18. Kapitel

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Ich bin nicht nass.
Ich bin auch nicht mitten im Ozean.
Ich stehe in einem Raum, umringt von den Initianten. Die Simulation ist vorbei.
„Sehr schön. Der nächste", ruft Lauren, während sie mich Richtung Ausgang schiebt.
Das war es schon.
Vermutlich ist es einfacher, wenn es nicht deine eigenen Ängste sind.
Und in diesem Moment habe ich einen riesen Respekt vor Lauren, dass sie uns alle in ihren Kopf gucken lässt und sich damit so verwundbar macht.

Als wir entlassen werden, legt jemand von hinten eine Hand auf meine Schulter.
„Hast du ne Minute?"
Seine grünen Augen leuchten verräterisch. „Immer doch", entgegne ich und lasse mich von Peter von den anderen Initianten weg führen.
Nachdem wir ein Stück gelaufen sind, bleibt er vor dem Kontrollraum stehen. „Was wollen wir hier?", frage ich ihn. Er antwortet mir nicht, als er die Klinke runter drückt. Ich reiße die Augenbrauen hoch. „Dürfen wir hier einfach so rein?"
Er grinst nur. „Nein. Aber die sind grade alle beim Essen. Es ist nicht so gut bewacht, wie man denken sollte."
Ich folge ihm in einen kahlen Raum voller Schreibtische, auf denen Computer stehen. Einige sind heruntergefahren, bei manchen sind die Bildschirmschoner angesprungen. „Peter, das ist doch bestimmt verboten. Was wollen wir hier?" Lässig lässt er sich in einen der Drehstühle fallen und schmeißt einen der Computer an.
Gekonnt fahren seine Finger über die Tasten und seine Augen folgen dem Geschehen auf dem Bildschirm, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Er öffnet eine Reihe von Ordnern und komplizierte Zahlencodes flackern auf dem Bildschirm auf, bis er schließlich meinen Nachnamen eintippt.
„Was...?"
Zwei Ordner ploppen auf. Eaton, Tobias (Altr.) und Eaton, Elizabeth (Altr.). Nervös spiele ich am Saum meines Shirts und hoffe, dass er nicht auf meinen Bruder hinaus will. Aber er scheint sich nicht dafür zu interessieren und klickt den Ordner mit meinem Namen darauf an.
Es erscheint eine Art Steckbrief von mir, mit Bild und einer Kopie eines Bluttropfens.
Ich wusste nichtmal, dass die Ferox sowas von mir haben.
„Und was soll mir das sagen?", mir ist immer noch nicht klar, worauf er hinaus will.
Er nimmt mich am Arm und zieht mich auf seinen Schoß. „Hier. So kannst du besser sehen."
Mir steigt die Wärme ins Gesicht, als ich seinen Atem im Nacken spüre, ich versuche aber so ruhig wie möglich zu bleiben. Er scheint es nicht zu merken und zeigt mit dem Finger auf den Steckbrief.
Vollständiger Name: Elizabeth Marie Eaton
Geburtsdatum: 12. Mai
Gebürtig: Altruan
Transfer: Ferox
Eltern: Marcus Eaton, Evelyn Eaton (geb. Johnson)
Geschwister: Tobias Eaton
Testergb.: Altruan
„Ich hab dir gesagt, ich finde einen Weg", verkündet Peter stolz. Ich brauche einen Moment um zu verstehen, da fällt es mir plötzlich auf.
Geburtsdatum: 12. Mai
„Mein Geburtstag", ich sehe ihn ungläubig an. „Du hast tatsächlich meinen Geburtstag herausgefunden?"
Nun scheint er sogar ein wenig verlegen.
„Tja", entgegnet er knapp.
Ich weiss überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll. Er hat sich tatsächlich diese ganze Mühe gemacht, nur um meinen Geburtstag rauszufinden. Das sich ein Mensch wirklich jemals so für mich interessieren würde, hätte ich niemals erwartet und ich kann nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen schießen. Verlegen versuche ich sie wegzublinzeln.
„Das hast du wirklich nur für mich gemacht?"
Er reibt sich den Nacken und sieht weg. „Schätze schon." Dann sieht er zu mir hoch. „Ich meine, es geht ja wohl gar nicht, dass du deinen Geburtstag nicht feiern kannst."
Lachend falle ich ihm um den Hals und etwas steif erwiedert er meine Umarmung.
Und dann finden meine Lippen seine und sie wollen sich nicht mehr voneinander trennen, sie gehören zusammen wie wir beide in diesem Moment.
Meine Hände habe ich um seinen Hals geschlungen, während er mir das Haar hinter die Ohren streicht und seine Hand auf meiner Wange verharrt. Seine andere Hand fährt über meinen Rücken.
Der Kuss wird fordernder und ich schmiege mich enger an ihn, bis uns der Knall einer Tür entzweit.
Blitzschnell schließt Peter alle Ordner und fährt den Computer runter, dann machen wir uns auf den Weg Richtung Ausgang in der Hoffnung, unentdeckt zu bleiben.
Meine Wangen glühen während ich verarbeite, was hier gerade passiert ist und ich bin immer noch völlig außer Atem, als wir die Tür erreichen.
Bis mir ein Gedanke in den Kopf schießt und mein Herz urplötzlich stehen bleibt.
Ergebnis: Altruan
Das Ergebnis, dass für mich gefälscht ins System eingetragen wurde.
Wenn sogar Peter meine Akte finden konnte, bedeutet dass...
Jeder hier hat Zugriff darauf.

Insufficient (Die Bestimmung - Divergent / Peter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt