Kapitel 29

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Hier bin ich. Auf einer liege. Zugedeckt und an Geräte angeschlossen. Um mich herum stehen Menschen. Ich kenne nur zwei. Frederik und Oliver.
Olli hält mir eine Maske übers Gesicht. "Nicht erschrecken, da kommt nur etwa Sauerstoff raus. Tief einatmen."
Er wendet sich an eine unbekannte. "Machst du ihr das narkosemittel rein?"
Sie nickt, und ich sehe ihr zu, während sie mir etwas in den Zugang spritzt.
Nach einigen Minuten werde ich müde.
"Wenn du müde bist, dann Schlaf ruhig. Alles gut."
Schläfrig blinzelte ich gegen das Licht an der Decke. Das ist das letzte was ich sehe.

Es kommt mir so vor, als hätte ich nur einmal geblinzelt. Das habe ich aber definitiv nicht. Ich bin in einen anderem Raum. Die Rollläden sind unten. Ich bin an einer Infusion angeschlossen. Und mein arm fühlt sich anders an. Er tut nicht mehr weh, es zieht nur noch ein wenig.
Erfreut sehe ich Franco an den kleinen Tisch sitzen. Er hat mich anscheinend noch nicht bemerkt. In Gedanken sieht er auf einen Punkt in der Ferne. Einen Moment beobachte ich ihn noch leicht belustigt, bevor ich ihn auf mich aufmerksam mache. "Hallo, Franco." Erschrocken fährt dieser kurz zusammen, doch als er bemerkt, dass ich wach bin, stiehlt sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
"Morgen, Kleine. Hast du gut geschlafen?"
Ausgiebig strecke ich mich und gähne herzhaft. "Kann mich nicht beklagen."
"Na dann..." Er steht auf und macht den Rolladen hoch. Draußen wird es langsam abend.
Der Rettumgssanitäter lässt sich auf der bettkante nieder. "Und? Wie geht es dir?"
"Soweit ganz gut. Ich habe keine schmerzen mehr."
"Das freut mich."
Auf einmal kommt mir eine andere Sache in den Sinn. Eine völlig andere sache. Sie macht mich traurig. "Warum habt ihr, Olli und du, mich nie besucht?"
Ungläubig schaut er mich an. "Wir wollten dich tausendmal schon besuchen!"
"Und warum habt ihr es dann nie getan?"
"Euer Heimleiter hat es uns verboten. Er hat behauptet, dass du noch zu instabil wärst."
"Das heißt, ihr wolltet kommenden?"
"Natürlich! Wir haben es doch versprochen. Und um ehrlich zu sein... Ich habe dich so vermisst. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie glücklich du mich machst. Egal, was du machst, egal ob du wach bist oder schläfst, du machst mich glücklich. Du bist wundervoll."
In seinen Augen schimmern Tränen, und auch ich bleibe nicht kalt. Fest schlingen ich meine arme um seine Brust und drücke mich ganz fest an ihn. Es ist schön. Einfach nur schön.
Erst als hinter uns ein räuspern ertönt ein lassen wir uns los. Herr Seehauser steht peinlich berührt in der Tür. "Ähm, ich würde jetzt gerne noch mal schauen, wie es dir geht. Falls ich nicht störe, natürlich."
Lachend schüttel ich den Kopf. "Sie stören nicht."
"So." Der Arzt setzt sich neben mich auf einen Stuhl. "Hast du momentan Schmerzen?"
"Ne, alles super!"
"Ja. Ich schau mir mal kurz die Narbe an..."
Er wickelt den Verband ab. "Ja. Alles super. Gibt es sonst noch was, Übelkeit, Schwindel,..."
Ich schüttel den Kopf.
"Na dann. Alles gut. Op ist gut verlaufen. Ich schau dann später noch mal rein. Tschau."
Kurz vor der Tür macht er noch halt. "Ach so, die Herren von der Polizei schauen morgen noch mal vorbei, so gegen 11 Uhr." Er nickt uns noch mal freundlich zu und eilt dann aus den Raum.

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt