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Prinz Fudo ist nun fast 3 Monate bei uns.
Wir kommen wirklich gut miteinander klar, dennoch weigere ich mich ein Schwert auch nur anzufassen.

"Du kannst dir eines der stumpfen Übungsschwerter nehmen und damit die Bewegungsabläufe üben.
Mit diesen Dingern werde ich jedoch nicht gegen Dich kämpfen, geschweige denn eines von den Dingern anfassen. Ich halte mein Versprechen, das habe ich am Anfang gesagt, ich werde keines anfassen."
"Ach komm schon! Was ist denn daran so schlimm?" Der ältere schaut etwas genervt auf mich herab.
Diese Diskussion führen wir nun mindestens schon zum neunten Mal, dennoch wird er mich nicht umstimmen können.

"Fudo, du hast keinerlei Ahnung von mir. Du kennst mich nicht, also hör auf mich zu verurteilen!" Weise ich ihn scharf zu recht und wende mich von ihm ab.
"Das Üben wirst du ja wohl alleine hinbekommen, es geht aktuell auch eigentlich nur noch darum, dass du ein Gefühl für das Metall bekommst. Ich werde mich nun zurückziehen, wage es ja nicht, mir heute noch einmal unter die Augen zu treten."

Mit schnellen Schritten verlasse ich den Trainingsplatz und kehre zu meiner Hütte zurück.
Erfreut lächel ich, als ich Takashi erblicke. Dieser sitzt auf der Veranda und blickt erwartend zu mir rüber. "Da bist du ja wieder." Begrüßt er mich lächelnd und hüpft von dem hölzernen Vorsprung.

Mit langen Schritten überwinde ich den Abstand zwischen uns beiden. Kurz schließe ich ihn in meine Arme, dann öffne ich meine Hütte und bitte ihn doch einzutreten.
"Du hast mich in letzter Zeit selten besucht." Beginne ich das Gespräch, während ich Wasser in den Kessel fülle und mit Feuer und Holz den Herd schüre.

"Ja, gerade in letzter Zeit ist unheimlich viel passiert." Verstehend nicke ich.
Jeden Morgen erhalte ich die Berichte der letzten Tage. Da ich den Palast nicht verlassen darf, muss ich über verschiedene Schriften versuchen mitzubekommen, was außerhalb der hohen Mauern passiert.

"Raidon schickt mich." Gib mein jüngster Bruder leise zu und betrachtet nachdenklich seine Tasse Tee.
Seine Miene wirkt betrübt und gedankenverloren lässt er seinen Finger auf dem Rand der Tasse kreisen.

"Er schick mich, um dir zu sagen, dass du die Elitetruppe gegen die einfallenden Barbaren anführen sollst."
Stumm blicke ich auf meine Tasse nieder. Diese Situation hatte ich bereits vorausgeahnt, jedoch ist es absolut unfair von unserem älteren Bruder, dass er den jüngsten von uns schickt.

"Ich habe etwas derartiges bereits vorausgeahnt." Gestehe ich Takashi und versuche ein aufmunterndes Lächeln zustande zu bringen.
"Wirst du dem Ruf unseres Bruders und unseres Vaters denn folgen?" Mein jüngerer Bruder sieht mich aus großen, besorgten Augen an.

"Das kann er nicht." Takashi und ich wenden unseren Blick zum Eingang der Hütte. Nori steht dort mit verschränkten Armen und finsterer Miene.
"Setz dich zu uns, ich habe bestimmt noch eine dritte Tasse." Fordere ich ihn auf und hole eine weitere Tasse, um ihm Tee einzuschenken.
Takashi seufzt schwer und macht seinem Bruder Platz.

Sobald wir alle drei sitzen und frischen, dampfenden Tee in unseren Tassen haben, puste ich vorsichtig auf die heiße Flüssigkeit und betrachte den Dampf, welcher aufsteigt.

"Ich werde dem Ruf folgen."
Gestehe ich leise, meine beiden Brüder blicken mich entgeistert an.

"Das kannst du nicht machen!" Nori stellt seine Tasse mit viel Schwung auf dem Boden ab. Die heiße Flüssigkeit schwappt im Inneren, läuft jedoch nicht heraus.

"Ich kann sehr wohl, vor allem muss ich. Ich habe mich gerade in letzter Zeit mit der Situation gut vertraut gemacht.
Ich fürchte wirklich, dass es wirklich keine andere Möglichkeit mehr gibt und dies die einzige Möglichkeit ist, mehr Leid, unnötigen Tod und Zerstörung zu verhindern."

Beide schütteln jedoch nur den Kopf. "Wenn du aus diesem Krieg dann zurückkommst, man wird dich für nichts mehr gebrauchen können.
Du wirst einfach komplett am Ende sein, nicht mehr derselbe wie vorher. Ich fürchte sogar, dass du dich nach dem Tod sehnen wirst." Äußert Nori seine Bedenken.

Lächelnd betrachte ich meine beiden jüngeren Brüder.
"Seit dem letzten großen Kampf, ihr wisst doch beide.
Auch jetzt sehne ich mich bereits nach dem Tod.
In der Kunst finde ich Ablenkung, doch nichts wird meinen Geist jemals wieder heilen können.
Dies ist der Grund, warum ich doch auch eigentlich kein Schwert mehr berühre.
Es sind einfach viel zu viele Erinnerungen, viel zu viel Scham und viel zu viel Reue."

"Das damals war nicht deine Schuld! Du konntest nichts dafür! Du hättest es auch nicht verhindern können!" Takashi verschränkt trotzig die Arme und blickt mich aus zusammengekniffenen Augen an. Seine Stimme hat er laut erhoben, Nori hat die Arme in die Hüften gestemmt und sieht mich ebenfalls mit durchdringenden Blick an.

Lächelnd schüttel ich meinen Kopf. "Das ist wirklich lieb gemeint von euch, dennoch kann ich die Schuld nicht von mir ablegen."

Genervt seufzen beide auf. Sie wissen ganz genau, dass diese Diskussion zu nichts führen wird. Wir haben sie schon mehr als einmal geführt und schon mehr als einmal mussten sie auch feststellen, dass ich die Schuld und die Reue nicht ablegen kann.

Wir unterhalten uns noch eine Weile, dann brechen sie auch wieder auf, zurück zum Hauptplatz. Ich ziehe mich in meine Hütte zurück. Auch wenn es draußen noch hell ist, schließe ich bereits alle Läden. Das Feuer in der Mitte der Hütte wärmt ein wenig und spendet vor allem Licht.

Mit langen Schritten gehe ich zu einem meiner Schränke. Dieser ist immer verschlossen und dies auch nicht ohne Grund.

Mit einem leisen Knarzen öffnen sich die beiden Türen und ich blicke auf das daran hängende Gewand. Es besteht aus einem dunkelroten, schweren Stoff. Das Untergewand ist pechschwarz und schlicht gehalten. Der dunkelrote Stoff hingegen ist mit einigen Stickereien verziert. Direkt daneben hängt eine fein gearbeitete, prächtige und unheimlich schwere Rüstung. Langsam lasse ich meine Hände über das kühle Metall gleiten. Meine Finger bleiben an dem Schwert hängen, welches an der Rüstung hängt. Mit zitternden, eiskalten Fingern nehme ich es an mich und betrachte es kurz. Die Scheide und auch der Griff sind abgewetzt. Die Klinge jedoch ist noch in tadellosem Zustand.

"Und ich hatte schon gehofft, dich nie wieder an mich nehmen zu müssen."
Mit trauriger Miene betrachte ich das Schwert, die Rüstung und das Gewand noch einmal.
"Es tut mir so unendlich leid, Akeno." Als mir sein Name über die Lippen kommt, kann ich nicht anders und einzelne Tränen laufen über meine Wangen.

Mit zitternden Händen hänge ich das Schwert wieder zurück und schließe den Schrank.
"Raidon hat mir soeben berichtet, dass du morgen aufbrechen wirst. In eine Schlacht ziehen wirst."
Fudos Stimme lässt mich erschaudern.
Schon seit einigen Tagen bin ich mir durchaus bewusst, dass ich für den Prinzen deutliche Gefühle hege.
Vielleicht ein Grund mehr, warum ich ihm gerade in letzter Zeit ein wenig kalt gegenüber trete.

"Du kannst nicht in die Schlacht ziehen, wenn du noch nicht einmal ein Schwert anfasst."

Langsam drehe ich mich zu ihm um. Mir ist es gerade vollkommen egal, ob er meine Tränen sieht, meine schwache Haltung oder meine ganzen Emotionen, welche mich einfach nur überfordern.

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Reich Sila✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt