Der innere Fuchs der Kriegerin

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„Hey ihr beiden!", rief auf einmal Antonius Stimme durch die Tür. „Trocknet euch endlich ab und kommt raus. Ich habe hier draußen frische Kleidung für euch hingelegt."

„Danke!", riefen Cat und ich gleichzeitig.

Wir stiegen aus der Wanne und nahmen uns jeweils ein großes Handtuch um uns abzutrocknen. Zu meinem Erstaunen hob Black Cat außerdem eines von ihren kleineren Messern auf und wickelte das Tuch fest um ihren Körper, bevor sie zur Tür schritt. Ohne zu Fragen tat ich es ihr gleich.

Was war mir nur entgangen? Hatte Black Cat einen Feind bemerkt? Falls ja durfte ich keinen Mucks von mir geben, sonst war der Überraschungsmoment dahin. Kampfbereit positionierte ich meinen Körper neben sie.

Im nächsten Moment riss Black Cat die Tür auf. Ich sah auf den Gang eine massive Gestalt stehen und warf sofort das Messer. Sirrend flog es durch die Luft. Erst in diesem Moment erkannte ich, dass es sich bei der Person um Antonius handelte. Entsetzt zog ich die Luft ein, doch ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Geschickt fing er mein Messer aus der Luft bevor es ihn durchbohren konnte. Zu meiner Überraschung setzte Black Cat zu einem weiter Angriff an. Dorn lachte jedoch nur und wich ihr mit einem lässigen Schritt aus.

„Na so was, wen haben wir denn da? Ich wusste doch, dass sich ein Blick lohnen würde.", erklärte er dabei mit einem breiten Grinsen. Cats kreative Verwünschungen waren ein Kunstwerk für sich. Auch ihre eleganten Bewegungen waren nicht schlecht und sie hätte locker einen einfachen Menschen getötet, doch für Antonius reichte ihr Können bei Weitem nicht. Er wich ihr jedes Mal vollkommen mühelos aus und hatte dabei immer einen ironischen Kommentar auf den Lippen. Für ihn war das ganze kein gefährlicher Angriff sondern ein kleines Spiel.

Ich ging in die Hocke und hob eines von Cats viel kleineren und unauffälligeren Klingen, gemeinsam mit einem großen Messer von mir auf. Dann schlenderte ich an der stetig angreifenden Wildkatze vorbei. Ich ging in die Hocke um die Kleidung aufzuheben und schleuderte dabei mein großes Messer auf Dorn. Antonius fing es geübt zwischen zwei Finger. Er musste dafür nicht einmal mein anderes Messer loslassen, das bereits in dieser Hand ruhte. Cats kleine Klinge, die ich jedoch ebenfalls mitgeworfen hatte, übersah er. Die Waffe bohrte sich tief in seinen Unterarm. Fluchend ließ er meine Klinge fallen und hielt sich seinen Arm. Das Messer hatte sich tief in das Fleisch gebohrt. Bei jedem Menschen hätte ich mir Sorgen gemacht, doch Antonius war ein Vampir und konnten einiges mehr einstecken. Cat wollte die Unaufmerksamkeit von Dorn auszunutzen, doch sie landete trotz zahlreicher wilder Versuche keinen Treffer.

Ich hob meine Messer auf und wollte mich bereits in das Bad zurückzuziehen, als Antonius mich aufhielt. „Du hast mich verletzt.", erklärte er dabei.

Ich wusste nicht ganz was ich von dieser Aussage halten sollte. Ein Vorwurf war es ganz sicher nicht und auch kein wütendes Gebrüll auf Rache oder Vergeltung, im Gegenteil er schien eher ein bisschen amüsiert.

„Und?", fragte ich deswegen vorsichtig nach.

„Seit hundert Jahren existiert eine Wette. Wer auch immer es schafft mich zu verletzen, bekommt einen Gefallen von mir." Seine Stimme war immer noch erstaunlich belustigt, jedenfalls für die Tatsache die er da hervorbrachte. Er zog sein Angebot nicht zurück, sondern musterte mich abwartend.

Ich dachte eine ganze Zeit lang nach. Ein Gefallen konnte etwas sehr großes sein. Ich konnte so gut wie nach allem Verlangen, doch materielle Güter zählten für mich nicht. Ganz im Gegenteil eine vollkommen andere Idee bildete sich in mein Gehirn, die viel wertvoller für mich sein konnte. Ich streckte Antonius die Hand entgegen, wobei ich sehr genau darauf achtete, dass mein Handtuch nicht verrutschte. Dann sprach ich die Idee aus, die mir mit jeder Sekunde besser gefiel: „Ich bitte dich darum mein Waffenbruder, mein Verbündeter, mein Freund zu werden."

Gemahlin der Nacht - 2. Band der Tagwandler ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt