Ian biss hart die Zähne aufeinander und lauschte in das Dunkel der Nacht. Sie in seinem Arm zu halten, ihre weichen Rundungen an seiner Hüfte zu spüren, ihren leisen Atem auf seinem Arm, den sie als Kopfkissen benutzte, süß und warm und sanft ...es war die reinste Hölle.
Am schlimmsten aber war, dass er ihr jedes gesagte Wort glaubte. Lillian war in der Tat schwach und kränkelnd. Sie sah auch genau so aus, musste er zumindest vor sich selbst zugeben. Ihre zweimaligen Anfälle plötzlicher Bewusstlosigkeit, aus der sie nicht geweckt werden konnte, gleich was gerade mit ihr geschah. Die bläulichen Lippen, der so leise, flache Atem, den man gar nicht mehr hörte ... Und doch konnte er sie unmöglich zurück in ihr altes Leben bringen.
Er brachte es schlicht nicht über sich.
Eine solche Schönheit wie sie es war, sollte verrotten hinter hochchristlichen Mauern, sollte eine Braut Gottes werden, wo sie doch einem Mann gehören, ihn erfreuen konnte, alleine mit ihrem reinen, unschuldigen Anblick.
Zur Hölle mit ihrer Schwäche!
Die würde sie schon noch irgendwie überwinden, war er
sich sicher.
Die Highlands machten die Menschen stark, die dort lebten.
Es würde Lillian entweder bald genauso ergehen oder aber sie würde einen raschen gnädigen Tod erleiden. ... Verfluchte Hölle!
Allein die Vorstellung an ihrem Tod eine Mitschuld zu tragen, ging ihm verdammt nahe.Seine Hand tastete sich vor, suchte und fand die zarte, warme Haut ihrer Wange. Sie lebte, atmete, sie war so schön und anmutig, scheu und so verdammt gottesfürchtig. Sie hatte nun auch keine Angst mehr vor ihm, wenigstens nicht mehr so sehr, dass sie darüber in Panik geriet.
Ian streichelte sanft über ihre Wange und ihr weiches Haar, sie
seufzte leise auf im Schlaf und bewegte sich ein wenig zur Seite.
Nun berührten ihre zarten Lippen ganz leicht seine Haut am Arm.
Ian grollte beinahe laut auf, konnte sich aber gerade noch zurückhalten.
Es war eine unendlich süße Folter. Dieses Weib ahnte ja noch nicht einmal, wie sehr sie ihn reizte.
Morgen würde sie wieder mit ihm reiten und übermorgen auch.
Er sah für die Zukunft nur einen einzigen vernünftigen Weg, auf deren Weise er sie bei sich behalten konnte, musste aber wohl oder übel noch auf Geordy warten und auf die Nachrichten, die er ihm überbringen würde.
Dann würde gewiss auch noch der Rat der MacAlisters
tagen und seine Meinung kundtun, doch Ian war es vollkommen egal. Lillian war Engländerin und würde darum einen verdammt schweren Stand bei den MacAlisters haben, die einst von eben jenen Tyrannen unterjocht werden sollten, es sich aber nicht lange gefallen ließen und sie in Schimpf und Schande davon jagten.
Er gedachte, sie sorgsam zu beschützen, vor allen, auch vor
seiner Schwester, die sie gewiss hassen würde.
Hauptsache der Rat fand nicht so bald heraus, dass sie überdies kränkelte. Denn Schwäche wurde noch vor allem anderen gehasst und verachtet, in einem Land, wo nur die härtesten Blumen gediehen, der Boden oft karg war und die Ernten ihm mühsam abgerungen werden mussten.
Doch dieses Jahr war ein gutes Erntejahr gewesen. Niemand würde Hunger leiden müssen, auch Lillian nicht.
Er schüttelte unwillkürlich den Kopf.
Dass sie sich selbst beschränkt hatte, indem sie nur einen gewissen Teil aß, ohne jedoch davon richtig satt zu werden, ging ihm nicht aus dem Sinn.
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Die Rache der Highlander - Bestseller bei BOD (Leseprobe)
Historical FictionDie junge Novizin Lady Lillian de Montford wird aus ihrem abgelegen liegenden Konvent von dem diabolischen Schotten James MacKeith und seinen mörderischen Schergen geraubt und in die Highlands entführt. Unterwegs versucht der Schuft sie zu vergewalt...