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Ich kann sein leises Fluchen und Schimpfen hören, nur ignoriere es jedoch gekonnt und laufe ein Stück weiter.
Nach einer Weile bleibe ich stehen. Vor uns befindet sich ein runder Durchgang. Dieser teilt ein gewisses Areal in dem Waldgebiet des zweiten Ringes ab.

Dahinter befindet sich eine Art Übungsplatz.
Nur kurze Zeit nach mir taucht ein pitschnasser Prinz auf und betrachtet mich leicht angesäuert.
"Ab heute werden wir jeden Tag genau so wie heute starten. Zuerst wirst du nun den Trainingsplatz von den hohen Gräsern und dem Unkraut befreien. Dies wird dich einiges an Nerven und Kraft kosten, wenn du diese Ausbildung hoffentlich haben möchtest, sollte es dir das Wert sein."
Innerlich hoffe ich, dass sich der junge Herr dafür zu fein ist und das ganze bereits jetzt abbricht.

Leider habe ich seinen Willen ein wenig unterschätzt und so muss ich mich wohl auf einer kleinen Matte im Schatten niederlassen und dort weiter in meinen Schriften arbeiten. In der Zwischenzeit hat sich mein Schützling die Ärmel hochgekrempelt und bereits damit begonnen, das ganze Unkraut und Gras von der Trainingsfläche zu entfernen.

Mehrere Stunden lang kann ich ihn dabei beobachten, wie er sich die Seele aus dem Leib flackert.
"Du, Schneeprinzessin!" Rufe ich ihn, als die Sonne bereits im Zenit steht.
"Trink mal was." Beim Antworten werfe ich ihm ein Gefäß mit Wasser zu. Geschickt fängt er es auf und lächelt mich dankbar an.

"Darf ich mich zu dir setzen?" Kurz betrachte ich ihn, dann rutsche ich jedoch ein Stück beiseite. Mit einem erleichterten Laut lässt er sich neben mich fallen.
"Was schreibst du da eigentlich die ganze Zeit?"
"Ich verfasse die meiste Zeit über Geschichten, Gedichte und andere kleinere literarische Werke. Aber hin und wieder sind es auch Rezepte für Speisen, Ereignisse in unserer Umgebung, welche ich als wichtig erachte, so dass die Nachwelt etwas davon hat. Manchmal sind es auch Träume oder Gedanken, welche ich einfach wieder aufschreibe."

Eine Weile lang schweigen wir uns noch an, dann erhebt er sich wieder und bis zum späten Abend hat er es tatsächlich geschafft, den gesamten Trainingsplatz von Unkraut und Gräsern zu befreien.

Der nächste Morgen verläuft so wie der vorige.
Fudo schafft es dieses Mal jedoch, zwei Steine später ins Wasser zu fallen.
Zudem lasse ich ihn dieses Mal schwere Steine von A nach B tragen und wieder zurück. Dann soll er auch noch ein paar Steine werfen, Liegestützen und andere Übungen machen. Ich muss zugeben, bei den großen Kraftaufgaben schlägt er sich erstaunlich gut.

Nach gut einer Woche Muskeltraining jeden Abend, ihm müssen höchstwahrscheinlich alle Knochen weh tun und jeder Muskel brennen und ziehen, gestatte ich ihm, aus einem alten Stück Holz eine Art provisorisches Übungsschwert zu schnitzen. Gut einen gesamten Tag verbringt er damit.
Nachdem er es in Form gebracht hat, soll er es schleifen und polieren. Zu guter Letzt kommt noch eine dünne Wachsschicht drüber, welche dem Holz einen schönen Glanz verleiht.

Wir verbringen Stunden damit, dass ich ihm Grundstellungen beibringe, einfache Bewegungsabläufe und Abwehrtechniken.

Zu Beginn üben wir wirklich fast ausschließlich die Verteidigung. Als er meint, er kann das ganze jetzt doch alles, lache ich nur.

"Gut, wenn du meinst, dass du das kannst, dann zeig es mir." Fordere ich ihn heraus und schnappe mir den nächstbesten Ast. Mit diesem verpasse ich ihm mehrere Hiebe, welche er definitiv nicht abwehren kann.
Nach diesem Trainingstag, muss sein Körper wohl grün und blau sein.
Ich gehe nicht besonders zimperlich mit ihm um, er ist doch auch nur ein Kerl, ein normaler Mensch.
Auch wenn er königliches Blut hat, was kümmert es mich?
Ich habe auch königliches Blut und dennoch bin ich mehr Krieger als König.

Dies ist auch der Abend, an dem Fudo zum ersten Mal bei mir in der Hütte nächtigt, mit mir zu Abend isst und wir uns wirklich gut unterhalten.
Ich hätte niemals gedacht, dass er derart belesen ist!

Später ließ ich mich sogar dazu herab, die ganzen blauen Flecken, welche durch meine Hiebe entstanden sind, mit einer schmerzlindernden Salbe zu behandeln.

An diesem Abend hatte ich mal wieder eine Sache gelernt. Nähe von anderen Menschen fehlte mir doch ein wenig und ob ich es nun zugeben wollte oder nicht, seine Anwesenheit tat mir erstaunlich gut.

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Reich Sila✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt