Die Auferstehung

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Ich riss meine Augen auf.

Ein leichter Morgenwind strich über meine Haut. Als ich meine Finger versuchte zu bewegen, spürte ich Gras an meinen Fingerspitzen. Ich atmete tief ein, sodass sich mein Brustkorb vom Boden hob. Obwohl die Sonne mitten auf mich strahlte, war es mir möglich meine Augen offen zu halten und den klaren, blauen Himmel zu beobachten. Es war warm, unglaublich warm. Ich verspürte Fröhlichkeit, aus keinem bestimmten Grund. Als ich meine Muskeln streckte, bemerkte ich, wie leicht sich mein Körper anfühlte. Ich setzte mich dennoch vorsichtig auf und schaute mich mit leichten Kopfbewegungen um.

Bis zum Horizont war nichts anderes zu sehen als eine Wiese, wo sich die Graspalmen zum Rhythmus von dem Wind bewegten, ebenfalls wie meine Haare, die ich immer wieder hinter mein Ohr geben musste. Mit einem Schwung stand ich auf meinen Beinen und drehte mich um meine eigene Achse, um irgendwo etwas anderes zu erblicken, doch nichts war zu sehen. Ich dachte ich würde gleich in Panik geraten, doch ganz im Gegenteil. Mir wurde bewusst, dass ich eigentlich überhaupt niemanden brauchte, ich war hier und jetzt frei, so wie ich es immer wollte.

Ich streckte meine Arme aus und genoss die Stille. Ich tapste Barfuß über den etwas feuchten Boden und hüpfte herum. Wieder einmal drehte ich mich um meine eigene Achse, es gefall mir sehr, wie sich mein weißes Kleid mit drehte, doch, was war das für ein Fleck auf dem Ende des Kleides?

Ich stoppte mit meinen Bewegungen und fixierte meinen Blick auf diese Verfärbung. Ich nahm mein Kleid in die Hand und versuchte diesen kleinen roten Fleck mit meiner Hand wegzubekommen.

Hatte ich mich irgendwo aufgekratzt?

Egal wie sehr ich es versuchte, es wurde einfach noch schlimmer. Ich schaute meine Hand an, die voller Blut beschmiert war.

Von wo kam bloß das ganze Blut?!

Ich wurde hektischer und wollte einfach nur sauber sein. Unüberlegt wischte ich meine Hände in mein Kleid, dass immer schneller werdend seine ganze Farbe änderte. Ebenfalls wurde der Wind unruhiger und Wolken fingen an die Sonne zu verdecken. Ich stand wie eine Statue da, als schon diese rote Flüssigkeit von mir runter tropfte. Eine erster Regentropfen landete auf meiner Wange und ich schaute zum Himmel rauf. Kurz darauf spürte ich einen Zweiten. Aus den wenigen Tropfen wurde ein Gewitter, was mir wenig ausmachte, da ich dachte, dass  der Regen wenigstens das ganze Blut von mir runter waschen würde, doch es ging nicht weg, ich wurde einfach nicht rein. Aus irgendeinem Grund fing der Regen an auf meiner Haut zu brennen und ich zuckte von dem unerwarteten Schmerz auf.

Ohne klarem Verstand fing ich schluchzend an zu rennen, als das Graß unter meinen Füßen sich ebenfalls anfing rot zu färben. Der Weg hinter mir wurde durch eine Blutspur gekennzeichnet. Ein Alptraum.

Was passiert hier?! Das sollte doch mein Frieden sein! Meine Freiheit! Mein Paradies nach dem ich mich so lange gesehnt hab!

Aus dem Nichts tauchte eine Gestalt ein paar Meter vor mir auf und ich verlangsamte mein Tempo etwas. Schweratmend und völlig durchnässt schlenderte ich zu dieser Person. Mir wurde kalt, unbeschreiblich kalt, als meine Haare und meine Kleidung an mir pickten. Nach jedem Schritt wurde der verschwommene Umriss von dieser Person genauer.

Ich stand Jeff gegenüber, der seine Hände tief in seiner Hosentasche versteckt hatte. Er sah so friedlich aus, als die Regentropfen in seinem pechschwarzen Haar wie Perlen glitzerten. Er schaute tief in meine Augen und nur wenige Zentimeter trennten unsere Körper. Ich musterte sein bleiches Gesicht, doch konnte keine einzige Emotion finden. Er schien so wie ein Engel, könnte er mich vielleicht reinigen?

Er schloss seine Augen, holte seine rechte Hand aus seiner Tasche und schnappte sanft nach meiner Hand. Als unsere Finger sich miteinander verschlossen, hörte ich verzweifelte, grausliche Schreie in meinen Gedanken. Frauen, Männer, Kinder riefen alle nach Hilfe, einer lauter als der Andere.

Ich konnte dies nicht mehr aushalten und wollte mich vom Griff von Jeff befreien, doch er lies nicht locker. Ich wollte ihn mit meinem zweiten Arm wegschubsen, doch es war mir nicht möglich.

Nein, das kann nicht sein!

Die nicht aushaltenden Schreie wurden immer lauter und mein Kopf dröhnte. Jeff öffnete seine Augen und Blut rannte von ihnen runter. Ich schreckte auf und machte nur einen kleinen Schritt nach hinten, weil mir Jeff durch seinen immer fester werden Griff nicht mehr Abstand erlaubte.

Erst jetzt wurde mir die Situation klar. All dieses Blut, dass nicht aufhörte zu tropfen, war von den Menschen, die Jeff getötet hatte. Diese Geschreie, bei denen man nicht mal mehr Hoffnung hörte sondern nur pure Verzweiflung, waren diese Leute, die ohne Grund Opfer von Jeff wurden.

Wieso war er in mein Paradies eingedrungen! Ich will nicht mehr weg von hier! Er soll verschwinden!

"Du Psycho!" zischte ich und schaffte es mich von ihm zu lösen. Ich wand mich von Jeff ab, doch bereute dies sofort. Geschockt hielt ich mir meine Hand vor den Mund, während ich kraftlos zu Knie fiel. Um mich herum endlose Reihen von toten Lebewesen, bei denen mir sofort klar wurde, dass dies mein Werk war. In der Mitte befanden sich meine Eltern, die ich wirklich verabscheute, doch als ich sie wieder sah, kamen die ganzen Erinnerungen von ihnen wieder hoch.

Was redete ich mir ein? Ich war doch selber kein Stückchen besser als Jeff.

Wie als könnte Jeff meine Gedanken lesen, stellte er sich vor mich und schaute auf mich herab. Es blitzte hinter ihm und seine Augen leuchteten auf. Er bot mir seine Hand an und ich nahm sie kraftlos an. Meine Körper hörte nicht auf mich. Er zog mich zu ihm rauf und ich fiel gegen seine Brust. Ich zitterte am ganzen Körper, fühlte mich so wehrlos und mit meinem Blick suchte ich in Jeffs Augen nach Hilfe.

Dieser presste unerwartet seinen Mund auf meine Lippen. Im ersten Moment blieb mir die Luft im Hals stecken, doch dann vertiefte ich den Kuss, als ich mich auf meine Zehenspitzen stellte. Ich spürte, wie Jeff in den Kuss grinste und ich schloss anschließend meine Augen.

Als ich sie öffnete, merkte ich sofort, dass ich wo anders war.

Willkommen wieder in der brutalen Realität, ein neues Spiel kann beginnen.

Sweet Dreams (Jeff the Killer lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt