~34~ Meine Geschichte II

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Der naive König hatte natürlich schon viel von solchen wie mir gehört. Über das, was die anderen Mali getan hatten und welche Kräfte wir hatten. Er hatte gehört, dass ich welche meiner Art ermordet hatte. Doch dass ich alles für das Leben getan hatte, wusste er nicht und es war ihm auch egal.
Er beschimpfte mich wie kein anderer zuvor und behauptete sogar, ich wäre nur gekommen, um sein Königreich und sein Volk zu vernichten.
Was ich dazu zu sagen hatte, war ihm nicht wichtig. Er ließ mich ja nicht einmal zu Wort kommen.

Thranduil ließ mich in Ketten legen. Ich wollte mich natürlich befreien, mit Hilfe meiner Magie. Doch die Ketten waren aus einem Metall, das meine Kräfte blockierte. Ich hatte keine Chance zu entkommen. Und so wurde ich in die tiefste, dunkelste Zelle des Grünwaldes gesteckt und vergessen.

Ein Jahr verging, bevor die Zellentür wieder geöffnet wurde. Ich wusste, der König wollte mich verhungern und verrotten lassen. Doch er rechnete nicht damit, dass ich auch ohne Nahrung und Wasser überleben konnte.
Rasend vor Wut zog er sein Schwert und stach zu. Mitten in mein Herz."
Ich hielt an und dachte nach.
Und dann zog ich den Ausschnitt meines Hemdes etwas runter, um Thorin die Narbe zu zeigen.
Schockiert schaute er erst auf sie, dann in meine Augen.
Trauer und Mitleid lagen in seinen Augen.

,,Dass ich nicht starb, nicht mal einen Tropfen Blut verlor, machte Thranduil nur noch wütender. Er... Ach, guck es dir einfach an..."
Zum ersten Mal nach Jahrzehnten zog ich den Schal, den ich immer und überall, selbst bei schlafen, trug, ab und offenbarte die Narbe, welche sich ein mal um meinen Hals zog.
Thorin streckte ungläubig eine Hand aus und ich ließ es doch tatsächlich zu, dass er mich berührte.

,,Hat er etwa versucht, dich zu... dich zu köpfen?" Es war bloß ein Hauch im Winde. Niedergeschlagen nickte ich.
,,Als er verstand, dass ich wirklich unsterblich bin, gab er auf und verschwand wieder. Um ein weiteres fiel die Tür ins Schloss. Und wurde nur dann wieder aufgesperrt, wenn der werte Herr König mal wieder einen seiner Wutanfälle hatte.
Er stach auf mich ein, trat mich, lachte mich aus. All so was eben.
Von ihm habe ich die meisten meiner Narben.
Doch zum Glück gab es da einen Elben, der nicht so schlau war:

Irgend wann ging die Tür mitten in der Nacht auf. Eine neue Wache trat ein - obwohl es jedem strickt verboten war, zu mir rein zu kmem - und meinte, er wolle sehen, ob ich wirklich unsterblich sei. Er kam so nahe, dass ich ihn k.o. schlagen, ihm seine Schlüssel abnehmen und mich befreien konnte.
Als Elb getarnt wanderte ich gerade wegs aus dem Haupttor und keiner bemerkte mein Verschwinden.

All diese Dinge: Die ständigen Quälereien, ob seelisch oder körperlich. Die erbitterten Kämpfe gegen die anderen Mali. Der Krieg gegen Sauron. Die Sache mit Thranduil.
All dieses Leid, dieses Elend, hat mich dazu gebracht über die Meere zu segeln. Dreißig Jahre war ich fort, bevor ich wieder kam.

Elrond war natürlich äußerst erleichtert, mich wieder zu sehen. Ich jedoch wusste nicht, was ich von meiner Heimkehr halten sollte.
Klar, Mittelerde war und ist natürlich mein Heimatkontinent... Aber naja, du weißt schon, was ich meine...
Jedenfalls wollte ich mich nicht in Bruchtal festsetzen. Und da mich Elrond zu nichts zwingen und mich auch nicht festhalten wollte, ging ich fort aus dem letzten heimeligen Haus Elronds, um auf ein Neues durch Mittelerde zu ziehen.

Anfangs lief es unglaublich toll!
Ich habe eine Weile unter Menschen gelebt, um mal eine weiter Lebensweise kennen zu lernen.
In Gondor war es echt schön. Die weiße Stadt war und ist noch immer riesig.
Später zog es mich nach Rohan.
Das Königreich der Pferde, könnte man fast sagen. Einfach wunderschön.

Doch am meisten wollte ich wieder zum Erebor. Früher habe ich mir immer eingeredet, ich wolle nur dort hin wollen, um nach Mali Ausschau zu halten. Doch im Nachhinein wurde mir klar, dass ich nach dreißig Jahre der Einsamkeit wieder unter Zwergen sein wollte.
Ich traf auf deinen Großvater Thror und seinem Sohn Thrain, deinen Vater.
Der König war ein schlauer Zwerg und ordnete an, eine Geheime Tür zu erbauen.
Da er meine besonderen Fähigkeiten anscheinend erahnt hat, bat er mich den Zauber auf die Steintür zu legen. Daher wusste ich auch genau, wo sie ist und was es mit der Karte auf sich hatte.

Allerdings wurde es mir nach einer gewissen Zeit zu viel, dort im Berg.
Zu viele, laute Zwerge.
Zu viele Zwerge, die meine Wahre Gestalt wahrscheinlich verabscheuen würden und für die ich mich nicht länger verwandeln wollte.
So zog ich um ein Weiteres weg.

Hätte ich damals gewusst, was auf mich wartet, wäre ich nie gegangen.
Doch ich wusste es nicht und so zog ich in das nächste Unheil...

Das Geheimnis um FennaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt