Ein kleines Fuchspflaster für die Liebe

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Der Arzt führte mich zielstrebig durch die Krankenstation. Die weiß gestrichenen Flure waren groß und geräumig, sodass man mit zwei Krankenbetten gemütlich nebeneinander hätte laufen können, doch auch hier gab es keinerlei Fenster. Mr Norrington führte mich in ein Untersuchungszimmer, das relativ am Ende des Korridors lag. Das Zimmer war relativ klein im Vergleich zu den riesigen Räumen, die ich in diesem Gebäude bereits bestaunen durfte, doch war es geräumig genug, um zwei scheinbar sehr neue PCs, einen blauen Drehstuhl, einen großen weißen Schreibtisch mit allerhand Schubladen und eine mintgrüne Liege unterzubringen. Ebenso stand ein schwarzes Regal mit vielen Büchern an der Wand und einem großen Glas voll farbenfroher Gummibärchen. Aus irgendeinen Grund brachte mich der Anblick der gezuckerten Ringe, winzigen Bärchen und rabenschwarzen Lakritzstangen zum Lächeln. Alles hier in diesem Zimmer wirkte einfach so normal, jedenfalls erinnerte es mich stark an einen Untersuchungsraum bei einem kleinen Hausarzt, nur die hochmodernen PCs fielen vielleicht aus dem Bild.

„Setzen Sie sich doch bitte!" Der Arzt zog sich selbst den Stuhl heran und deutete einladend auf die Liege. Hätte mich dies früher eher nervös gemacht, so beruhigte ich mich bei dieser Situation noch weiter, denn sie schien mir wieder vollkommen normal zu sein. Etwas, das ich seit einer langen Zeit nicht mehr hatte genießen dürfen.

Dr. Norrington fuhr fort, als ich mich gesetzt hatte, gleichzeitig rollte er mit seinem Stuhl auf den Schreibtisch zu, um meine Akte zu öffnen und sich Notizen zu machen: „Nun erzählen Sie doch einmal, wann dieser Husten angefangen hat."

„Genau das kann ich Ihnen leider nicht sagen... Ich habe ihm nicht viel Beachtung geschenkt."

„Wissen Sie ob er vor oder nach der Injektion des Giftes angefangen hat?"

„Das war davor..."

So ging es mindestens eine viertel Stunde weiter. Jede Tatsache von der genauen Analyse nach der Dauer meiner Erkrankung, den Umständen die zu dieser hätten führen können, bis hin zu meinem früheren Leben und auch meiner Ernährungsweise in diesen Tagen wurden ausgebreitet und auf den Tisch gelegt.

Ich musste feststellen, dass ich eigentlich bis jetzt wirklich selten in meinem Leben krank gewesen war und wenn war dies meist nur unter widrigen Umständen geschehen, etwa weil ich eine Joghurtdiät zwei Monate lang durchgeführt hatte, um Janes und meinen Geldbeutel zu entlasten, oder weil ich in ziemlich großen psychischen Problemen gesteckt hatte, doch diese Erkrankungen hatten sich meist nur anhand von hohen Fieber, der mich zum Schlaf gezwungen hatte, bemerkbar gemacht, jedoch nie durch Husten. Natürlich erzählte ich dem Arzt nichts von Jane und von meiner Vergangenheit, sondern legte einfach nur die Tatsache auf den Tisch, dass ich mich eine Zeit lang sehr eintönig ernährt und dass ich unter extremen Stress gelitten hätte und Doktor Norrington nahm dies zur Kenntnis, fragte jedoch nicht nach den genauen Gründen nach, wie es wohl anderer Ärzte getan hätten und wies mich auch nicht wegen irgendeines Fehlers zurecht.

„Nun ich muss schon sagen, Ihre jetzige Erkrankung ist sehr seltsam, besonders im Angesicht der Tatsache, dass Sie in letzter Zeit weder starken psychischen noch körperlichen Stress ausgeliefert waren, jedenfalls keinen besonders großen im Vergleich zu den harten Zeiten während ihrer Ausbildung, was Sie mir auch versichert haben. Ich würde deswegen gerne einige Tests durchführen."

Er bat mich meine Bluse auszuziehen und ich gehorchte. Zuerst untersucht er mich mit Hilfe eines Stethoskops. Es war wie jede andere Untersuchung. Ich musste tief ein- und ausatmen, sollte husten und danach begutachtete er meinen Hals. Auch führte er eine kleine Spirometrie durch, in der Hoffnung so etwas Auffälliges in meinen Lungenwerten entdecken zu können. Als er jedoch immer noch nichts gefunden hatte, schloss er mich an Elektroden an und ich musste einige Fitnessübungen durchführen, als auch diese Testwerte anzeigten, dass ich putzmunter und topfit sei, runzelte er leicht genervt die Stirn.

Gemahlin der Nacht - 2. Band der Tagwandler ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt