15. ~You're scared?~

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Kurz angebunden blieb ich stehen. "Was ist? Warum schaust du so?", richtete ich mich an Sep, der mich ansah, als wäre ich ein Geist. "Ähh ... Nichts. Alles gut", antwortete er und schüttelte kurz den Kopf. Ich nickte und dachte dann nicht weiter darüber nach. Ich trat neben Sep ans Bett und schaute auf Christian hinab, der den Blick stur abgewandt hielt. "Ist alles in Ordnung? Wie geht's dir?", fragte ich schließlich, um wenigstens irgendwas zu sagen. "Gut", kam als kurze, ziemlich kühle Antwort zurück. Er schaute immer noch gerade aus und würdigte mich keines Blickes. Auch Sep hatte er seit ich im Zimmer war nicht angesehen. "Und ähm, hat der Arzt noch was gesagt?", fragte ich zaghaft nach. "Nur dass es nichts wirklich Ernstes war und dass es mir gut geht. Ich brauche keine Hilfe." Jetzt hatte sich seine Stimme noch verschärft und es klang fast schon wütend. Es stimmte etwas nicht und die jetzt entstandene Stille war schlichtweg unangenehm. Umso glücklicher war ich, als mein Handy mich aus der Situation befreite. Ich nahm ab und hörte Peters Stimme am anderen Ende.

PoV Sep

"Ich geh kurz runter, Peter und Dennis sind da." Ich konnte nur kurz nicken, dann war Nele auch schon aus dem Zimmer verschwunden.
Wütend richtete ich mich sofort an meinen Freund: "Was sollte das denn? Sie hat dir nichts getan, ganz im Gegenteil, sie hat dir geholfen! Warum bist du plötzlich so zu ihr?" Erst jetzt sah mich Christian an. In seinen Augen lag ein gefährliches Funkeln, aber irgendwie auch Traurigkeit. "Ist doch egal", kam schroff zurück. "Nein ist es nicht. Ihr habt euch doch ganz gut verstanden, was ist auf einmal los?" Ich wollte Antworten, denn wenn Christian so drauf war, dann musste irgendetwas wirklich Ernstes sein. Bisher hatte ich ihn so selten böse oder wirklich genervt erlebt, dass ich überhaupt nicht wusste, wie ich damit so plötzlich umgehen sollte.
"Sep...?", begann er jetzt beinahe traurig, "Sep, ich wäre gerne allein, okay." Verdutzt schaut ich ihn an und setzte nur zu einem "Aber..." an, weiter kam ich allerdings nicht. "Das war keine Frage. Ich will Zeit für mich okay." Da es eh nichts bringen würde zu diskutieren, verließ ich das Zimmer, nicht aber ohne mich noch einmal zu ihm umzudrehen. Als ich dann auf dem Korridor stand, ließ ich mich erst einmal gegen die Wand fallen und fuhr mit einer Hand durch die Haare. Ich atmete schwer aus und schloss für einen Moment die Augen. In der ganzen Zeit in der ich Christian kannte, hatte es nur eine Zeit gegeben, in der er ähnlich zurückweisend gewesen war. Auch damals hatte ich schon nicht gewusst, was der Grund dafür war doch ich wusste was, beziehungsweise wer damals geholfen hatte. Peter. Also machte ich mich auf den Weg nach unten und begegnete Piet, Dennis und Nele auf der Treppe. "Hey Jungs", begrüßte ich meine Freunde kurz. "Hey Sep", lächelte Peter. "Ist alles in Ordnung?", fragte er sofort danach. Er hatte wirklich ein Gespür für solche Sachen. "Chris er ist... naja er ist irgendwie komisch. So abweisend."
Ich wich ihren Blicken aus. "Er hat mich rausgeschickt und wollte Zeit für sich." "Wie rausgeschickt?", fragte Dennis ungläubig. "Naja er sagte eben er wäre gerne alleine und ich solle gehen." "Okay also heißt das, wir können jetzt nicht zu ihm?", fragte Dennis weiter. "Eher nicht würde ich sagen. Er klang nicht so, als wolle er mit jemandem reden." Niedergeschlagen ließ ich die Schultern hängen. "Okay Sep", setzte Peter an, "ich denke du solltest nach Hause gehen und dich etwas ausruhen. Jay ist auch da wenn was sein sollte. Und wir beide werden uns mal vor dem Zimmer in Position bringen. Er hat viel durchgemacht. Vielleicht beruhigt er sich ja nach einer Weile." Er sah Dennis an, der zustimmend nickte. "Okay, wird wohl besser sein", antwortete ich und verabschiedete mich dann. "Ich komme gleich mit", warf Nele dann noch ein. "Ich denke mal ich werde auch nach Hause gehen. Die Uni beginnt in ein paar Tagen. Du kannst mich ja auf dem laufenden halten", richtete sie sich an Piet. So verabschiedete sie sich auch und wir gingen noch gemeinsam ein paar Straßen weiter, bevor sie in die andere Richtung musste und ich mich in die Straßenbahn setzte.

PoV Nele

Zu Hause angekommen warf ich erstmal alles von mir und genehmigte mir eine heiße Dusche. Das Wasser tat gut und für einen Moment fühlte es sich so an, als würde es alle Sorgen von mir herunter waschen. Doch dann kamen die Gedanken zurück und überrannten mich so plötzlich, dass mir kurz schwindelig wurde und ich mich an der Wand abstützte.
Nachdem ich fertig war, betrachtete ich mich im Spiegel. Was hatte ich falsch gemacht, dass Chris plötzlich so kalt zu mir gewesen war? Ich war schon wie in Trance als die Tür mit Schwung aufgerissen wurde und eine nur in Unterwäsche bekleidete Maja stand vor mir und grinste. "Hoppla, ich dachte du wärst inzwischen fertig", gluckste sie und schob sich an mir vorbei. Als ich darauf nur mit einem schwachen Lächeln antwortete, trat sie neben mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Du willst nicht reden oder?" Ich schüttelte den Kopf. Ich war froh, dass sie mich so gut kannte und so wusste, wann welche Reaktion angemessen war. "Und es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass du relativ wenig zu Hause bist." Ich nickte vorsichtig. War sie mir böse deshalb? "Okay pass auf, ich weiß, dass irgendwas sein muss, denn du bist sonst nicht so. Du verlässt nicht gerne deinen geregelten Ablauf und es passt nicht zu dir, dass du in einer neuen Stadt, die du kaum kennst so oft und lange weg bist." Damit hatte sie absolut recht. Ich hasste es, wenn mir etwas meinen Plan kaputt machte oder wenn etwas spontan dazwischen kam. Ich mochte es lieber ordentlich geregelt mit klaren Abläufen. Aber in manchen Situationen mussten eben Ausnahmen gemacht werden. "Aber ich sehe dir auch an, dass du darüber nicht reden willst. Zumindest jetzt nicht", fuhr Maja fort. "Aber wenn du irgendwann mit mir über was auch immer reden willst, dann bin ich immer für dich da und ich hoffe das weißt du." Ich nickte und nun sah ich sie an und umarmte sie. Sekunden vergingen bis ich mich wieder von ihr löste. "Haben wir eigentlich noch Tiefkühlpizza?", fragte ich und ein kleines, schelmisches Grinsen schlich sich in mein Gesicht. "Oberstes Fach", kam die direkte Antwort und Maja lachte noch kurz auf, bevor sie die Badezimmertür hinter sich schloss.

Guardian - She came to save us all [Pietsmiet Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt