Kapitel 8

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Ich konnte nicht einmal in Ruhe aussteigen, denn schon war meine Mum bei mir. Ich dachte, dass sonst was geschehen war, doch sie sah weder aufgelöst noch verheult aus.

Also war nichts Schlimmes los. Es ist niemand verunglückt und gestorben noch sonst was. Naja, immerhin etwas. Wer weiß, was da gesehen ist. Vielleicht ist in China eine Sackkarre vom Himmel gefallen und meine Mutter macht daraus mal wieder einen Elefanten. Wer weiß, was los ist!

Ich seufzte, atmete auf und rollte mit den Augen. Innerlich wappnete ich gegen den Anfall von Mum. Immerhin wollte ich ja schon interessiert klingen, doch nicht allzu sehr, dass es mir nahe ging. Es war eine Gradwanderung.

"Was ist denn los?", fragte ich sie, als sie mir entgegeneilte, sodass ich kaum eine Chance hatte in Ruhe auszusteigen.

"Hope Elizabeth Berenike Shoemaker, wo warst du?", fragte sie mich, wobei ihr Blick gezielt meine Augen fixierte. Hätte ich nicht an ihrem strengen Blick gemerkt, dass sie sauer war, dann spätestens daran, dass sie meinen vollständigen Namen nutzte und ihre Stimmlage drei Okatven in die Höhe schoss.

Schrecklich. Wenn Mum so keift, klingt sie wie unsere alte, verbitterte Nachbarin, die Kinder über alles hasste. Nur ihre Katze war ihr ein Ein und Alles. Täglich, sowohl früh als auch abends hatte die alte Trulla nach ihr gerufen, aber jedes Kind stets angekeift, sobald es der Katze zu Nahe kam.

Ich seufzte erneut und ermahnte mich zur Ruhe bevor ich ihr antwortete. "Ich war shoppen. Eigentlich hatte ich Judy einen Zettel geschrieben. Damit ihr Bescheid wisst. Du weißt aber schon, dass ich 17 bin, oder? Ich kann wohl mal weniger als 3 Stunden alleine unterwegs sein. "

"Ja, den haben wir gelesen. Und wehe, Fräulein, du kommst jetzt auf dem Mama- Ich- bin- doch - alt- genug- Trip. Du hattest geschrieben, dass wir dich erreichen können, wenn was ist. Nun ja und heute ist was! Und wieso gehst du nicht an dein Handy, wenn du schon eins hast? Sonst hängst du doch auch den ganzen Tag da dran!", meinte meine Mum vorwurfsvoll.

Ich verdrehte meine Augen und zählte innerlich bis 10 bevor noch weitere Dinge sagte, denn wenn ich jetzt was Falsches sagte, hätte ich bestimmt eine Szene bekommen. Und dann hätten bestimmt die Nachbarn gegafft. Wenn nicht sogar scon welche vor ihren Fenstern saßen und unseren Schlagabtausch beobachteten.

Eine Szene auf der Straße und mittlerweile gucken bestimmt schon alle. Wie peinlich ist das denn? Peinlicher geht es wohl kam noch!

Ich drehte mich ihr demonstrativ weg und widmete mich meinem Auto, genauer den Dingen, die ich gekauft hatte. Meine Mum stand noch da, wurde immer röter und räusperte sich, damit sie doch wieder meine Aufmerksamkeit bekam.

Manchmal ist meine Mum wie ein kleines Kind, dass ständig Aufmerksamkeit haben will. Besonders schlimm ist es, wenn man bei einem Streit keinen Bock auf sie hat. Und sie einen fast förmlich um ihre Aufmerksamkeit zwingt.

Nachdem ich meine ganzen gekauften Sachen ausgeladen hatte, verschloß ich meinen geliebten Ford, nahm die Sachen und lief einfach an meiner Mutter vorbei, die ich ignorierte und noch immer total sauer auf der Straße stand. Am liebsten wäre ich wieder in mein Auto gestiegen und weit weg gefahren, aber damit wäre die Situation, welche auch immer den Frust bei ihr ausgelöst hatte nicht geklärt.

So ging ich hoch in mein Zimmer und stellte die die neuen Dinge erstmal auf meinen Schreibtisch. Auspacken und verstauen musste leider warten.Jetzt hieß es erstmal das Inferno zu löschen. Daher atmete ich tief durch und entschied mich ins Wohnzimmer zu gehen, denn da befand sich Mum mittlerweile, wie man es durch das gesamte Haus hören könnte, und sie tobte.

"Also Mum, was ist dein Problem?", fragte ich sie und diesmal war ich auf Konfrontation aus.

Manchmal hilft es einfach mal auf Krawall gebürstet zu sein um so richtig zu explodieren. Anschließend sind die Wogen geglättet. Zumindest hat das bei uns immer geklappt

Sie kam direkt auf mich zu und war außer sich.

"Du! Du haust einfach ab. Lässt deiner Schwester einfach einen Wisch von Papier da und man erreicht dich nicht. Wozu zur Hölle hast du so ein beschissenes Handy, wenn du eh nie rangehst?..", keifte meine Mum herum und kam mir so nahe, dass sich fast unsere Nasenspitzen berührt hätten, wenn ich nur ein Stück größer wäre.

"Mum, komm mal runter! Nur weil ich einmal nicht an mein Handy gehe, machst du jetzt so ein Theater?", fragte ich sie total fassungslos. Doch darauf bekam ich keine Antwort, da sie viel zu beschäftigt war, ihren Frust an dem Möbelstück loszuwerden, dass sie putzte, aber es so aussah, dass sie es wohl eher attackierte.

Das ist doch lächerlich!

Nur weil ich nicht ans Handy gehe. Püh. Manchmal hat sie echt eine Macke. Vielleicht sind das auch die Wechseljahre.

"Mum, was ist los?", versuchte ich sie jetzt ruhig zu fragen, da ich mir allen Ernstes nicht vorstellen konnte, dass dies der Grund war. Langsam ging ich auf sie zu und hoffte, dass sie sich von dem unschuldigen Schrank abwenden würde.

Bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, mischte sich meine Schwester in das Geschehen ein, die wahrscheinlich durch die Schreie von unserer Mutter aus ihrem Zimmer gelockt wurde.

Neugierde siegt halt über Vernunft.Wieso mischt sich Judy jetzt hier ein, wenn sie doch dann stets den Frust mit abbekam. Zumal es meine Angelegenheit ist, die sie nicht betrifft. 

"Hast du denn vergessen, was heute ist?", fragte Judy mich. Ich sah sie an und spürte dabei den Blick von unserer Mutter auf mir, die soeben aufgehört hatte den armen Schrank zu masakrieren.

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