Kapitel 4 - Me, myself and I

31 3 7
                                    

Es ist jetzt 4 Tage her, dass ich was von meinem Bruder oder Eddie gehört habe. Als ich einen Tag nach dem komischen Vorfall zur Hütte wollte, war niemand da. Schon wieder kam es dazu, dass Nathan aus meinem Leben verschwand. Ob ich wütend auf Nate bin? Nein. Ob ich wütend auf Eddie bin? Ja! Wenn er sich jemals wieder hier blicken lässt, mache ich ihn kalt. Das könnt ihr mir glauben.

In der Zeit ist mein Vater sehr komisch geworden. Ich sag's mal so: er wurde normal. Er ist nett, aber irgendwie auch wieder zu nett, jedoch werdet ihr das bestimmt noch selber in der nächsten Zeit mitbekommen.

[🗝]

Ich stelle meinen Wecker aus, bevor er überhaupt klingeln konnte und das nur, weil ich weiß, dass ich eh nicht mehr schlafen werden kann. „Ach' was ein herrlicher Donnerstag morgen!", gähne ich ironisch und strecke meine Arme.

Müde stehe ich vor dem Schrank und ziehe zufällige Klamotten an, wie immer. Ich habe keine Lust mich zu stylen und mir darüber Gedanken zu machen, was ich anziehe. Es interessiert mich langsam einfach nicht mehr, was andere über mein Aussehen denken.

„Rosita? Schatz? Willst du etwas frühstücken?", ruft mir mein Vater von unten aus der Küche zu. Jetzt kommt es auch noch dazu, dass er mir Frühstück machen will? Gott, bin ich tot?

„Eh...ja", rufe ich dann zurück, egal wie verwirrt ich bin, weil Essen mein Leben ist. Essen macht mich jedes Mal etwas glücklicher, naja, weniger unglücklich.

Ich gehe die Treppe runter und schaue meinen Vater an. Er trägt einen Anzug. Ja, richtig gehört: einen verfickten Anzug! „Dad? Wieso zum..eh..wieso trägst du einen Anzug?", möchte ich gerne wissen.

„Guten Morgen, Schatz. Ich habe heute ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job", sagt er strahlend. Sein ständiges Lächeln ist ungewohnt. Es ist so, als würden die Astronauten im Weltall von der Ausstrahlung meines Vaters geblendet werden.

Aus mir kommt nur ein: „Cool", heraus während ich mir ein Lächeln aufzwinge. Ich setze mich an den Tisch und esse den Müsli, der dort steht. Es ist lange her, dass ich mal gefrühstückt habe.

„Bye!", verabschiede ich mich, ohne etwas wegzuräumen und flüchte aus dem Haus. An diesen netten Menschen in meinem Haus muss ich mich definitiv noch gewöhnen.

In den letzen Tagen bin ich vor der Schule noch zur Hütte gelaufen um zu schauen, ob nicht doch mein Bruder da ist und jedesmal bin ich mit großer Enttäuschung weiter zur Schule. Heute war das mit der Hütte und der Enttäuschung nicht anders. Nur diesmal ging ich nicht zur Schule. Ich brauchte von der Hölle eine kurze Pause.

Wo soll ich nur hin? Soll ich wieder nach Hause zu meinem komischen Vater? Nein danke. Wie wär's mit Eis essen gehen? Ne. Ich gehe zu Eddie. Ja, ich gehe zu Eddie und schaue, ob Nate dort ist. Von wegen ich brauche eine kurze Pause von der Hölle. Ich werde mich jetzt gleich dort kopfüber hineinstürzen. Ist ja kein Problem für mich.

Eddie wohnt gar nicht so weit von der Schule entfernt. Ich musste nur 5 Minuten lang den Bürgersteig runterlaufen und war da. Nun stehe ich vor der Tür und traue mich nicht zu klingeln, nach den ‚wunderschönen' Sätzen, mit denen er mich angebrüllt hat.

Nach einer halben Ewigkeit habe ich mich überwunden zu klingeln. Eine große schlanke Frau mit wunderschönen hellbraunen Haaren und blauen Augen öffnet mir die Tür. Ihre Stimme war schön sanft: „Bist du nicht Nathans Bruder?". Die Frau, Eddies Mutter kennt und liebt meinen Bruder, aber mich hat sie, glaube ich, noch nie gesehen.

„Ja, wissen Sie, ob er hier ist? Bei Eddie?", frage ich sehr leise. So leise, dass es fast unmöglich ist, zu verstehen, was ich gefragt habe. Sie hält mir die Tür offen und zeigt nach oben: „Er ist oben links in Eddies Zimmer". Ich schlucke schwer und gehe hoch.

Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich gar nicht ein richtiges Leben haben, sondern als wäre ich nur eine Hülle für jemanden namens Rosita, die die Zwillingsschwester von Nathan ist. Das nur, damit die Welt mit mir komplett ist, für Nate. Den ach' so perfekten Nathan, der es jedoch keineswegs ist.

Oben höre ich schon vor der geschlossenen Tür Stimmen. Ich bin aufgeregt. Es ist komisch die beiden jeden Moment sehen zu können. Es kommt mir so unrealistisch vor. „Ich komme gleich wieder!", sagt Eddie und öffnet die Tür. Dabei läuft er gegen mich: „Ach du scheiße! Rose? Was machst du denn hier?". Ich schaue an ihm vorbei in sein Zimmer. Nathan sitzt auf Eds Bett und starrt mich an.

Ich schupse Eddie zur Seite, obwohl ich ihn lieber zur Rede stellen sollte und marschiere zu meinem Zwillingsbruder. „Du Arsch! Ich hasse dich!", schreie ich ihn an, während ich nicht mehr aufhöre ihn wie eine 10-jährige zu schlagen. Nathan hält meine Arme fest und umarmt mich danach. „Ich dachte, du willst mich nie wieder sehen, Rose", flüstert er leise und streichelt mich leicht am Rücken. Warte...was? Wieso dachte er das?

Sorry, dass dieses Kapitel viel kürzer ist, als die anderen. Das nächste Mal kommt ein längeres. Versprochen!

Danke für's lesen, ich freue mich über Feedback❤️❤️!

OutcastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt