Kapitel 14

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Alex' POV

Erschrocken wich ich zurück und verließ fluchtartig das Zimmer. Ich spürte heiße Tränen, die mir in die Augen stiegen und kurz darauf, als ich die Kranhaustür öffnete und hinaus auf den Weg rannte, flossen sie mir in Strömen über das Gesicht.

Eine halbe Stunde später lag ich reglos im Bett und starrte an die Decke.

Warum hatte Serkan mich weggeschickt? Ich konnte es mir nicht erklären. Was habe ich denn gemacht?

Ich wusste es nicht...

Obwohl. Es gab eigentlich nur eine einzige Möglichkeit. Er musst mich für denjenigen halten, der sein Geheimnis ausgeplaudert hat!

"Aber das war ich nicht, Serkan !", flüsterte ich in die Luft. Wimmernd wiegte ich mich in einen ruhelosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wachte ich immer noch weinend und verstört auf. Ich stellte mich vor den Spiegel und beobachtete mich, bis die Tränen von alleine versiegten und nur noch die blutunterlaufenen Augen zeigten, was passiert war. Mit gesenktem Kopf machte ich mich fertig, aß und ging schließlich zur Schule. Den Blick immer noch auf meine Schuhe geheftet, ging ich zu meinem Spind und lehnte mich erschöpft dagegen. Ich sah hinüber zu Serkan, der gerade einen Zettel aus seinem Fach hervorholte. Wahrscheinlich ein Liebesbrief eines verrückten Mädchens.

Ich musste allerding zugeben: Serkan war durchaus attraktiv!

Traurig wandte ich mich wieder ab und griff nach meinen Mathesachen, als mich eine feste Hand an der Schulter festhielt und herumdrehte.

Ich sah in Serkans' wunderschöne Augen. Doch diesmal lächelten sie mich nicht an, sie glänzten eiskalt und wütend.

"Wir müssen reden!", sagte er bloß.

"Gut, ruf meine Sekretärin an. Sie macht dir einen Termin", antwortete ich sarkastisch und möglichst lässig.

Sein Blick wurde zornig.

"Jetzt", zischte er und zog mich in einen leeren Klassenraum. Leise schloss er die Tür und blockierte die Klinke mit einem Stuhl.

"Alex, ich ...", begann er stotternd. Alles Selbstbewusstsein war verschwunden. Er kratzte sich am Hinterkopf und sah betreten zu Boden. "Also ich wollte mit dir..."

"Serkan! Ich war das wirklich nicht. Ich kann mir auch nicht erklären, wie es die ganze Schule erfahren konnte, aber du kannst mir glauben, ich war das nicht!", redete ich verzweifelt auf ihn ein.

"Ich weiß", hauchte er. Er holte einen zerknitterten Zettel aus seiner Jackentasche und reichte ihn mir. Seine Hand zitterte.

' Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich! Besser als du denkst! Ich kenne deine Geheimnisse besser als jeder anderere. Ich habe dich beobachtet. Ich habe dich beobachtet und jetzt habe ich endlich etwas in der Hand, um dir dein beschissenes Leben noch mieser zu machen. Ich habe dich und diese arme Schwuchtel belauscht. Ich habe wohl gehört, dass du uns allen etwas verschweigst! Und wieso sollte ich das Wissen der anderen über dich nicht noch ein wenig aufbessern? Sie wissen Bescheid! Ich hoffe, das ist dir eine Lehre! Ich habe keine Lust mehr, auf ewig in deinem Schatten zu stehen, der ewige zweite zu sein. Jetzt bist du raus aus dem Spiel und ich kann endlich wieder mein Leben leben!

Mit freundlichen Grüßen

P. '

Ich war geschockt. Ich sah in die mit Tränen gefüllten Augen von Serkan. Doch ich verstand es nicht!

"Was hat er belauscht?"

"Unser Gespräch. Er hat es allen erzählt."

"Wer hat was erzählt?"

"Er hat allen erzählt, dass ich schwul bin...", flüsterte er.

"Wer ist er?"

"Keine Ahnung." Sein Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Er sah aus wie ein Haufen Elend.

Was sollte ich tun?

Ich ging langsam vor ihm in die Hocke.

"Na und? Dann wissen es halt alle. Du bist anders und du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es zumindest!", meinte ich fest.

"Ja?", fragte er ungläubig.

Ich nickte und legte meine Lippen auf seine.

Er erwiderte sofort und ich drückte ihn sanft auf den Rücken, sodass er unter mir lag. Er legte seine Hände an meine Hüften und ich streichelte seinen nackten Bauch unter seinem Shirt.

Unser Kuss wurde fordernder. Unsere Zungen spielten miteinander, steichelten sich zärtlich, lernten sich kennen.

Vorsichtig löste ich mich von ihm und lächelte ihn schüchtern an.

"Du bist gut", hauchte Serkan und zog mich wieder zu ihm runter...

Be gay and proud of thatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt