„Mitkommen!", knurrte ich in sein Ohr und schubste ihn voran. Hätte er sich geweigert und wäre stehen geblieben, hätte ihm das Messer seine Kehle durchgeschnitten. Das wäre zwar keine tödliche Verletzung für einen Vampir, aber immerhin eine verdammt schmerzvolle.
Ich warf einen letzten Blick in die Runde. Jeder der Anwesenden hatte sich wieder hingesetzt und gab den Anschein, als wäre soeben überhaupt nichts geschehen und es hätte niemals einen Kampf gegeben. Damian begann sogar wieder mit ruhiger Stimme über die Verhandlungen zu sprechen, die noch ausstanden. Es war klar, dass die Vampire die Angelegenheit als vorerst erledigt ansahen und für mich war es ein eindeutiges Zeichen, dass ich nun so schnell es ging verschwinden musste. Immerhin konnten jederzeit die Menschen zurückkommen und es wäre sicherlich nicht einfach gewesen, die Situation hier zu erklären.
Ich schob den Mann weiter voran und schon schloss sich die Tür hinter mir. Ohne anzuhalten ging ich auf den Fahrstuhl zu und schubste meinen Gefangenen unsanft hinein. Dabei nahm ich das Messer jedoch nicht von seiner Kehle, sodass die blasse, weiche Haut von dem kalten Stahl verletzt wurde und dickes dunkelrotes Blut auf seinen ehemaligen Brieföffner hinabtropfte. Das Gift, wenn es überhaupt eines gab, war sicherlich nicht stark genug, um den Vampir umzubringen, denn schließlich hatte er mich verletzt und ich stand noch auf meinen Beinen, obwohl ich kein Unsterblicher war.
Ohne dass ich auf einen Knopf drücken musste, setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Was sehr praktisch war, denn so konnte ich meine volle Aufmerksamkeit dem Vampir widmen. Dieser schien sich jedoch zu meinem Erstaunen nicht wirklich unwohl zu fühlen. Er fing sogar an zu lachen. „Fühlt sich gut an beschützt zu werden; immer von der Wirklichkeit verborgen, in einem hell erleuchteten Raum leben zu können, oder?", fragte er mich mit einem breiten hässlichen Grinsen im Gesicht, dass ihm eher das Aussehen eines Besessenen verlieh. In dem man kein Fünkchen des vorher noch so perfekten Managers finden konnte. „Er tut wirklich alles für dich und dabei war er am Anfang so ein guter Anführer. Skrupellos, mächtig und er hat nie gezögert, dass Richtige für unseren Clan zu tun und nun, seitdem du da bist? Sieh ihn dir doch einmal an! Selbst bei einer so gut wie heiligen Zeremonie lädt er den anderen Clan ein. So als seien sie keine Verräter, sondern unsere besten Freunde. Er zieht mittlerweile ja selbst vor diesen nichtsnutzigen Menschen den Schwanz ein. Ich frage mich, wie ein Vampir überhaupt so weit sinken kann."
Ich war froh, dass ich nur ein verdammtes Stockwerk mit diesem furchtbaren Wesen allein fahren musste. All seine Worte weckten tief in mir einen großen Ekel und ohne es wirklich zu bemerken drückte ich die Klinge etwas tiefer in das sanfte Fleisch seines Halses. Wie konnte man so verachtend auf alle Menschen und Vampire um einen herum hinabschauen, wo gerade er selbst nicht besser als ein Stück Dreck oder Getier war?! Es juckte mich in den Fingern, dem Vampir vor mir Schmerzen zuzufügen, bis er jammernd merkte, wie tief er und nicht die Welt um ihn herum gesunken war. Was mich für einen Moment wirklich schockierte, doch weiter kamen meine Gedanken gar nicht, denn der Aufzug stoppte mit einem Mal und die Tür des ging wie von Geisterhand auf.
Herein traten vier riesige Männer. Sie alle trugen enganliegende schwarze Kampfanzüge und hatten Helme, ähnlich wie diese gefährlich wirkenden Bandit Motorradhelme, die ab und an auch in Comics zu finden waren. Jeder einzelne von ihnen war so extrem bewaffnet, dass man damit jeweils mindestens zwei, wenn nicht gar drei normale Soldaten ausstaffieren konnte. Die Frage, die sich jedoch dabei stellen würde, war ob diese normalen Soldaten mit den tödlichen Geräten überhaupt umgehen konnten, denn es waren nicht nur normale Schusswaffen der neusten Kollektionen, sondern auch Katanas, Nunchaku und seltsam altmodisch wirkende Schusswaffen, ähnlich einer maschinellen Armbrust vertreten. Die Männer sprachen kein Wort, sondern nahmen mich und den Mann einfach nur in die Mitte und achteten darauf, dass er nicht entkommen konnte.
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Gemahlin der Nacht - 2. Band der Tagwandler Reihe
VampirEndlich hat es Kate alias Polarfuchs geschafft. Die Missverständnisse zwischen ihr und dem Vampiroberhaupt Damianos sind geklärt, er hat ihr seine Liebe gestanden und die letzte Phase ihrer Ausbildung kann nun beginnen. Gemeinsam mit ihren persönlic...