6. Brief

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Allerliebste Leica,

hier wären wir also... Brief Nummer sechs und damit ist tatsächlich ein halbes Jahr vergangen, ein halbes Jahr das ich nun schon bei meinem himmlischen Vater verbringen darf oder vielleicht ist seine Zeitrechnung auch eine ganz andere. Wer weiß das schon? Ich bin darüber inzwischen voll im Bilde. Du bist nicht zufällig ein wenig eifersüchtig, weil ich mehr weiß als du? Ich wäre das an deiner Stelle schon.

Gerade eben habe ich gebetet und Gott gefragt über was ich eigentlich so schreiben könnte. Ich bin an Beziehungen hängen geblieben... warum auch immer, ich habe keine Ahnung in welchem Sinne ich dir damit gerade weiterhelfen kann oder soll oder was auch immer, aber ich bekam das Bild eines riesigen Herzens nicht mehr aus dem Kopf. Also... here we go...

Beziehung zu definieren fällt mir irgendwie nicht sonderlich leicht. Wäre ich du, würde ich jetzt im Duden nach einer Definition suchen und dort irgendetwas hochgestochenes finden, da ich aber nicht du bin, kann ich mir auch einfach selbst etwas zusammen dichten. Etwas das möglicherweise nicht zu einhundert Prozent korrekt sein wird, aber immerhin kann man es verstehen und vielleicht hilft es dir ja weiter, ein klein wenig auf jeden Fall.

Würdest du eine Straßenumfrage machen, in der Schule nachfragen, Beziehung ist da oft Mann und Frau. körperliche Nähe. Sex. Du weißt bestimmt auf was ich hinaus will. Ab und zu wird man vielleicht noch Definitionen hören, bei denen Familien im Mittelpunkt stehen, Beziehungen zu Geschwistern, Eltern oder Freunden.

Ich habe mir nie wirklich große Gedanken über Beziehungen gemacht. Sie waren einfach da. Die Eltern - das mal bessere und ein anderes Mal schlechtere Verhältnis zu ihnen. Die Beziehung zu dir. Es war Freundschaft, wahre, aufrichtige und ehrliche Freundschaft, aber würde mich jemand danach fragen, Beziehung wäre irgendwie absurd, unpassend.

Beziehung hatte auch für mich jahrelang etwas mit Jungs zu tun. Im Nachhinein echt traurig. Aber so ist das Leben nunmal, die Welt, ich meine was wird uns tag täglich eigetrichtert. Im Fernsehen, den sozialen Netzwerken, den ganzen Medien.

Vielleicht sollte ich wirklich mal meinen Instagram Account löschen, der Einfluss dort ist manchmal schon echt krass. Abgemagerte Models, perfekt in Szene gesetzte Frauen. Dünne, lange Beine, schmale Taille, glänzende Augen - 100 Prozent Photoshop.

Darunter tausende junge Mädchen, Jungs bestimmt ebenso, die sich dadurch beeinflussen lassen. Die nicht wissen was im Leben zählt und ihren Wert versuchen irgendwo fest zu machen. Am Aussehen vielleicht. Andere an der Beliebtheit. Drogen, Alkohol und... Beziehungen.

Woran machst du deinen Wert fest?

Ich habe das Ganze nie hinterfragt: An Gott natürlich. Die super christliche Antwort, für die dich niemand verurteilen kann. Niemand außer du selbst, wenn du einmal mehr darüber nachdenkst und dich fragst: Woran machst du deinen Wert fest?

Jahrelang habe ich über all die Leute nur den Kopf geschüttelt. Alkohol, Drogen, perfekte Körpermaße, das brauche ich nicht, ich habe ja Gott.

Gott und das dringende Bedürfnis nach Liebe.

Von wem fühlst du dich geliebt?

Von Gott. Das habe ich auch immer gesagt, bitte überdenke diese Antwort aber noch einmal, denn super christlich dastehen musst du hier wirklich nicht.

Gott ist cool, keine Frage, aber reicht seine Liebe aus.

Im Nachhinein kann ich mit fester Überzeugung sagen: klar tut sie das!

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