Unholy Confessions

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"Frank..."

Aufmerksam sieht er mich an. Er weiß, dass jetzt irgendwas kommen wird. Ich sehe es ihm an.

Langsam richte ich mich in eine sitzende Position auf und rutsche etwas von ihm weg, was er mit einem Stirnrunzeln quittiert.

"Ich muss dir was sagen."

Nervös fange ich an auf meiner Unterlipe zu kauen. Mir fällt auf, dass man die ganze Situation mit einem Coming Out vergleichen könnte. Ich, vollkommen fertig mit den Nerven und ängstlich, dass Frank mich zurückweisen und verstoßen könnte und Frank, der nicht den blassesten Schimmer hat, was auf ihn zukommt.

"Bitte versprich mir, dass du ruhig bleibst", murmele ich. Ich bin in den letzten Sekunden garantiert 10 Zentimeter kleiner geworden, da ich immer weiter in mir zusammensacke, um ihm und seiner Reaktion zu entgehen.

"Natürlich, Gerard. Mach dir keinen Stress, es kann gar nicht so schlimm sein", versucht er mich, a.k.a. das Häufchen Elend, zu beruhigen.

"Du musst es mir auch nicht erzählen, wenn du nicht willst."

Aufmunternd lächelt er mich an umschließt meine Hand mit seiner. Die vertraute Wärme gibt mir etwas Mut zurück und ich atme einige Male ein und aus. Ich komme mir heuchlerisch vor, wie ich hier sitze und ihm bis zum letzten Moment vorspiele, ich würde leben.

Er wartet, bis ich mich größtenteils gefasst habe, und streichelt sanft über meinen Handrücken.

"Komm, du wirst schon kein Werwolf sein und mich auffressen oder so."

Frank lacht laut auf.

Ich dagegen werde noch blasser, als ich eh schon bin, und muss einen Brechreiz unterdrücken. Fast ein Volltreffer.
Auch Frank scheint mein Unwohlsein zu bemerken, sein Unterkiefer klappt förmlich nach unten.

"D-das war ein Scherz, du verarschst mich doch gerade", krächzt er.

Warum wollte ich es Frank nochmal erzählen? Wir kennen uns noch nicht mal zwei Wochen und ich ruiniere schon wieder alles. Aber eine Beziehung, die auf Lügen aufgebaut gewesen wäre... auch nicht unbedingt besser. Also Augen zu und durch, jetzt gibt es eh kein zurück mehr. Ich kann nicht einfach lachen und beteuern, dass ich nur einen ganz schlechten Witz gerissen habe. Das hat etwas vom untersten Arschlochlevel.

Ich sammle meinen ganzen restlichen Mut und springe ins kalte Wasser.

"Nein, ich bin kein Werwolf", sage ich bestimmt. "Aber ein... ein Vampir."

Die Bombe ist geplatzt und ich mit mehreren hundert Stundenkilometern auf die eisige Wasseroberfläche aufgetroffen.
Obwohl das nur eine Metapher ist, kann ich die Kompression meines Körpers regelrecht spüren, als Frank mich anstarrt, seine Augen mit unendlich vielen Emotionen gefüllt. Bevor er etwas sagen kann, ergreife ich nochmal das Wort.

"Nein, ich lüge dich nicht an und das ist auch kein schlechter Witz. Es stimmt. Ich bin seit ein paar Jahrzehnten eigentlich tot. Aber trotzdem sitze ich hier, rede mit dir und weiß nicht, ob ich es bereuen soll, dass ich es dir gesagt habe. Weil du mir viel bedeutest, Frank, und ich dich nicht verlieren will."

Ich habe einen dicken Kloß im Hals und spüre, dass ein paar vereinzelte Tränen über meine Wangen laufen.

Ich kann Franks Gesichtsausdruck nicht deuten, was mich richtig fertig macht. Ich hatte irgendwo die winzig kleine Hoffnung, dass es gut laufen würde und er mich akzeptieren würde. Auch wenn das nur ein sehr kleiner Funken war, den ich aber nicht erlöschen lassen wollte.

Jetzt ist es zu spät. Meine Nase fängt unkontrolliert an zu laufen und aus meiner Kehle kommen unregelmäßige Schluchzer.

Ich hasse es zu heulen. Ich wollte nicht heulen.

Nicht vor Frank.

Durch die Tränen ist mein Blick verschleiert und ich höre nichts mehr außer meine unangenehm lauten Schluchzer im sonst totenstillen Raum. Es ist wie als ob Frank einfach verschwunden wäre, meine Sinne fühlen sich an wie in Watte gepackt.

Umso intensiver spüre ich jedoch Franks Finger, die sich vorsichtig auf meine Schulter legen und meine Haut wie elektrisiert prickeln lassen. Die Stromstärke erhöht dich, als er seine ganze Hand auf meinen Arm legt und langsam darüber streichelt, so sanft, als könnte ich vor ihm weglaufen.

Meine Schluchzer werden immer seltener und weichen den Hicksern eines Schluckaufs. Zögernd blinzele ich durch meine tränenverhangenen Wimpern zu Frank, der immer noch hier sitzt.

Mir, dem ekligen, heulenden Vampir gegenüber.

Er rutscht näher zu mir und überwindet den Sicherheitsabstand, den ich davor geschaffen hatte, scheinbar ohne zu zögern. Franks Hände fahren ein paar Mal behutsam über meine Schultern und Arme, bevor er meinen Oberkörper zu sich zieht und mein Kopf auf einmal auf seiner Brust liegt.

"Hey, shhh, alles wird gut."

Er ist nicht weggelaufen. Er umarmt mich sogar und versucht mich zu beruhigen.

Womit habe ich Frank verdient?

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Wow, da bin ich wieder. Momentan habe ich 'ne dezente Schreibblockade und leide unter chronischen Unmotivation, sorry, dass es so lange gedauert hat. (Und, dass das Kapitel weder lang noch gut ist)
Ich versuche das nächste wieder halbwegs pünktlich hochzuladen.
Danke für's Lesen!

Unholy Confessions - Avenged Sevenfold

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