Kapitel 23

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Ich schaute Santana hinter her, die von meiner Mutter ins Wohnzimmer gezogen wurde. Sie sah einfach wirklich wie ein sexy Weihnachtsengel in diesem roten Kleid aus. Vorhin hätte es mir fast die Füße bei ihrem Anblick weggezogen, wenn ich nicht auf dem Sofa gesessen hätte. Während ich ihr hinterher humpelte, war ich wieder einmal dabei mir vorzubeten, dass sie nur meine beste Freundin war. Und schon vernahm ich die sonore Stimme meiner Mutter "Also, das ist Santana. Millis Freundin und helfender Engel."
"Wir sind nur beste Freunde.",  schoss es mir auch schon genau wie Santana aus dem Mund. Wir mussten lachen. Wie oft war das jetzt schon passiert. Ständig wurden wir zu Freund und Freundin gemacht. Auch wenn ich nichts dagegen hätte, würde das niemals passieren. Mir entgingen die ungläubigen Blicke meiner Familie nicht als dann auch noch meine Oma ihren Senf dazu geben musste. "Das haben dein Opa und ich auch immer gesagt und sogar geglaubt. Und dann haben wir goldene Hochzeit gefeiert."
Jetzt sprang auch mein Cousin Ronald auf "Na, dann. Ich bin Ronald, aber so zauberhafte Wesen dürfen auch Ronni zu mir sagen.", grinste er Santana an und umarmte sie. Wir beide verstanden uns ja wirklich super, aber gerade könnte ich ihn zum Mond schießen. Er sollte gefälligst seine Pfoten von ihr nehmen.
"Freut mich Ronald.", kam es ziemlich kühl zurück. Ich fing an zu lachen und zwinkerte Santana zu, die mich auch angrinste.
"Boah digger, da haste ja den goldenen Fang gemacht.", begrüßte er mich jetzt und klopfte mir auf die Schulter.
"Wir sind nur....", kam es aus Santanas und meinem Mund, als wir auch schon von fast der ganzen Truppe unterbrochen wurden und uns im Chor entgegenscholl  "beste Freunde". Es gab jetzt keinen mehr, der nicht lachen musste.
Nachdem wir alle gesättigt im Wohnzimmer meiner Mutter sassen, setzte sich mein Cousin André neben mich. "Und die süße Schnitte ist wirklich nicht deine Freundin?
Wie redete der denn jetzt bitte von Santana. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Mir wuchs ja gleich ein Stachel.
"Du hast es doch gehört. Wir sind nur beste Freunde.", grummelte ich ihn an. Er grinste mich an "Dann hast du ja nichts dagegen, wenn ich mein Glück jetzt bei ihr versuchen würde, oder?"
Der hatte doch wohl wirklich einen Harry an der Leine. Was sollte das denn jetzt? Wollte der mich rollen?
"Das ist nicht dein Ernst.", maulte ich ihn an.
"Wieso denn nicht? Wenn du kein Interesse hast, dann mache den Weg für den besseren Mann frei.",provozierte er mich jetzt auch noch.
"Besserer Mann, dass ich nicht lache. Außerdem was heißt hier kein Interesse.", brach es jetzt aus mir heraus.
"Mensch Milli, ich wollte dir doch nur die Augen öffnen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir in den Weg komme. Man sieht euch beiden auf einem Kilometer an, dass da mehr ist. Jetzt stehe dir doch nicht selber im Weg."
"Man, was soll ich denn machen. Ich habe Angst dann alles zu versauen. Und ich will sie auf keinen Fall verlieren. Ich habe keine Ahnung, wie ich aus der Friendzone jemals wieder rauskommen soll, ohne alles kaputt zu machen.", jammerte ich. André grinste mich an. "Einsicht ist ja schon einmal der erste Weg zur Besserung. Du bist doch der ehrgeizige und erfolgreiche Sportler. Da wirst du doch wohl deinen Ehrgeiz auch einmal anders einsetzen können. Seit wann gibst du so schnell auf? Kneif mal die Arschbacken zusammen und dann ran an die Frau." Er klopfte mir auf die Schulter und stand auf. Ich fing an zu grübeln. Hatte er Recht? Sollte ich wirklich alles riskieren?
Meine Mom klatschte in die Hände. "So, jetzt gibt es aber die Geschenke und dann ist der Glühwein so weit." Und schon fing sie mit dem Verteilen der Päckchen an. Mein Herz überschlug sich fast, als ich sah, wie sie Santana mein Päckchen in die Hand drückte. Hoffentlich gefiel ihr mein Geschenk. Ich konnte gar nicht mehr weggucken, als auch schon meine Mutter vor mir stand.
"Hier Milli, dein Geschenk." Und dann flüsterte sie mir noch zu "Am liebsten würde ich sie dir einpacken und als Geschenk überreichen, aber vielleicht traust du dich ja auch so sie irgendwann auszupacken." Ich blickte mich nervös um. Hoffentlich hatte das niemand mitbekommen. 
Mein Blick fiel wieder zu Santana, deren Augen mit den Lichtern am Weihnachtsbaum um die Wette strahlten, als sie mein Geschenk auspackte. Als sie das Schmuckkästchen geöffnet hatte, schlug sie sich die Hand vor den Mund und ihre Augen glitzerten verdächtig. Sie betrachtete die Armreife genau und streifte sie dann über. Plötzlich kam sie auf mich zugehüpft und schlang ihre Arme um meinen Hals und gab mir einen Kuss auf die Wange, während ich meine Arme um ihre Taille schlang. Meine Herzfrequenz toppte gerade alles. Meine Oma quietschte begeistert auf "Ihr beide seid so süß miteinander."  Wir fuhren erschrocken und ertappt auseinander. Heilige Scheiße, musste das jetzt sein? Das fühlte sich gerade so gut an. Ich könnte meine Oma erschlagen. "Süße komm mal her und zeige mir das Geschenk von Milli.", setzte sie jetzt noch nach. Warum mussten alte Frauen eigentlich immer neugierig sein? Sie drehte den goldenen, rosegoldenen und weißgoldenen Armreif hin und her und las dann vor "Lieblingsmensch, für immer und beste Freunde. Na das ist doch mal romantisch." Boah Oma, halt doch jetzt endlich mal die Klappe, schoss es mir durch den Kopf, während ich spürte, wie jeder Bluttropfen in meinen Kopf wanderte. Auch Santana war wieder sehr rosig im Gesicht. Alle Blicke waren auf uns gerichtet. Ich versuchte mich damit abzulenken, dass ich das Päckchen in meinen Händen auspackte. Zum Vorschein kam ein Lederarmband mit einem gravierten Metallplättchen. Ich las den Text und musste grinsen. Santana grinste mich auch an. Jetzt stand auf einmal meine Mutter neben mir und griff nach dem Armband.
"Für meinen Lieblingsmensch und besten Freund, für immer.", las sie jetzt so laut vor, dass es auch noch die letzte Milbe in der Gardine verstand.
Auf einmal erscholl ein Chor "Wir sind nur beste Freunde." und alle fingen an zu lachen. Nur Santana und ich schauten uns an. Mir wurde bei diesem Blick ganz warm und mein Herz rastete aus.

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