berichtigte Ian sie sanft und kam langsam auf sie zu, während sie immer weiter vor ihm zurückwich, bis sie schon fast im Teich stand. „Ich verachte und hasse Euch nicht, im Gegenteil. Es ist wie ein Fluch, den Ihr über mich gesprochen habt, kaum dass ihr den Mund auftatet. Eure Augen haben mich verhext, mein Pferd spürt es ebenso wie ich ... "
„Mylord!", versuchte Lillian ihn mit schwacher Stimme
aufzuhalten. Er hatte einen ganz merkwürdigen Glanz in seinen Augen, der an Wahnsinn zu grenzen schien, aber dennoch eine eigenartige Spannung in ihr auslöste. Erneut trat sie einen Schritt zurück, rutschte aber mit dem Fuß über die Kante und wäre um ein Haar im Teich gelandet, wenn nicht Ian es im letzten Moment verhindert hätte.
Seine Hand schoss vor, gerade als Lillian, vor Schreck leise aufschreiend, die Balance zu verlieren drohte, und bewahrte sie vor dem Sturz ins eiskalte Wasser.
„Mylord!", rief sie erstickt auf, als sie sich gleich darauf an
seiner warmen, festen Brust wiederfand und sein Kopf sich zu ihr herabsenkte. Seine Hände griffen voll in ihr Haar und hielten sie sanft fest. „Wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst mich Ian nennen?", murmelte er rau, bevor er ihre Lippen in einem fordernden Kuss verschloss, der Lillian in einen wahren Sinnestaumel versetzte und sie buchstäblich wanken ließ.
Ihre Knie knickten unter ihr ein, während Ian sich in der Süße ihrer Lippen und in der Wärme ihres verlockenden Mundes verlor und sie immer wieder kosten musste, es war wie ein Rausch.
Lillian hing an ihm, selbstvergessen ... auch die Sünden vergessend und ihre Berufung zur Nonne.
Sie konnte nur noch fühlen und geschehen lassen, dieses
Erdbeben in ihrem Inneren, diesen Taumel der Lust, den er alleine in ihr entfachte. Da war nicht eine Sekunde lang dieser Ekel wie bei dem MacKeith-Clansherren. Die Hände Ians schmerzten auch nicht auf ihrer Haut, sie kniffen sie nicht, noch quälte er sie mit harten, verruchten Bissen in ihre zarten Lippen oder gar den Hals.
Er verführte sie, sodass sie von sich aus nach mehr verlangte, mehr brauchte und wollte, wovon auch immer, sie wusste es nicht genau zu benennen. Ebenso wie Ian. Es viel ihm unsagbar schwer, sich zu bezähmen. Am liebsten hätte er sie nun hier und jetzt ins nasse Gras gedrückt und geliebt, ohne Rücksicht auf ihre kränkelnde Schwäche und ohne dabei gar Behutsamkeit walten zu lassen.
Die Bestie in ihm war erwacht und forderte wild aufbrüllend ihr Recht, wie schon viele Male zuvor, bei anderen Frauen, an anderen Orten. Seine Erregung stieg ins schier Unendliche, als er ihre kleinen Seufzer hörte, und doch waren es eben diese, die ihn zurück in die Wirklichkeit führten. Schwer atmend riss er sich von ihr los und betrachtete sie hart.
Ihre Augenlider flatterten, waren jedoch geschlossen. Ein sanfter Schimmer bedeckte ihre sonst so bleichen Wangen, der nur Röte sein konnte. Unschuldige Röte in dem engelsgleichen Antlitz eines kleinen, heiligen, viel zu sittsamen Weibes.
Ganz und gar nicht sein gewohnter Umgang. Er zog erfahrene wissende Frauen vor, die keinerlei Ansprüche an ihn stellten, als den einen, ihm gefügig zu Willen zu sein, weil er der MacAlister-Teufel war, weil er die Macht hatte, Leben zu beenden oder Allianzen zu zerstören, sie zu schließen oder seinen Schutz zu gewähren.
Nun das Mädchen hier stand nun unter seinem Schutz.
Er musste mehrmals hart schlucken, um sich endgültig zu bezähmen.
Verdammt, er konnte nicht einfach so über sie herfallen wie ein brünftiger Hengst. Sie würde sich wohl dabei den Tod holen, ja, vielleicht sogar an Ort und Stelle dahinscheiden, alleine wenn ihr einfiel, dass sie ja eigentlich sittsam und fromm war.
Es fiel ihm unsagbar schwer, den roten Schleier des Verlangens abzustreifen und wieder gänzlich zu sich zu kommen.
Doch schließlich gewann er seine Beherrschung zurück und trat von ihr fort.
Lange sah Lillian zu ihm auf, verständnislos, betroffen, ängstlich und auch ein klein wenig enttäuscht. „M...Mylord!", hauchte Lillian entsetzt über sich selbst.
Ian nickte indes nur ganz langsam und bedächtig.
„Aye, Lillian.", murmelte er mehr zu sich als zu ihr, bevor er sich umwandte und zurück zum Lager ging. „Damit ist es nun wohl endgültig entschieden und ich erwarte keinerlei Widerworte mehr von Euch, habt Ihr das nun begriffen?" Er wartete auf ihr unglückliches Nicken und fügte dann erneut mit düsterer arroganter Miene hinzu: „Ich behalte Euch.
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Die Rache der Highlander - Bestseller bei BOD (Leseprobe)
Historical FictionDie junge Novizin Lady Lillian de Montford wird aus ihrem abgelegen liegenden Konvent von dem diabolischen Schotten James MacKeith und seinen mörderischen Schergen geraubt und in die Highlands entführt. Unterwegs versucht der Schuft sie zu vergewalt...