Kapitel 20

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Milli beugte sich zu mir "Willst du nicht mit Roman tanzen? Der tanzt glaube ich ganz gut. Du musst doch nicht mit mir hier sitzen und dich langweilen." Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Mit dem wollte ich auf gar keinen Fall tanzen. Ich schüttelte meinen Kopf. Als Roman auch schon seine Mutter aufforderte. Da hatte ich ja noch einmal Glück gehabt. Es wäre schwer geworden, nein zu sagen, ohne das etwas auffällt,wenn er mich gefragt hätte. Na ja, aber eigentlich konnte ich mich ja auch dahinter verstecken, Milli nicht alleine lassen zu wollen.
"Lass mal gut sein, mein Junge. Aber du weißt doch mein Bein macht das nicht so mit.",  antwortete sein Mutter leicht gequält. Mir war vorhin gar nicht aufgefallen, dass sie irgendwie gehumpelt oder so war. Naja, aber in ihrem Alter konnte das ja gut sein, dass sie Probleme mit den Knochen hatte. Hoffentlich kam sie jetzt nicht auf die Idee, dass wir beide ja tanzen könnten.
"Frag doch mal Santana, ob sie nicht mit dir tanzen will. Maximilian und ich, wir beiden Versehrten können ja dann uns unterhalten und den Tisch bewachen.", lächelte sie freundlich.
"Santana, wie sieht es aus, erweist du mir die Ehre?", kam es auch sofort von Roman. Ich könnte ja Einhörner im Strahl kotzen. Was war das denn jetzt für eine gestelzte Frage? So redete doch kein normaler Mensch in unserem Alter. Außerdem wollte ich mit dem ganz bestimmt nicht tanzen. So viel wie der mich genervt, gestalkt und mir Angst gemacht hatte, müsste der sich erst einmal so was von entschuldigen, bevor ich überhaupt ein Wort mit ihm redete.
"Lass mal gut sein, ich will Max hier nicht alleine sitzen lassen."
"Ich bin doch auch da", schaltete sich sofort seine Mutter wieder ein
"Na los, gib ihm eine Chance. Du musst dich hier nicht langweilen. Ich weiß doch, dass du gerne tanzt." Was sollte ich denn gegen diese geballte Macht vorbringen, ohne wie ein kleines bockiges Kind dazustehen. Nichts, genau. In meinen Füssen zuckte es auch schon. Die wollten unbedingt tanzen. Also stand ich auf und lief Richtung Tanzfläche. Ich musste mich ja nicht wirklich mit dem Kerl unterhalten. Er ergriff meine Hand und zog mich an sich, während er die andere auf meine Taille legte. Irgendwie war mir das unangenehm, aber da musste ich jetzt wohl durch. Ich legte also auch meine Hand auf seine Schulter und versuchte mich auf die Musik zu konzentrieren.
"Du Santana, ich wollte mich bei dir noch einmal dafür entschuldigen, dass ich dich immer verfolgt habe.", lächelte er mich verlegen an. Hatte ich das gerade richtig gehört? Mein Stalker entschuldigte sich bei mir.
"Ich fand dich aber so total nett und wollte dich kennenlernen. Ich wusste halt nur nicht wie."
"Du hast mir echt Angst gemacht. Ich habe dich für einen irren Stalker gehalten.", grummelte ich ihn an.
"Das tut mir Leid. Das wollte ich nicht. Verzeihst du mir? Können wir das alles vergessen und von vorne anfangen?" Sein Blick hätte gerade sämtliche Eisbären zum Schwitzen gebracht.
"Ja, okay. Vergessen." Er lächelte mich an. Dieses Lächeln war schon irgendwie umwerfend. Nicht so süß, wie Max schiefes, aber irgendwie sexy.
"Hallo, ich bin Roman. Und du?" Ich musste lachen. So ein bisschen stulle war er schon.
"Ich bin Santana."
"Freut mich dich kennenzulernen.", lachte er mich jetzt wieder umwerfend an.
Wir tanzten ein Lied nach dem anderen und waren die ganze Zeit am rumalbern. Ich hätte gar nicht gedacht, dass dieser Typ so lustig war und man mit ihm so viel Spass haben konnte. Eigentlich hatte ich ihn für einen aufgeblähten, arroganten Gockel gehalten. So konnte man sich täuschen.
"Wie sieht es aus, hast du auch Durst? Ich bin vom ganzen Tanzen total ausgetrocknet.", zwinkerte mir Roman zu und zog mich zur Bar.
"Was magst du? Champagner, Cocktail oder ganz was anderes?"
Ich musste grinsen. "Ganz was anderes. Ich nehme eine Cola."
"Ui, das ist ja mal total gewagt.", lachte Roman jetzt.
"Naja, ich muss ja nachher noch fahren."
"Wohnst du jetzt nur hier bei Milli und sonst in Berlin?"
"Nee, ich studiere hier. Hab hier auch eine eigene Wohnung. Aber zur Zeit wohne ich bei Max, bis er wieder alleine alles kann." Romans Gesicht verfinsterte sich.
"Du bist jetzt echt vorübergehend bei Milli eingezogen? Wieso das? Hätte es nicht gereicht, wenn du dich tagsüber um ihn kümmerst?"
Was war der denn jetzt so angepisst auf einmal? Ich trank meine Cola aus.
"Lass uns mal wieder zu unserem Tisch gehen. Wir waren jetzt schon ziemlich lange weg." Roman sah von meinem Vorschlag nur medium begeistert aus. Und auch Max schaute mich irgendwie enttäuscht an, als wir wieder am Tisch auftauchten. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und schon strahlte er mich wieder an, während Roman total grummelig aussah. Ich fragte mich wirklich, was mit den Kerlen heute los war.

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