~30~ Sterben?

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Schmerzen, die mich fast zur Ohnmacht trieben, durchfuhren mich. Erschöpft und ausgelaugt konnte ich nicht anders, als mich auf die Knie sinken zu lassen.
Ich war mit meinen Kräften am Ende. Ich konnte einfach nicht mehr.
Und meine Doppelgänger konnte ich auch nicht länger halten. Sie verschwanden, ließen mich im schlimmsten Moment im Stich.
Die Nazgul kreischten vor Triumph. Der Ton, den sie von sich gaben war viel zu hoch und dröhnte in meinem Kopf.

Und dann standen sie alle um mich herum. Neun Nazgul gegen eine am Boden kniende Zwergin. Sie alle, bis auf zwei natürlich, richteten ihre Klingen auf mich. Kamen immer näher. Und näher.
Ich konnte rein gar nichts dagegen unternehmen. Meine Kraft hatte mich endgültig verlassen.
Schwer seufzte ich, sackte weiter zusammen, schloss müde die Augen und verharrte in dieser Position.
Abwartend.
Bereit.

Doch nichts geschah. Keine weiteren Schritte waren zu hören. Kein Klappern der Rüstungen. Kein Schmerz war zu spüren.
Nur das Klirren von Metall.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah nichts.
Da waren keine Nazgul mehr. Keine Untoten. Keine Menschenkönige.
Nur ihre Klingen lagen am Boden.
Hoffnung kam in mir auf und ein Blick gen Westen bestätigte diese Hoffnung. Saurons Auge wer erloschen! Weg! Er war enthülltig tot! Jetzt und für immer!
Sie hatten es also geschafft! Bilbo und Thorin haben den einen Ring zerstört!
Plötzlich vernahm ich schwere Schritte, die schnell näher kamen. Ich musste nicht mal aufgucken, um zu erkennen, dass es Thorin war.
Noch immer am Boden kniend drehte ich meinen Kopf zu ihm und lächelte ihn freudig an. Doch anscheinend nahm er mein Lächeln gar nicht wahr, denn das einzige, was sein Gesichtsausdruck zeigte, war unendliche Besorgniss und Trauer.

,,Fenna! Nein! Du, du kannst doch nicht... Ach bei Durin!!" fluchte der König verzweifelt und ließ sich neben mich nieder. Sein Blick glitt besorgt über meinen Körper.
,,Wie konnte das nur geschehen?! Ich hab doch gesagt, dass es dein Tod wäre, wenn du alleine gegen neun Untote kämpfen würdest..." Thorin redete sich total in Rage und bemerkte nicht einmal, wie ich versuchte, ihn auf zu halten. ,,Thorin." sagte ich sachte, wurde allerdings nicht wahrgenommen.
Er redete wie ein Wasserfall und verlor sogar eine Träne!
,,Ich hätte bei dir bleiben sollen! Dann hätte ich dich beschützen können!" gab er sich nun selbst die Schuld.
,,Thorin." sagte ich nun etwas energischer, doch auch dieses Mal ignorierte er mich.
,,Dann hättest du jetzt nicht zwei Schwerter..." ,,Thorin!" brüllte ich und klatschte ihm eine.

Er rieb sich die Wange und wandte seinen erschrockenen Blick perplex an mich. ,,Siehst du auch nur einen Tropfen Blut an mir?" fragte ich ihn und konnte mir, warum auch immer, ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Wenn Zwerge sich in Rage reden, dann fällt ihnen nichts mehr auf und sie nehmen nichts mehr wahr. Selbst das Offensichtlichste nicht.

Kurz schaut er mir noch verwirrt in die Augen, bevor er seinen Blick zu meinen Wunden gleiten ließ.
Erstaunt und dennoch nach wie vor besorgt guckte er wieder zu mir auf.
,,N-nein."
,,Sehe ich so aus, als hätte ich Schmerzen?"
,,N-nein."
,,Denkst du, ich würde gerade sterben?"
,,J-ja."
,,Und sterbe ich denn gerade wirklich?"
,,Nein."
,,Na also." nickte ich zufrieden und raffte mich auf. Thorin blieb sitzen und beobachtete mich mit großen Augen, wie ich die Klinge, die mein Herz durchbohrte, langsam aus meinem Körper zog. Das einzige, was mir von ihr blieb, war eine Narbe über meinem Herzen. Direkt neben einer weiteren.

,,Wenn du dann mal so freundlich sein könntest und das andere Schwert raus ziehst." bat ich Thorin augenrollnd, weil er mich nach wie vor dumm anstarrte.
,,Ähm, äh, ja." Schnell richtete er sich auf und zog ganz behutsam auch die zweite Klinge aus mir raus. Auch sie hinterließ eine Narbe.
Ich drehte mich zu Thorin um, wobei ich den Hobbit sah, welcher alles still schweigend von der Seite beobachtet hatte, und lächelte ihn zaghaft an.
Ich wollte mich gerade erklären, als er mich urplötzlich umarmte.
Thorin drückte mich fest an sich und vergub sein Gesicht in meinem Haar.
Er zitterte am ganzen Körper.
,,Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren, Fenna." murmelte er leise und ließ wieder von mir ab.

,,Aber sag, wie konntest du das überleben?" wollte er wissen und schaute mich... diesen Ausdruck konnte man einfach nicht beschreiben.
,,Naja..." Verlegen kratzte ich mich am Arm.
,,Unsterblich zu sein hat so seine Vorteile."

Das Geheimnis um FennaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt