Gedankenverloren lasse ich meinen Blickn über den weiten Park gleiten. Ich sitze auf einer Bank in der Nähe eines kleinen Teiches. Mein Gips ist wieder ab, aber ich muss noch immer mit Krücken laufen und eine Schiene tragen. Franco und Olli haben sich nie mehr gemeldet. Und das mag was heißen, schließlich befindet ich mich schon seit zwei Monaten in diesen 'Heim'. Das Leben ist weder schlecht noch gut. Solange wir artig sind, lässt Henrrí uns auch in Ruhe. Nur die Arbeit nervt ein bisschen.
Ein junger Mann lässt sich neben mir nieder. Ich versuche ihn nicht anzuschauen. Wenn er was will, dann wird er es schon sagen. Und wirklich, er schaut sich kurz um und stößt mich dann mit den Ellenbogen an.
"Ey!", flüstert er halblaut. "Bist du eine von Henrrí?"
"Ja.", gebe ich mit normaler Lautstärke zurück.
Sofort zuckt der Unbekannte zusammen und presst einen Finger auf die Lippen. Genervt verdrehen ich die Augen. Wir sind abgesehen von Einen älteren Ehepaar, das mit Einen eindeutig übergewichtigen Dackel unterwegs ist, die einzigen Personen im gesamten Park. Es ist halt Anfang Februar und noch recht kalt draußen.
"Hast du ein Päckchen für mich?", fordert der Mann und steckt mir einen hunderter zu.
Unauffällig greife ich in meine Jackentasche und ziehe einen kleinen Beutel mit etwas Kokain heraus. "Nimm!"
Hastig reißt der Mann mir das Päckchen aus der Hand. Er murmelt noch etwas unverständliches und steht dann auf und entfernt sich schnell. Erleichtert nehme ich wieder meine Krücken. Das war das letzte Päckchen. Mit einer großen leeren Tasche, einer einkaufsliste und einer Jacke voll mit Geld mache ich mich auf zum nächsten Supermarkt. Auf den weg treffe ich auf Frida, ein 16 jähriges Mädchen, dass mit mir im heim wohnt. Ihr gebe ich das gesamte eingenommene Geld, außer einhundert Euro, die ich zum einkaufen brauche.
Eine gute Stunde später drücke ich mit einer schweren Tüte beladen auf die klingel. Der Leiter des Heimes öffnet. Er nimmt mir den Einkauf ab. "Wo ist das Geld?!" Ich krame das Rückgeld aus der Tasche. "Den Rest habe ich Frieda gegeben." Er nickt nur und lässt mich rein. "Hope. Einen Augenblick. Ich muss mit dir reden."
Ängstlich Folge ich ihn in die Küche. Ihn traue ich Alles zu. Henrrí setzt sich an den Esstisch und deutet auf einen Stuhl neben sich. Immer noch verunsichert setze ich mich hin.
"Hope. Ich mag dich. Wirklich. Ich könnte dir ein besseres Leben bescheren, als du dir vorstellen kannst. Ein angenehmes Leben." Klingt soweit gar nicht mal so schlecht. Aber es hat alles seinen Preis, wie ich von ihn gelernt habe. Und tatsächlich: "Nur müsstest du mir einen gefallen dafür tun."
"Welchen?"
"Wie gesagt, ich mag dich. Du müsstest meine rechte Hand werden. Oder eher meine Geliebte..."
Einen schockmoment realisiere ich gar nicht, was er mir das eben vorgeschlagen hat. Aber dann ist der Moment vorbei und eine unglaubliche Abscheu macht sich in mir breit.
"Nein. Das kann ich doch nicht machen! Schon gar nicht mit dir! Du bist älter als ich, aber vor allem wurde ich schon von meinen Vater vergewaltigt und bin total traumatisiert... Nein. Einfach Nein. Das ist abartig, wiederwärtig!" Angeekelt springe ich mit Krücken auf. Ein paar Meter entferne ich mich auch von ihn. "Das alles hier ist wiederwärtig. Du lässt uns für dich Drogen dealen! Kinder! Anna ist erst 7! Ich wünschte, ich wäre weg von hier."
"Also gut." Henrrís ruhiger Tonfall ist noch schlimmer, als hätte er mich angeschrien. Er packt mich am Arm und zerrt mich unsanft zur Tür. "Du willst weg? Dann geh. Aber wehe, du rufst die Bullen! Ich habe Kontakte und das weißt du auch. Und jetzt geh!" Er schubst mich vor die Tür und wirft meine Krücken hinterher. Die Tür knallt hinter ihn lautstark ins schloss.
Vorsichtig rappel ich mich auf und humpel in Richtung Stadt. Natürlich weiß ich schon, wo ich hin will. Und das wird ein langer Weg. Vor allem so ohne Alles. Und zu Fuß. Schicksalsergeben mache ich mich auf die Suche nach einen Schild, dass mir den Weg weist. Richtung Köln.
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Freiheit (Auf streife die Spezialisten)
FanficSchicksalsschläge begleiten Hope auf ihren gesamten Lebensweg. Sie stand an der Brücke, wo einst ihr Mutter stand. Sie will es beenden, wie ihre Mutter es einst tat. Doch sie trifft auf Menschen, die anders sind, die sie akzeptieren und lieben. Lohn...