Kapitel 53

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Ich knallte meine Wohnungstür zu. Meine Wut war mindestens in einen 7stelligen Bereich gestiegen. Dieser Scheißkerl von Bruder hatte mir meinen ganzen Tagesplan versaut. Alles war so schön geplant gewesen. Wie stand ich jetzt da. Das romantische Essen im Acqua hatte ich absagen müssen. Die dachten doch jetzt ich bin versetzt worden. Man, war das peinlich. Ich hatte ja schließlich auch einen Ruf zu verlieren. Aber das interessierte diesen Wichser ja nicht. Er sollte Santana einfach mir überlassen. Ich würde sie schon auf Händen tragen. Aber nein, er stand ja auf Millis Seite. Ich musste mir wirklich etwas einfallen lassen, um den kleinen Jungen auch bei diesem Alex völlig zu diskreditieren. Bei Santana war es mir ja schon gelungen. Mein Kopf fing an zu rotieren, als auf einmal die Stimme meiner Mutter hinter mir ertönte "Ja Roman, warum bist du denn so wütend? Wenn man den Zeitungen trauen darf, müsstest du eigentlich schweben vor Glück." Wie kam die denn jetzt hier her? Natürlich hatte sie Schlüssel für die Wohnung, aber eigentlich meldete sie sich immer an.
"Schau mich nicht so verwirrt an. Ich habe die Zeitungen gesehen und wollte dir gratulieren." Sie umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Das hast du wirklich gut hinbekommen, mein Junge. Ich bin stolz auf dich. Aber ich fand es schon erstaunlich, dass dieser Maximilian so schnell eine Freundin hat. Zur Weihnachtsfeier hatte ich echt gedacht, er würde es bei deiner Santana versuchen. So kann man sich irren. Aber das ist ja nur umso besser für dich. Obwohl er wäre sowieso keine Konkurrenz für dich gewesen. Aber wieso jetzt die schlechte Laune?"
Das ging ja mal runter wie Öl. Meine Mutter glaubte einfach immer an mich. Vielleicht hatte sie ja die rettende Idee. "Naja, läuft gerade nicht so gut. Und das mit den Zeitungen stimmt noch nicht ganz. Ist noch ein bisschen in Arbeit.", druckste ich herum. Meine Mutter riss ihre Augen auf, dass ich Angst hatte, sie fielen ihr gleich raus. "Na dann erzähle mal, wo es hakt. Wir finden schon eine Lösung."
Nach einem stundenlangen Seelenstriptease stand meine Mutter jetzt in der Küche und werkelte an meinem Lieblingsessen als Trost. "Was hälst du eigentlich davon, wenn du Santana morgen zum Essen einlädst. Ich koche was schönes und dann nehmen wir sie gemeinsam in die Zange.", kam gerade der Vorschlag von ihr. Ich nickte und griff nach meinem Handy, um Santana eine Nachricht zu schreiben.
Wir saßen gut gesättigt am Tisch "Hat Santana denn schon geantwortet?", fragte meine Mutter neugierig. Ich schüttelte resigniert mit dem Kopf. Bestimmt hielt ihr bescheuerter Bruder sie davon ab. Ich merkte wie mein Blut bei dem Gedanken schon wieder zu kochen anfing, als mein Handy losgröhlte. Ich sprang auf, so dass mein Stuhl scheppernd zu Boden fiel und schlitterte zum Couchtisch, griff mein Handy und nahm das Gespräch sofort an. Das konnte nur Santana sein.
"Roman, das läuft alles so scheiße.", schluchzte mir Tinas schrille Stimme entgegen. Was wollte die denn jetzt von mir?
"Ich habe Milli zum Essen eingeladen. Er ist aber nicht gekommen. Und auf meine ganzen Nachrichten reagiert er auch nicht." Das interessierte mich ja jetzt so, wie der berühmte Reissack in China. Obwohl stop, wenn Tina nicht Milli an Land zog, bedeutete das weitere Komplikationen für mich. Und die konnte ich ja mal so gar nicht gebrauchen.
"Wie, der ignoriert dich? Was hast du denn angestellt?", fragte ich genervt. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Hatte sich heute alles gegen mich verschworen?
"Ich habe gar nichts gemacht, außer ihn zum Essen einzuladen.", jaulte Tina jetzt.
"Boah scheinbar bist du selbst dafür zu blöd. Das kann doch wohl nicht so schwer sein. Dann gehe jetzt zu seinem Zimmer und penetriere ihn da. So dumm wie der ist, wirst du ihn dann ja wohl um den Finger gewickelt bekommen. Hat doch gestern auch geklappt.", maulte ich sie an.
"Was denkst du wohl, was ich getan habe. Er ist aber nicht da. Für was hälst du mich eigentlich?", giftete sie mich jetzt an und beendete das Gespräch. Die wollte nicht wirklich wissen, für was ich sie hielt. Wenn ich meine wirkliche Meinung über sie aussprechen würde, wäre meine Freundschaft zu Nico garantiert beendet. Viel mehr Sorgen machte mir aber der Umstand, dass Milli nicht im Hotel war. Wo trieb sich dieser Sausack herum? Ich musste es herausbekommen. Nicht, dass der auch noch hier in Dortmund bei Santana aufschlug. Das würde mir ja gerade noch fehlen.
"Du siehst schon wieder ziemlich sauer aus. War das Santana? Was ist los, Roman?", hörte ich die besorgte Stimme meiner Mutter.
"Ne, das war Tina, die zu blöd ist Milli bei der Stange zu halten. Der ignoriert sie und ist nicht im Hotel.", grummelte ich.
"Du kannst dich nicht nur auf andere wie diese Tina verlassen. Klar brauchst du jemanden für die Drecksarbeit, aber ein paar Sachen musst du auch selbst klären. Versuche doch mal ganz freundlich Kontakt mit diesem Maximilian aufzunehmen, um mit ihm noch einmal wegen der ganzen Sache mit Tina und den Fotos zu sprechen. Du weißt schon Mannschaftsfrieden und ihr müsst ja noch zusammenspielen und so. Bro vor hoe und so. Dann erfährst du garantiert, wo er ist und vielleicht auch, was er plant. Manchmal muss man seine Feinde auch umarmen.", grinste meine Mutter als ich sie nachdenklich anschaute. Vielleicht hatte sie Recht und es wäre nicht der schlechteste Weg Milli einzuseifen.
"Schau nicht so. Von deiner Mutter lernen, heißt siegen lernen." Ich umarmte sie grinsend. Ich hatte wirklich Glück, dass sie hier war, um mich zu unterstützen. Aber irgendwie machte sie mir schon Angst. Ich fragte mich so langsam wirklich, wie oft sie meinen Vater, Marco und mich schon so ausgetrickst hatte.
"So, und jetzt hopphopp, mein Hase. Ab an das Telefon. Dann können wir nachher planen, wie wir weiter vorgehen." Ich salutierte vor ihr und griff nach meinem Handy.

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