I'm just one of those melodramatic fools

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Aus den Lautsprechern dröhnt laute, schnelle Musik, der Bass pulsiert durch mich und lässt meinen Körper nicht los, ich bewege mich automatisch, kann das leichte Wippen meines Kopfes und das Trommeln meiner Finger auf der Theke nicht verhindern.

Gerade läuft ‚Basket Case', einer meiner Lieblingssongs von Green Day, eine meiner Lieblingsbands.

Ich trinke einen Schluck von meinem mittlerweile siebten Drink.

Ja, richtig gelesen.

Es ist gerade mal kurz nach zehn und ich habe schon sieben Drinks intus. Aber irgendwie will ich ja wenigstens etwas angeheitert werden, auch wenn ich als Nebenwirkung schon wieder aufs Klo muss.

Ich sehe doch, wie die Fragezeichen über euren Köpfen schweben. Wie kann der Typ nach so viel Alkohol noch normal denken und liegt nicht kotzend in der Ecke?

Naja, eigentlich ist die Antwort ganz einfach.

Ich vertrage mehr als normale Menschen.

Denn ich bin kein Normalo.

Ich bin ein Vampir.

Hab ich jetzt eure Aufmerksamkeit?

Gut, freut mich. Wobei, nein, eigentlich nicht.

Ich will kein Aufsehen erregen, einfach mit der Masse verschwimmen und unauffällig leben, das ist schon eher mein Ziel.

Jetzt hört auf so neugierig zu gucken! Ihr erfahrt schon noch früh genug, was es mit dem ganzen Vampir-Scheiß auf sich hat.

Jetzt erstmal zurück zum Thema.

Ich sitze auf einem ranzigen Barhocker an einem fleckigen Tresen, lasse Musik auf mich einrieseln und versuche irgendwie halbwegs betrunken zu werden.

Einer der Nachteile untot zu sein.

Wieso auch immer habe ich zwar noch so etwas wie einen Stoffwechsel, aber das Betrinken klappt nicht mehr so wie früher. Ich muss mindestens drei mal so viel trinken, um wenigstens eine minimale Wirkung zu spüren und die dauert dann nicht mal lang an.

Ich schweife wieder ab, also, wo war ich?

Genau: Bar, Musik, Alkohol.

Ich bin hergekommen, um etwas Spaß zu haben, mir die Zeit zu vertreiben, der Langeweile zu entgehen.

Mein Blick schweift über die anderen Gäste, die entweder ihr, teilweise echt schlechtes, Tanzbein schwingen oder wie ich an der Bar oder in Grüppchen um die im Raum verteilten Tische sitzen und sich besaufen.

Der nächste Song endet und ich wende mich meinem Glas zu.

Hupps, schon wieder leer, meine Blase dafür aber voll.

Fragt mich nicht, warum meine Harnorgane noch funktionieren, obwohl ich eigentlich tot bin.

Mein Herz schlägt seit einigen Jahren nicht mehr, aber der Rest meiner Organe scheint sich daran nicht zu stören und arbeitet einfach freudig weiter, als wäre alles normal. (Okay, meine Lunge streikt auch, aber wenn meine Innereien nicht mit sauerstoffhaltigem Blut durchgepumpt werden müssen, wozu noch Luft aufnehmen?)

Keine blöden Bemerkungen der Blase à la: „Jo, Herzi, wenn du aufhörst, hab ich auch keinen Bock mehr", kein Kündigungsschreiben der Nieren, keine Arbeitsverweigerung des Darms.

Alles läuft einfach weiter.

Wo da die Logik liegt, weiß ich selbst nicht.

Nach meiner Erleichterung auf den Wohl ekligsten Toiletten der Welt (ehrlich, nehmt das unappetitlichste, was ihr je gesehen habt hoch 10 und ihr habt 'ne ungefähre Vorstellung von dem Ort) kehre ich an meinen Stammplatz an der Bar zurück und bestelle mir noch ein Bier, einfach weil ich es kann.

My Personal SunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt