Wieder einmal war es Peter, der mir die Tür öffnete. Unter seinen Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet und er sah allgemein sehr müde aus. Wie ich bemerkte, ging es nicht nur ihm so, denn alle anderen, die sich im Wohnzimmer befanden, sahen ähnlich aus. Das nächste, was mir sofort auffiel, waren die zwei Polizisten, die gerade etwas von Sep erklärt bekamen und sich auf einem kleinen Block Notizen machten. Er gestikulierte wild mit seinen Armen und sein Redefluss war kaum zu bremsen. Während Sep eigentlich ununterbrochen redete, saßen Brammen, Jay, Andi und Domi nur stumm auf der Couch und beobachteten das Geschehen. Man konnte die Anspannung im Raum und die Sorge förmlich spüren. Ich blieb mit Peter vorerst ein wenig abseits stehen und er erklärte mir, was bisher passiert war. „Gut, wir werden sehen, was wir für Sie tun können.", hörte ich schließlich einen der Polizisten sagen.„Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, dann bitten wir Sie, uns umgehend zu informieren." „Ja das machen wir." Die Antwort kam von Sep. Nur kurz darauf verließen die Beamten das Haus und wir waren unter uns. „Scheiße man", fluchte Dennis, während er aufstand, „Wir können doch nicht nur untätig hier rumsitzen und darauf warten, dass mal was passiert." „Ja und was willst du sonst machen?", gab Jay ziemlich gereizt zurück. Dafür erntete er einen bösen Blick von Brammen. „War ja nicht so gemeint", gab er etwas kleinlaut als Antwort, da er bemerkt hatte, dass er schroffer gewesen war, als gewollt. „Er könnte überall sein und wir haben keine Ahnung, was gerade mit ihm passiert. Das macht mich fertig." Brammen lief inzwischen nervös im Raum auf und ab. „Ich weiß, aber Jay hat schon recht. Wir können nichts machen." Das kam diesmal von Domi.
Bis ungefähr acht Uhr blieb ich noch in der WG und machte mich dann aber auf den Weg nach Hause. Am liebsten wäre ich eigentlich dort geblieben, aber was hätte ich denn Maja sagen sollen? Am Ende gab es dann auch noch eine Vermisstenanzeige für mich.
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Zusammengekauert lag er auf dem kalten Boden. Die Dunkelheit machte ihn langsam wahnsinnig und all die Fragen, die in plagten seitdem er hier aufgewacht war, machten es nicht besser. Wenn er sich doch wenigstens an etwas erinnern könnte. Auf ein Mal hörte er wieder ein Geräusch – und zwar das selbe Geräusch, das er schon beim letzten Mal gehört hatte. Keine Ahnung, wie viel Zeit seitdem vergangen war. Er hörte wie die schwere Tür sich öffnete und wieder schloss, doch dieses Mal gab es kein Licht. Vergeblich versuchte er etwas zu erkennen. Er hörte Schritte, doch sie bewegten sich nicht auf ihn zu sondern blieben relativ schnell wieder stehen. Was jetzt? Die Ungewissheit kroch wieder in ihm hoch. Und dann explodierte das Universum vor seinen Augen. Er kniff die Augen zusammen und hielt sich die Hände vor sein Gesicht, um sich vor dem grellen Licht zu schützen, das plötzlich die Dunkelheit vergessen machte. Es dauerte tatsächlich zwei Minuten, wenn nicht sogar mehr, bis er die Augen wieder öffnen konnte und sich langsam in seinem Gefängnis umsah. Der relativ große Raum ähnelte einer alten Fabrikhalle. Sowohl die Wände, als auch der Steinboden waren schmutzig und staubig. Hin und wieder lagen alte Rohre oder Schutt auf dem Boden und von der Decke hingen vereinzelt rostige Eisenketten. Es waren an der hinteren Wand sogar noch irgendwelche alten Maschinen vorhanden, aber die funktionierten wahrscheinlich schon lange nicht mehr. Das einzige was wirklich perfekt zu funktionieren schien, war das weiße Neonlicht was nun auf ihn herabschien. Langsam löste er sich aus seiner Umklammerung und brachte sich in eine etwas aufrichte Position, indem er sich drehte und sich auf die Arme stützte. Er blickte durch den Raum und konnte nun auch die Tür ausfindig machen. Und nur wenige Schritte von der Tür entfernt entdeckte er ihn. Einen großen schlanken Mann. Ganz ruhig stand er da, den Kopf in seine Richtung gedreht. Gekleidet war er ganz in schwarz und er trug eine ebenso schwarze Maske, die sein Gedicht komplett verdeckte. Einige Sekunden beobachteten sie sich einfach nur, bis der Mann in schwarz schließlich mit eleganten langsamen Schritten auf ihn zukam. Er wollte weg, wollte die Distanz zu ihm bewahren, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Er war wie paralysiert und er merkte, wie die Panik ihn einholte. Der Mann blieb direkt vor ihm stehen. Er sah auf ihn herab, machte seine Machtposition deutlich, verachtete ihn. Und er gab sich auch keine sonderlich große Mühe, das zu verstecken.
