Kapitel 13

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Ein dumpfes pochen macht sich in meiner Stirn breit. Schmerzhaft kneife ich die Augen zusammen und versuche sie zu öffnen. Meine Lieder sind schwer wie Blei. Angestrengt versuche ich wenigstens einen Finger zucken zu lassen. Nach einer Weile gebe ich es auf. Langsam entspanne ich mich. Im Kopf gehen ich noch einmal die letzten Ereignisse durch. Arzt, Infusion, Grinsen, Schwindel, Licht, Mama, Dunkelheit, Name. Hoffnung.

Eine Tür öffnet sich. Jemand tritt ein. Ich spüre, wie sie sich auf das Bett setzt. An der Stelle senkt sich die Matratze etwas ab.
"Kleines? Die Ärzte haben gesagt, dass du mich wahrscheinlich nicht hören kannst. Du kannst dich wahrscheinlich auch noch nicht bewegen. Aber mach dir keine sorgen. Alles wird gut.", Franco atmet zitternd ein. "Du wärst fast gestorben. Wir... Wir hatten solche Angst um dich. Wir wollen dich nicht verlieren." Zum Ende hin wird er immer leiser. Etwas tropft auf meine Hand. Eine träne. Er weint. "Tschuldigung.", schluchzt er. "Ich wollte nicht weinen. Ich wollte stark sein. Für dich. Aber wenn ich dich jetzt hier liegen sehe, so hilflos und zerbrechlich..." Seine Stimme bricht.
Es tut mir im Herzen weh, ihn so zu hören. Wie gerne würde ich jetzt meine Augen öffnen und ihn sagen, dass alles gut ist, dass er nicht mehr zu weinen braucht. Konzentriert auf meine Hand bemühe ich  mich, eine Bewegung zustande zu bringen. Und tatsächlich zuckt sie ein wenig und berührt seinen Oberschenkel. Ich spüre ihn kurz zusammenzucken, dann legt er seine hand in meine. Kraftlos drücke ich kurz zu. Ich kann ihn förmlich lächeln hören, als er ebenfalls kurz drückt. "Ich hole jetzt schnell einen Arzt. Du wachst langsam auf. Bald kannst du deine Augen öffnen. Warte kurz, Kleine." Er steht auf und lässt meine Hand los. Doch kurze Zeit später ist er wieder an meiner Seite. "Dann wollen wir mal sehen.", ertönt die Stimme von diesen Arzt. Wie hieß er doch gleich nochmal? Ach ja. Lee. Behutsam hebt er ein Augenlid von mir an und leuchtet mir mit einer Lampe erst ins eine, dann ins andere Auge. "Ok. Sieht bisher alles gut aus. Ich schätze mal in einer halben, dreiviertel Stunde sollte sie wieder bei vollen Bewusstsein sein. In einer Stunde schaue ich dann noch mal vorbei. Bleibst du bei ihr, falls etwas ist?"
"Ja.", erwidert Franco. "Ich bleibe hier."
Erfreut stelle ich fest, dass ich meine Hand schon viel besser bewegen kann. Auch in meinen Beinen kehrt langsam das Gefühl zurück.

Nach einer Weile, habe ich wieder die Kontrolle über meinen ganzen Körper. Zaghaft schlage ich erst das linke, dann das rechte Auge auf. Entgegen aller Erwartung werde ich nicht geblendet. Der Raum ist etwas abgedunkelt. Neben mir sitzt Franco auf den Bett und sieht gedankenverloren in die Ferne, während er mit den Daumen über meinen Handrücken streicht.
"Hallo.", sage ich. Erschrocken bemerke ich , dass ich ziemlich heiser bin. Francos Blick zuckt sofort zu mir. Er strahlt wie die Sonne höchstpersönlich.
"Du bist wach."
"Ja."
"Ja, verdammt! Du bist wach!", ruft er mit Einen mal aus. "Verdammt! Ich habe dich vermisst 2-3!"
"Nein."
Sein lächeln erstarrt.
"Wie Nein?"
"Nicht 2-3."
"Nicht? Wie dann?"
"Hope. Mein Name ist Hope."
"Hope...", wiederholt er. "Hoffnung."

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt