Kapitel 54

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Ich winkte Alex noch bevor er durch die Sicherheitskontrolle des Flughafens verschwand. Mein Bruder war wirklich der beste Bruder auf der Welt. Es hatte mir so gut getan mich gestern bei ihm auszuheulen. Kein anderer Mensch konnte mich so gut trösten wie er. Ich freute mich schon auf Freitag, wenn er wiederkam, obwohl ich auch ein schlechtes Gewissen hatte, dass er so viel von seiner knappen Freizeit für mich opferte. Bestimmt würde mich die Berliner Frauenwelt dafür hassen, dass der größte Aufreißer sie nicht beglücken konnte. Aber die Dortmunder Mädels würden mich lieben, denn Alex würde sich am Samstag garantiert nicht mit mir zu Hause verschanzen und auf einen heißen Flirt verzichten. Ich musste grinsen und lief völlig in meinen Gedanken versunken weiter durch die Flughafenhalle, als ich mit jemand zusammenrannte. Ein ganzer Becher Kaffee ergoss sich über mich. Na bravo, der Tag startete ja schon gut. Ich schaute wutentbrannt zu der Person, die mich genauso wütend anfunkelte. Plötzlich fing mein Gegenüber an zu lachen und auch mich konnte nichts mehr zurückhalten. Ich wurde sofort herzlich umarmt und bekam Küsschen auf die Wange.
"Mensch Santana, was machst du denn hier auf dem Flughafen? Davon hast du ja gestern gar nichts erzählt", fragte mich eine strahlende Sarah.
"Ich habe meinen Bruder weggebracht. Und du?"
"Ich Jule, der muss zu einem Werbedreh. Ist aber heute Abend wieder zurück. Sag mal, was ist da eigentlich bei dir und Milli beziehungsweise Roman los?", kam sie auch gleich zur Sache. Ich knetete verlegen meine Hände. "Das ist irgendwie alles ganz komisch gelaufen als ich Max in München überraschen wollte.", druckste ich jetzt herum.
"Pass mal auf. Hier ist jetzt nicht der richtige Ort das zu besprechen. Denn so wie es aussieht liegen ja ein paar Schmierfinken bei euch auf der Lauer. Verabredet sind wir ja sowieso, also musst du Zeit haben. Lass uns jetzt gleich zu dir fahren, da sind wir ungestört.  Du kannst dich dann auch umziehen. Du siehst ja irgendwie ziemlich schmuddelig aus. Und außerdem schuldest du mir seit gerade eben sowieso einen Kaffee.", grinste sie mich jetzt frech an. Ich musste lachen "Genau so sieht es aus. Dich trifft ja überhaupt keine Schuld.", grinste ich zurück.
"Ich, ich bin nie an irgendetwas Schuld. Da kannst du auch Jule fragen.", kam es jetzt schmunzelnd und sie hakte sich bei mir unter und zog mich zum Ausgang. Ich war froh so eine tolle Freundin gefunden zu haben.

"Du weißt schon, dass sich das alles ganz schön creepy anhört. Traust du Milli wirklich zu, dass er dich betrogen hat?, fragte mich Sarah skeptisch nachdem ich ihr alles vom Wochenende erzählt hatte.
"Ich hätte ihm das nie im Leben zugetraut, aber ich habe ihn doch mit eigenen Augen knutschen sehen. Und die Bilder..."
"Die Bilder sagen bei dir und Roman ja auch nicht die Wahrheit aus, wie du selber gesagt hast. Also warum sollte das bei Milli nicht auch nicht so sein wie es aussieht. Hast du daran schon einmal gedacht.", wurde ich von Sarah unterbrochen. "Außerdem finde ich es schon komisch, dass bei jedem von euch Paparazzis unterwegs waren. Und das gleichzeitig. Woher wussten die, wo ihr ward. Für mich stinkt die ganze Sache meilenweit gegen den Himmel." Ich rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf "Mensch, wer sollte denn an einer Studentin wie mir Interesse haben?"
"Du weißt schon das du es da mit zwei sehr begehrten Sportlern zu tun hast. Wir müssen heraus bekommen, wer die Fotos gemacht hat und in wessen Auftrag. Außerdem musst du Milli wenigstens die Möglichkeit geben seine Sicht der Dinge zu erklären. Vermisst du ihn denn gar nicht?" Ihr Blick war so durchdringend als wollte sie mir direkt in die Seele schauen.
"Klar vermisse ich ihn. Ich bin aber auch zutiefst enttäuscht und verletzt über seinen Betrug. Das Bild wie er Tina knutscht taucht ständig wieder in meinem Kopf auf. Und es tut jedesmal wieder weh." Sarah zog mich tröstend in den Arm als mir eine Träne über die Wange lief. "Und was ist mit Roman? Wie stehst du zu ihm?"
"Keine Ahnung. Es war schön, als er sich um mich gekümmert und getröstet hat.", schluchzte ich als mein Handy klingelte. Ich wischte mir meine Tränen schnell ab und nahm das Gespräch an
"Hallo.", meldete ich mich.
"Hallo, meine Kleine. Ich habe dir gestern geschrieben, ob du mit meiner Mutter und mir essen möchtest. Du hast aber nicht geantwortet. Geht es dir gut? Du hörst dich wieder so traurig an.", kam es besorgt von Roman. Ich musste lächeln. Es war schon süß, wie er sich immer um mich sorgte. Ich spürte ein ganz leichtes Kribbeln in meinem Bauch. Eine Einladung zum Essen hatte ich aber gar nicht gesehen. Ich stellte auf Lautsprecher und schaute noch einmal whats app und alle anderen Messenger durch.
"Du Roman, ich habe keine Nachricht von dir bekommen, sonst hätte ich dir geantwortet."
"Hast du denn Lust und Zeit mit meiner Mutter und mir zu essen? Sie würde sich sehr freuen dich wiederzusehen und ich würde mich auch sehr freuen."
"Eigentlich schon, aber Sarah ist gerade bei mir. Also wäre es ja blöd, wenn ihr auf mich warten müsstet.", gab ich zu bedenken.
"Das ist doch kein Problem. Komme einfach vorbei, wenn es dir passt. Wir freuen uns. Also bis später.", kam es fröhlich zurück. Sarah sass mir kopfschüttelnd gegenüber. "Das war doch nicht der Roman, den müssen die Außerirrdischen ausgetauscht haben. Der echte ist total ungeduldig und würde niemals einer Frau hinterher telefonieren und den Bettelmann machen. Der muss ja total auf dich abfahren. Der sieht sich nicht nur als guter Freund.", warnte sie mich jetzt. Ich fragte mich aber nur, warum ich keine Nachricht von ihm bekommen hatte. Das war doch irgendwie komisch.

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