Kapitel 30

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Ich schmiss mein iPhone schon wieder wütend gegen die Wand. Hatte sowieso schon die Spider-App. War also scheißegal. Ich spürte wie meine Halsschlagader pochte.
"Fuck,fuck,fuck.", brüllte ich und trat gegen den Türpfosten als Nico aus der Küche angerannt kam.
"Hey Bro, lass' meine Bude stehen. Was tickst du denn so aus?"
"Dieser kleine Wichser. Was bildet der sich eigentlich ein? Den mache platt wie eine Bettwanze. Den zertrete ich wie eine Kakerlake." Ich ballte meine Fäuste. Das hatte der nicht umsonst gemacht. Der würde mich sowas von kennenlernen.
"Welcher kleine Wichser denn?", fragte Nico ganz ruhig.
"Na Milli.", fauchte ich ihn an.
"Was hat er denn angestellt, dass du mehr abgehst als ein Ferrari?"
Wollte der mich jetzt auch noch verarschen? Das würde ihm gar nicht gut bekommen. Freundschaft hin oder her.
"Als ich ihn vorhin angerufen habe, lag er noch mit Santana im Bett. Ich habe sie sogar ihm etwas zu flüstern gehört." Nico schaute mich mit aufgerissenen Augen an.
"Die Santana?"
"Ja klar, wieviele kennst du denn noch?", giftete ich zurück. Wie begriffsstutzig war der Idiot denn.
"Ui, deshalb hast du dein Handy so masakriert und meine Wohnung umdekoriert. Aber ich denke, die sind nur gute Freunde?"
Jetzt platzte mir ja endgültig der Hals. Musste er mir das jetzt auch noch unter die Nase reiben?
"Das waren sie auch die ganze Zeit. Woher sollte ich denn wissen, dass dieser kleine Spacko auf einmal seine Chance nutzt, bevor ich überhaupt zum Zuge komme. Der wird es noch bitter bereuen, dass er mein Mädchen angefasst hat. Ich habe das so schön geplant, wie ich hier in Berlin ein romantisches Date mit ihr habe. Und jetzt gibt mir der Penner noch nicht einmal ihre Telefonnummer. Ich könnte ihm den Hals umdrehen. Und für ein Treffen zu dritt haben sie keine Zeit. Was bildet sich der Fuzzi ein?" Mein Blut kochte, dachte Milli überhaupt nicht daran, dass er gegen mich nur eine kleine Nummer war?
"Calm down, Bro. Wir setzen uns jetzt hin und überlegen in Ruhe, was wir machen können.", versucht Nico mich zu beruhigen.
"Ich will mich nicht beruhigen.", zickte ich weiter.
"Als brodelnder Vulkan wirst du aber auch keine Lösung finden."
Vielleicht hatte er Recht. Ich musste jetzt gut überlegen. Ein perfekter Plan musste her. Aber was konnte ich machen, um doch noch direkt mit Santana in Kontakt zu kommen?
Wir hatten ja immerhin die Adresse von ihren Eltern. Vielleicht war das ja ein Anhaltspunkt. Ich musste sie treffen. Ich dachte gerade an den Armreif, den ich ihr zu Weihnachten schenken wollte und der in meinem Rucksack schlummerte und nur darauf wartete an seine glückliche Besitzerin übergeben zu werden. Ich hatte mir so schön ausgemalt, wie wir in einem Restaurant bei Kerzenlicht an einem mit Rosenblättern geschmückten Tisch saßen und sie ihn auspackte. Ihr würden garantiert vor Glück die Tränen kommen. Mit so einem Geschenk bekamst du jede Frau weich. Und dann wäre es ein leichtes gewesen sie endgültig zu meinem Mädchen zu machen. Und Milli dieser Arsch hatte alles versaut. Mein Blut fing schon wieder an zu pulsieren.
"Weißt du denn, ob da überhaupt etwas zwischen den beiden läuft? Ich habe auch schon einmal neben Vivian geschlafen und wir sind nur beste Freunde.", versucht es Nico weiter.
Er hatte Recht. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren. Vielleicht hatte es ja nur einen räumlichen Grund, dass sie zusammen im Bett lagen. Ich atmete einmal tief durch. Genau so musste es sein. Der kleine Fiffi war doch nichts für so eine Hammerbraut. Die brauchte schon einen richtigen Mann wie mich. Außerdem so schüchtern wie Milli war, brachte der sowieso nichts zustande. Der würde sich ja eher in die Hosen machen als sie anzufassen und wenn, wüsste er wahrscheinlich nicht einmal, was er zu tun hatte. Denn eins wusste ich, der Erfahrenste was Frauen angeht, war er jetzt nicht. Bei ihm waren das doch alles solche Kindergartenspielereien. Ich wusste wenigstens wie ich eine Frau richtig zu knallen hatte, damit sie abging wie eine Rakete.
"Du grinst schon wieder wie der Teufel höchstpersönlich. Da kann man ja glatt Angst bekommen.", lachte Nico jetzt. "Also, wie geht es weiter?"
"Wir sollten mal öfter bei ihren Eltern vorbei schauen. Vielleicht können wir ja dann ihre Spur aufnehmen."
"Du willst da aber jetzt nicht stundenlang vor der Hütte parken und ihr auflauern?", stöhnte Nico genervt.
"Naja vielleicht ab und zu. Außerdem weiß ich, dass Milli Silvester mit ein paar Leuten ins Pearl wollte. Das hat er bei der Weihnachtsfeier erzählt als Jule ihn gefragt hat. Also werden wir da auch hingehen, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Santana auch da sein wird." Ich grinste Nico zufrieden an.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst? Ich habe extra Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, dass wir bei diesem neuen In-Club in Mitte auf die Gästeliste kommen, wo sich das Who is Who trifft und du willst jetzt in einen Club, wo jedermann hingeht?" Was war der denn jetzt so angepisst. Es ging hier um mehr als um irgendwelche wannabe Promis. Es ging um meine Zukunft, um meine zukünftige Frau und Familie. Der sollte sich mal nicht so haben. Ich würde schon dafür sorgen, dass er, wenn alles in trockenen Tüchern war, in seinen In-Club kam. Aber jetzt hatte etwas anderes Vorrang. Man musste Prioritäten setzen. Und Santana hatte höchste Priorität. Milli würde es noch arg bereuen, dass er versuchte hatte sich mir in den Weg zu stellen.

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