„Hallo Christian.", sagte er mit fester aber ruhiger Stimme, bevor erneut ein Schuh seinen Magen traf. Er brach zusammen, krümmte sich und hustete. Der Mann in schwarz ging nun um ihn herum. „Weißt du Christian, niemand hat vor gar nichts Angst. Und selbst wenn du vielleicht von dir genau das behaupten magst, werde ich dir das Gegenteil beweisen." Er verstand nicht ganz. Doch bevor er die Möglichkeit hatte, weiter darüber nachzudenken, wurde er brutal auf die Beine gezogen. Der Mann war stärker als gedacht. „Sieh mich an!", sagte er laut und schleuderte Christian gegen die Wand. Als er den Blick jedoch immer noch gesenkt hielt, einerseits aus Schmerz, andererseits aus Trotz und Panik, schrie er fast: „SIEH MICH AN!" Vorsichtig hob er den Blick und blickte die Maske an. „Ja so ist es brav." Sofort war seine Stimme wieder ruhig und gefasst. „Du bist so schwach. Siehst du wie leicht es für mich ist, dich zu brechen. Ich weiß, dass du nachgibst, dass du keine Ahnung hast, was du tun sollst. Dass du keinen vernünftigen Gedanken zusammen bekommst. Es ist eigentlich schon fast lächerlich einfach." Er ging auf Christian zu, packte ihn am Kragen und warf ihn zu Boden. Stöhnend drehte er sich und versuchte abermals Distanz zu schaffen. Doch das brauchte er eigentlich gar nicht erst zu versuchen. Nicht in seinem Zustand. Wieder packte der Typ ihn, doch diesmal schleifte er ihn hinter sich her. Er versuchte nicht sich zu wehren. Es wäre zwecklos. Er wurde aus der Halle in einen kleineren Nebenraum gezogen, wo der Mann ihn mit Handschellen an einen schweren Metalltisch fesselte. Er wurde zu Boden gedrückt und seine Beine wurden zusammengebunden. Er hatte die Augen nur halb geöffnet und hörte erstmal nur, dass etwas über den Boden gezogen wurde. Und dann sah er schließlich den Wassereimer, der nun neben ihm stand. „Vielleicht kennst du diese Methode ja.", sagte der Mann mit einem kurzen, fiesen Schmunzeln. „Man nennt es Waterboarding und es wird das Ertrinken simuliert, indem man dem Opfer ein nasses Tuch über das Gesicht legt." Schwäche wich Panik. Und Panik wurde zu... Angst. „Nein.", flüsterte er zaghaft, „Bitte nicht." Doch das schien der Mann gar nicht zu bemerken und nahm auch sogleich einen mit Wasser getränkten Lappen. Er sah den Lappen näher kommen, bis er die Kälte und Nässe auf seinem Gesicht spürte. Sofort begann er zu würgen und versuchte verzweifelt gleichzeitig zu atmen und nicht zu schlucken. „Es wird die Atmung deutlich erschwert, aber ich denke mal das merkst du bereits. Früher oder später wirst du Wasser schlucken und dein Körper wird sich dagegen wehren." Er röchelte, kämpfte krampfhaft gegen die Atemlosigkeit und versuchte sich aufzurichten, doch er wurde gnadenlos auf dem Boden gehalten. Kurz nahm der Mann mit der Maske den Lappen ab und Christian schnappte direkt hektisch nach Luft. „Schön ruhig", sagte er spöttisch und wenig später wurde er wieder auf den Boden gepresst und ein neu getränkter Lappen lag auf seinem Gesicht. Er schluckte mehr und mehr Wasser und konnte es zunehmend immer weniger verhindern. Er wand sich, panisch wollte er atmen, doch jeder Versuch machte es nur noch schlimmer. Er mobilisierte alle ihm zur Verfügung stehenden Kräfte, doch je mehr er sich bewegte und dagegen kämpfte, umso schlimmer wurde das Gefühl. Dieses verdammte Gefühl, wenn man wusste, dass es vorbei war, dass man nichts mehr gegen seine Situation tun konnte. Sein Kopf schrie ihn förmlich an, ruhig zu bleiben, doch sein Körper wollte nicht gehorchen. Wieder wurde der Lappen neu gtränkt, und noch ein Mal und noch einmal. Und jedes mal wurde das Gefühl des Ertrinkens schlimmer. Die Verzweiflung hatte vollkommen Besitz von ihm ergriffen und machte es ihm unmöglich einen rationalen Gedanken zu fassen. Er merkte wie ihm immer mehr die Luft ausging und wie sein natürlicher Kampfgeist nur noch kläglich dagegen halten konnte. Kurz wurde ihm schwarz vor Augen und ganz langsam und sachte kapitulierte sein Körper. Er spürte es kaum noch und dämmerte langsam weg, in ein tiefes schwarzes Loch. Mit einem letzten erstickten Röcheln gab er auf und ließ sich einfach treiben.
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Es war kurz vor neun, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Am gestrigen Abend hatte ich nicht mehr viel gemacht außer irgendetwas sinnloses im Fernsehen anzusehen, um mich in irgendeiner Weise abzulenken. Es hatte mehr oder weniger gut funktioniert. Ich drehte mich und bei einem Blick auf mein Handy sah ich die Nachricht von Peter. Bitte komm her! So schnell es geht!
So, hallo an alle! Ich hab jetzt auch meine Prüfungen für die 10. Klasse geschafft. :D Da ich relativ viel mit Schule zu tun hatte, bin ich nicht wirklich zum Schreiben gekommen, aber ich hoffe mal, dass ich jetzt wieder mehr Zeit haben werde.
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Guardian - She came to save us all [Pietsmiet Fanfiction]
Fanfiction- "Nicht alle Engel haben Flügel", sagte er sanft zu mir, bevor er mir noch einmal die Hand auf die Schulter legte und dann das Zimmer verließ. Eine Träne lief mir die Wange herunter und plötzlich spürte ich eine unendliche Leere und Dunkelheit in m...