This is Halloween

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Mit einigem Ellenbogeneinsatz kämpfe ich mich aus der U-Bahn.

Warum zur Hölle machen sich Menschen immer so breit?

Meine Jacke von eventuellen Dreck abklopfend blicke ich auf die große Uhr, die an der Wand hängt.
"Fuck!"
Die alte Dame, die gerade in ihrer hässlichen Handtasche wühlt, starrt mich entsetzt an. Die alte Schrulle sieht aus, als wäre sie älter als ich, mit ihrer buckligen Haltung und den klauenähnlichen Fingern.
Ich sprinte weg von der Uroma und die Treppen hinauf, wobei ich einige Passanten anremple. Einige Entschuldigungen über die Schulter werfend renne ich einfach weiter.

Weil die verdammte Bahn zu spät kam und ich mein Zeitmanagement sowieso sehr knapp bemessen habe, habe ich jetzt noch genau 5, nein 4, Minuten um zum Kino zu kommen.
Zum Glück ist die Sonne schon untergegangen, sonst müsste ich jetzt auch noch versuchen in den Schatten der Bäume und Gebäude voranzukommen.

Und, fast noch schlimmer, ich sähe aus wie der letzte Depp, mit meiner überdimensional großen Sonnenbrille und der Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
Erleichtert bleibe ich vor dem Kino stehen und sehe auf die Uhr.
"Perfekt. Keine Minute zu spät", beglückwünsche ich mich selber.
Wobei... verwirrt sehe ich mich um. Der wichtigste Part des Abends fehlt noch.

Frank ist noch nicht da.
Seufzend schlage ich mir gegen die Stirn. Die ganze Eile und das Gerempel umsonst. Naja, wenigstens muss ich jetzt nicht so tun, als wäre ich total aus der Puste.
Schnell taste ich noch einmal meine Hosentaschen ab.
Schlüssel, check.
Geldbeutel, check.
Handy.... Handy?
Hektisch fassen meine Hände in jede Tasche? Hoffentlich habe ich es nicht zuhause gelassen, was, wenn Frank doch was dazwischengekommen ist und er mich jetzt nicht erreichen kann? Oder noch schlimmer, es wurde mir gestohlen.
Schließlich finde ich es doch in meiner linken Arschtasche (warum hab' ich das da rein getan, kann mir das mal bitte jemand erklären?) und kann mir ein erleichtertes Aufseufzen nicht verkneifen.
"Bist du etwa so glücklich, dass ich gekommen bin?"

Grinsend steht Frank mir gegenüber.
"Äh also eigentlich habe ich ja mein Handy gesucht und hab nur-" Ich unterbreche den Satz, als mir auffällt, was für einen Mist ich da labere.

"Ja, ich bin froh, dass du da bist. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr."

Vorwurfsvoll blicke ich ihn an und verschränke meine Arme. Ein bisschen triezen darf ich ihn ja auch.
Es ist gerade mal", er blickt auf sein Handy. "Drei nach Sechs. Ich hätte mindestens noch sieben Minuten gehabt, bevor ich mich wirklich verspätet hätte."
"Nö, dann würden wir zu spät zum Film kommen, wir müssen noch Karten und Popcorn kaufen. Oder willst du hier noch deine sieben Minuten warten und dafür kein Popcorn?"

„Nein! Jetzt bin ich ja da, auf zum Popcorn!"

Und schon zieht er mich hinter sich her in das Gebäude, um sich an der Schlange vor der Kasse anzustellen.

Damit keine peinliche Stille aufkommt, frage ich ihn, wie der Weg hier her war. (Ein bisschen banaler Smalltalk muss sein.)

„Oh schrecklich!"

Dramatisch schlägt er die Hände vors Gesicht und seufzt oscarreif. „Ich musste unendlich lange fünf Minuten zu Fuß laufen. Dass mir so etwas zugemutet wird..."

Lachend blicke ich ihn an. Er hat andere Klamotten an als vor ein paar Tagen, ein Misfits-Shirt und Skinny Jeans und trägt diesmal kein (oder nur unauffällig wenig?) Makeup.

Ich mustere ihn wohl etwas zu eingehend, denn er stößt mich mit seinem Ellenbogen an und schmunzelt zu mir hoch.

Etwas peinlich berührt wende ich meinen Blick mit dem Gefühl, ertappt worden zu sein, nach vorne.

My Personal SunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt