Kapitel 11

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"Was? Woher?", stotterte ich herum.

Ruhig, Hope. Alles wird sich erklären. Bestimmt hat er eine ganz logische Erklärung. Immerhin klang es vorns nicht so, als ob er an deiner neuen Schule ist. Vielleicht hat einfach nur dein Spitzname schon Runde gemacht. Genau! Das wird es sein.

In mir tobte ein gedanklicher Krieg. "Woher weißt du wie ich heute in der Schule genannt wurde?", versuchte ich ihn erneut zu fragen.

"Tja, ich weiß alles.", war nur seine kryptische Antwort.

Spinner!

"Sag mal stalkst du mich oder so?", fragte ich ihn, da mir dies als einzigste plausible Lösung einfiel.

Jetzt lachte er. Wahrscheinlich lachte er mich soagr aus. Ich hatte keine Ahnung.

Oh Gott. Wie niedlich seine Grübchen sind, wenn er lacht. Hope! Vergiss es. Der hat einen an der Klatsche. Und außerdem, denke daran: Keine Gefühle!

"Stalken? Ich Dich? Wovon träumst du denn nachts?", fragte er mich lachend.

Ich zuckte mit den Schultern und beließ es ihm eine Antwort zu geben. Besser war besser. Ich wollte ihm nicht noch einen weiteren Grund geben, dass er sich über mich lustig machen konnte.

"Beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass ich dich weder stalken noch belästigen würde wollen. Wenn wirst du Diejenige sein, die was von mir will. Zudem gibt es den technischen Fortschritt, namens Handy mit einer App, die vieles ermöglicht.", antwortete er und schaute mir dabei in die Augen.

Natürlich, WhatsApp. Wie dumm bin ich nur? Seine Schwester hatte ihm bestimmt gerade geschrieben und es ihm erzählt.

Ich nickte unisono. "Okay."

 Dann widmete ich mich dem restlichen Essen auf meinem Teller und ignorierte ihm gekonnt. Bis mein verfluchtes Handy erneut klingelte.

"Never made it as a wise man. I couldn't cut it as a poor man stealing tired of living like a blind man. I'm sick of sight without a sense of feeling and this is how you remind me. This is how you remind me of what I really am..."

Ich formte mit meinen Lippen ein Sorry, da alle Augen auf mich gerichtete waren, schnappte mir mein Handy und ging zur Hängematte, da sie ein Stück entfernt war von den Anderen und nahm das Gespräch an.

"Hallo?", fragte ich, da die Rufnummer unterdrückt war.

"Hey, Hope, ich bin´s Becca. Wie geht es dir? Erzähle mal kurz wie es heute lief!" forderte mich meine beste Freundin auf.

Wie ich sie vermisste! Zum Glück haben ihre Eltern soviel Geld. Da juckt es sie auch nicht, wenn sie mich jetzt auf dem Handy im Ausland anruft. Sie ist einfach die Beste. Verstehen tut sie sich immer und wusste auch, dass dieser Tag Horror wird. Leider ist er noch nicht vorbei. Hoffentlich doch ganz bald.

Ich machte es mir auf der Hängematte bequem und berichtete ihr kurz über meinen chaotischen Schultag heute sowie über die Begegnung erst mit Chris und jetzt mit Dominik. Becca kam nicht mehr aus dem Kreischen und Analysieren heraus. Sie fand das total interessant, dass sich auf einmal zwei Kerle für mich anscheinend interessierten. Ich tat dies ab, da ich mir dies beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass sie etwas von mir wollten.

"Ach, quatsch. Die wollen doch nur an Judy herankommen. So wie damals Roman...", sagte ich zu ihr und versuchte cool zu klingen, doch es tat immernoch weh, denn er war wirklich der Erste. Der erste Mann, der mir sehr viel bedeutet hatte. Aber Judy wollte nichts von ihm und hat ihn abblitzen lassen und mich getröstet. Wunderbar, meine liebe Schwester.

"Becca, wir skypen nochmal, okay? Weil ich dann langsam Schluss machen muss. Wir sind bei unseren Nachbarn ja zum Grillen. Und du kennst ja Mum, sie ist da total hysterisch, wenn wir nicht höflich sind. Und zu unhöflich gehört bei ihr ja auch stundenlanges Telefonieren." Ich seufzte.

"Ja, ja, hast Recht. Die Frau ändert sich wohl nie, was? Kopf hoch, meine Liebe. Habe dich lieb. Bis bald!"

"Ja, ich dich auch. Hoffentlich bis ganz bald.", flüsterte ich in mein Smartphone und legte dann auf. Ich spürte wie die erste Tränen sich wagten über mein Gesicht zu stehlen.

Verdammt! Hope. Heul jetzt bloß nicht rum! Denke an deine Regeln: Nicht aufgeben. Trotzen. Keine Gefühle zulassen.

Ich wiederholte gedanklich meine Regeln wie ein Mantra, wischte meine Träne aus dem Gesicht und missbrauchte mein Smartphone als Spiegel um zu sehen, dass ich nicht wie ein Panda ausschaut.

Alles perfekt. Du siehst gut aus. Und jetzt zeigst du es Chris und seiner Schwester. Niemand buttert dich unter!

Gedanklich baute ich mich auf und machte mich auf den Weg zu dem Tisch. Mittlerweile waren alle fertig mit Essen, nur ich nicht. Zudem war mein Essen kalt.

Na was soll´s. Rein damit. Hauptsache ich habe überhaupt noch was zu essen. Und so verbrenne ich mir wenigstens nicht den Mund.

Ich bemerkte, dass sich alle sehr angeregt unterhielten, sogar Chris mit seiner Schwester und Judy, aber ich hatte keine Ahnung, worum es ging.

Nachdem ich aufgegessen hatte, war ich pappsatt und lehnte mich im Stuhl zurück. Lieber beobachtete ich das Treiebn und die Gespräche meiner Mitmenschen als etwas dazu beizutragen.

"Nicht einschlafen, Eisprinzessin.", neckte mich Chris, nur weil ich die Augen für eine Moment geschlossen hatte und auch die Gespräche ausgeblendet hatte. Für den kurzen Moment hatte ich es genossen, doch der Trottel hatte anscheinend ein Händchen dafür solche Momente zu stören. Willentlich oder nicht war mir erstmal egal.

"Mhm." war mein einzigster Kommentar dazu, den ich mit geschlossenen Augen von mir gab. Zudem versuchte ich, dass ich ihn auch vollends ignorieren konnte, doch dann wurde ich mir seiner Nähe bewusst, da ich seinen warmen Atem gerade noch an meinem Ohr gespürt hatte.

Vorbei war es mit der innerlichen Ruhe. Ich war förmlich von null auf hundert auf Flucht eingestellt und wäre am liebsten aufgesprungen sowie geflohen. Doch ich wusste, dass ich dies nicht antun konnte. Ich konnte meine Mum nicht blamieren, in dem ich jetzt einfach so ging, und ich wollte nicht, dass Judy sich schon wieder Sorgen machen musste. Also atmete ich tief ein und versuchte mich zu beruhigen.

" Hope, was sagst du dazu?", holte mich die Stimme meiner Schwester in die Realität zurück.

"Zu was?", bohrte ich und öffnete meine Augen, die sie sofort kritisch ansahen.

"Mandy hat uns zu ihrer Geburtstagsfeier am Samstag eingeladen. Die ist aber in der Nähe des Einkaufszentrums und da bot Dominik sich an uns mitzunehmen. Wie findest du das?", fragte Judy mich und sah mich dabei erwartungsvoll an. Zudem spürte ich Mandys Blick, der mich schon fast aufforderte abzusagen.

Da hat mich wohl eine aus reiner Gefälligkeit eingeladen. Wie Charmant.

Aber auch Dominik´s Blick lag auf mir. Er musterte mich und wandte sich schließlich an mich. "Und bist du dabei?", fragte er mich lächelnd. 

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