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Es sind bereits einige Stunden seit der Ankunft des Prinzen vergangen.

Die Sonne ist kurz davor die Erde zu küssen und schickt ihre warmen letzten Strahlen des Tages übers Land. Hier, hinter den hohen Mauern, ist es bereits dunkel und um einiges kühler.
Ich habe mir bereits ein zweites Gewand über gelegt, das Feuer in der Mitte meines kleinen Hauses entzündet und einen Topf darüber gehangen. In ihm köchelt nun Wasser vor sich hin.

Sobald es warm genug ist, gebe ich Reis hinzu. Dieser quillt unter ständigem rühren auf, wird weich und fängt an herrlich zu duften.

Auch ein paar würzige Kräuter werfe ich nach einer Weile in den Topf, zwei Eier folgen ebenfalls und so habe ich innerhalb kurzer Zeit einen kräftigen Reisbrei, welcher gut schmeckt und auch hervorragend sättigt.

Sobald die Mahlzeit fertig ist, nehme ich sie vom Feuer und stelle sie auf einen Untersetzer, welche aus mehreren Bambusstäben besteht. 
Mit einer hölzernen Schöpfkelle nehme ich mir etwas von der warmen Mahlzeit und gebe sie in eine kleine Schale.
Mit einem langstieligen Löffel beginne ich meine Mahlzeit zu mir zu nehmen.
Dabei sitze ich auf dem Rand der Veranda und lasse meine nackten Füße das Wasser drumherum berühren.

"Ihr kommt nicht in den Palast zum Essen?"
Genervt seufzte ich auf, als ich die Stimme des jungen Prinzen mal wieder vernehme.
"Nein, ich werde mich ganz gewiss nicht an den Hof begeben. Ich führe hier ein sehr angenehmes Leben, mehr brauche ich nicht."
Der weißhaarige lacht und kommt auf mich zu.
Seine Füße suchen geschickt die abgeflachten Steine, welche als Brücke zu meiner Hütte fungieren.

"Welch' ein eigenartiger Prinz Ihr doch seid." Bei seinen Worten muss ich lachen.
"Meine Brüder sind wohl Prinzen, denn sie verhalten sich auch so.
Ich hingegen bin noch eher ein Gelehrter, hin und wieder auch ein Krieger.
Ich mache mir nicht besonders viel aus Reichtum, aus dem großen Palast und erst recht nicht aus den vielen Intrigen und dem Geschwätz bei Hofe."

"Da habt Ihr wohl recht und dennoch seid Ihr von königlichem Blute."
"Und genau aus diesem Grund hat man mir immer gesagt, ich könne ein besonders guter Krieger werden. Ein Prinz habe nichts am Schmerz zu suchen. Und nun seht mich an, ich gelte als einer der besten, und tue es dennoch nicht gern."

"Aber du wirst es tun."
Schnaubend drehe ich mich um und blicke meinen Bruder an, welcher neben Prinz Fudo steht.

"Für gewöhnlich bequemst du dich doch überhaupt nicht hier hin, Raidon." Spreche ich meinen älteren Bruder an und bedenke ihn mit scharfen Blicken.
"Ja, aber wenn es darum geht, dich Sturkopf umzustimmen, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Meine Briefe ignorierst du ja stets."
Lachend schüttel ich den Kopf.
"Ja, dies aber gewiss nicht ohne Grund."

"Akaya, du wirst den Prinzen unterrichten. Der letzte Schwertmeister ist vor kurzem auf Reise gegangen und wird nicht vor nächsten Winter wieder da sein. Also fällt dir nun diese Aufgabe zu, erfüll sie auch gefälligst."

Meine Miene wird augenblicklich hart. "Du hast mir nichts zu sagen, Bruder. Wir beide wissen ganz genau, warum ich kein Schwert mehr führe. Wage es bloß nicht zu versuchen, mich dazu zu zwingen wieder eins anfassen zu müssen. Wir wissen beide sehr genau und sehr gut, warum ich nie wieder eines anfassen werde."

Raidon schüttelt sein Haupt. "Das ist schon Jahre her. Nun stell dich nicht so an und mach deiner Familie keine Schande."

Innerlich zerreißt mein Herz.
"Wie kannst du es wagen, solche Worte ihm gegenüber zu verwenden? Bist du noch ganz bei Trost? Du hast einfach das Feingefühl eines Maulesels, nein, viel eher eines Steins."
Takashi taucht auf einmal hinter unserem großen Bruder auf und blickt ihn wutentbrannt an. Wütend wirft er unserem Bruder Gefühllosigkeit vor, mangelnde Feinfühligkeit und zweifelt kurz, so sehr hat er sich bereits in Rage geredet, daran, ob unser Bruder überhaupt ein Gehirn, geschweige denn Gefühle besäße.

Fudo, die ganze Zeit daneben, betrachtet das Spektakel schweigend und blickt hin und wieder mich an.
Seufzend schüttel ich nur meinen Kopf.
"Ich werde das Prinzlein unterrichten, jedoch kein Schwert auch nur ansehen. Das ist meine Bedingung, ansonsten, sollte jemand versuchen mich dazu zu zwingen eines auch nur anzufassen, so werde ich augenblicklich den Palast verlassen."
Raidon und Takashi verstummen und blicken mich stumm an.

"Gut und zu dem Schwert bekomme ich euch auch noch." Meint der weißhaarige Prinz, doch ich schüttelte meinen Kopf.
"Ich mag zwar noch recht jung sein, doch ein Schwert ist eine Waffe, ein Mordinstrument sondergleichen und ich werde nie wieder eines zur Hand nehmen." Meine Augen blitzen ihn gefährlich an.
"Du hast wahrscheinlich dein gesamtes Leben lang wohlbehütet im Palast gelebt, doch ich habe schon einiges mehr erlebt. Also haltet euch zurück und hört auch mal auf einen etwas jüngeren. Das sind meine letzten Worte, nun verschwindet endlich in den Palast."
Schwungvoll drehe ich den anderen den Rücken zu, ziehe die Türen des kleinen Häuschens zu und lösche auch das Feuer in der kleinen Feuerstelle. Es zischt und qualmt, als der Rauch nach oben aus dem Schornstein hin verschwindet.

Seufzend lege ich meine Gewänder ab, nehme mir lediglich ein leichtes Schlafgewand und bereite meine dünne Matte mit Kissen und Decke, sodass ich darauf gut die Nacht verbringen kann.

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Reich Sila✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt