Kapitel 10

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Alex' POV

Als dann auch die letzte Stunde endlich vorbei war, hoffte ich, noch einmal mit Serkan reden zu können. Doch der hatte die Klasse bereits verlassen und war verschwunden. Das wars dann mit dem geplanten Gespräch.

Als ich ihn in der Pause gefragt hatte, ob er schwul sei, war für einen kurzen Moment Furcht in seinem Gesicht aufgeblitzt. Zuerst hatte ich gedacht, ich hätte es mir eingebildet, aber diesen Gedanken hatte ich dann verworfen. Spätestens als er die Klasse si hastig verlassen hatte. Eigentlich war es bloß geraten, als ich ihn gefragt hatte. Es gab weder Gerüchte, noch Klatsch und Tratsch über ihn. Aber hätte ich ihn einfach so gefragt, hätte er anders reagiert. So konnte ich mir sicher sein, dass er schwul war und deswegen musste ich mit ihm reden. Zum Glück war ich inzwischen an seine Adresse gekommen. Dank dem allwissenden Internet.

Nachher würde ich ihn besuchen gehen. Dann könnte ich wieder seine wünderschönen dunklen Augen und -

Halt! Ich war nicht schwul! Warum konnte mein Kopf das nicht endlich kapieren.

Aber wieso willst du dann zu ihm?, fragte eine seltsame Stimme in meinem Kopf.

Keine Ahnung! Und jetzt sei still!, erwuderte ich stumm und begann zu rennen, doch diese eine Frage wollte mur nicht aus dem Kopf gehen. Selbst nachdem ich zuhause gegessen und Hausaufgaben gemacht hatte, schwirrte sie immer noch in mir herum.

Wütend schmiss ich mich aufs Bett vergruv mein Gesicht im Kissen. Als auch das nicht half stand ich ruckartig auf und packte schnell noch meine Jacke mit der Adresse in der Tasche und rannte einfach los. Zwischendurch kontrollierte ich immer wieder die Richtung.

Nach zehn Minuten Dauersprint kam ich an mein Ziel. Doch was ich sah, entsprach keinesfalls meinen Vorstellungen. ich stand vor einer riesigen Villa, mit noch größerem Garten, einer Garage, fast so groß wie unser ganzes Haus und einen Pool im Garten.

Ich war so erstaunt, dass ich mein eigentliches Anliegen beinahe vergaß. Mit offenem Mund ging ich den geschlängelten Kiesweg zur Haustür und klingelte.

Eine junge Frau öffnete und schaute mich fragend an.

"Was ist ihr Anlieger, junger Herr?", sagte sie kurz angebunden.

"Ich ... ähm ...", stotterte ich.

"Ja?"

Verwirrt starrte ich die Frau bloß unverblümt an.

"Entschuldigt mich. Wenn Sie heute noch den Grund ihres Besuchs in Erfagrung bringen, lassen Sie es mich wissen. Ich habe besseres zu tun, als mich anstarren zu lassen", meibte sie kühl und wollte die Tür wieder schließen.

"Nein, wartet. Ich möchte zu Serkan!"

"Zu Herrn Kara?"

"Äh, ja?", antwortete ich, auch, wenn es sich eher nach einer Frage anhörte.

"Kommen Sie!", forderte sie mich spitz auf und brachte mich in einen Empfangsraum mit einer kleinen Sitzecke, einem Fernseher und einem CD-Spieler, der die ganze Zeit die Charts rauf und runter abspielte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich eine der zig Türen und jemand trat. Ich stand mit dem Rücken zu ihm.

"Hallo?", fragte der Eingetretene. Es war Serkan.

Ich wollte mir einen Spaß erlauben und antwortete mit geschäftsmäßiger Stimme: "Sind Sie Herrn Kara?"

"Ähm, ja. Und wer sind Sie?"

Serkan sprach nun auch formell.

"Das tut nichts zur Sache. Ich bin in einer schwierigen Angelegenheit hier. Einer ihrer Mitschüler wurde nach der Schule tot aufgefunden. Laut unseren Infos handele es sich um einen gewissen Alex Klindt. Kennen Sie diese Person?"

Stille.

Stille.

Ein Keuchen.

"WAS?", schrie Serkan und aus dem Schrei wurde ein Wimmern. "Was?", flüsterte er.

Ich war verwirrt, warum war er so niedergeschlagen. Ich beschloss das ganze aufzulösen und drehte mich zu einem völlig verstörten Serkan um...

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