12. Antwort

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Betty,

ich steige hier gleich ein, ich habe keine Zeit lange über irgendwelche unnötigen Dinge zu reden, mich zu verlieren, nicht auf den Punkt zu kommen, dazu ist das, was passiert ist viel zu prägend... lebensentscheidend.

Geredet, das habe ich die letzten Stunden definitiv zu viel. Mit Philipp wohl bemerkt und es war zur Abwechslung einmal kein Reden über das Wetter und ein kurzes Austauschen über den Tag, sondern ein ernstes, tiergehendes und wie gesagt lebensentscheidendes Gespräch, das ich viel zu lange vor mir her geschoben habe. Ein Gespräch unter Freunden, die vielleicht so viel mehr als Freunde sind und die gleichzeitig in diesem Format eigentlich gar keine Freunde sein können. Es ist kompliziert - sehr kompliziert, wie du vielleicht an meinen leicht verwirrenden Wortfetzen feststellen kannst und eigentlich will ich dich liebe Betty gar nicht so lange auf die Folter spannen, schließlich habe ich schon genügend Zeit damit verplempert eine Entscheidung zu treffen und mich endlich der Realität zu stellen, einen Neuanfang zu wagen oder es eben sein zu lassen und hier an diesem Punkt will ich das Ganze einfach auf den Punkt bringen, es möglichst wenig herauszögern und hoffen, dass du mein Verhalten irgendwie verstehen, vielleicht sogar unterstützen kannst. 

Frist: Philipp mag mich. Er mag mich wirklich. Ich meine er mag mich mehr als man einen einfachen Freund mag, er mag mich unter Umständen sogar mehr wie sich beste Freundinnen mögen können, weil mögen etwas weingefasst, angreifbares ist und weil ich mit dem "wirklich mögen" eigentlich auf etwas noch viel Größeres hinaus will. Liebe - vielleicht nennt man es in diesem Stadium auch Verliebt sein. Ich weiß es nicht, ich kann es selbst nicht wirklich fassen. Es ist nicht mehr als ein Wort, aus gerade einmal 5 Buchstaben, wovon man nur 4 ausspricht, weil das I und das E ja irgendwie zusammengehören und weil Liebe nicht gleich Liebe ist und weil es unlogisch und nicht zielführend wäre eine Definition aus dem Lexikon zu nehmen, weil Liebe vielleicht gar nicht zu definieren ist. 

Ich liebe meine Eltern - wirklich sehr! Und ich liebe meine Freunde - genauso sehr. Und ich liebe natürlich dich - mindestens doppelt so sehr. Und am aller meisten liebe ich Jesus und irgendwie liebt mich Philipp und irgendwie sind das tausend verschiedene Arten von Liebe und davon kann ich keine Einzige richtig definieren und keinen winzigen Moment davon verstehen was Liebe nun wirklich ist, weil es einfach nur verwirrend, vielmehr zu bedeutend ist, als dass ich es wagen würde diesen bedeutsamen Worten in diesem simplen Brief einen viel zu straffen Rahmen zu geben. Ich will Raum schaffen, damit sich Liebe ausbreiten und neu und anders definieren kann und dass ich es letztendlich vielleicht kapieren werde oder möglicherweise werde ich das auch nie tun.

Second: Philipp will mehr als eine Freundschaft, er will eine Beziehung oder etwas in der Art, was auch immer er sich unter Beziehung vorstellt, was auch immer ich mir unter Beziehung vorstelle. Etwas Festes auf jeden Fall. Etwas das mit körperlichem Kontakt einhergeht, das aber noch so viel größer ist. Es hat eine krasse emotionale Tiefe und eine Geistige gleich dazu. Beziehung ist Verantwortung und Treue und Liebe zu Gott und dem jeweils anderen und noch weitere tausend Wörter und Dinge, für die es eventuell gar keine Worte gibt. 

Jedenfalls hat sich Philipp in mich verliebt. Während der Ganzen Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, nach seinen Angaben zufolge immer mehr. Er fand mich schon von Beginn an interessant, hat er zugegeben, nicht das ich so genau sagen könnte, was er unter interessant versteht, aber meine Liebe zu Gott würde ihn angeblich inspirieren, genauso wie meine Gedanken, meine Poetry Slams, das Festhalten an unserer Freundschaft und irgendwelchen weiteren Eigenschaften, die ich einfach einmal meinem Charakter zuschreiben würde. Es fielen während unseres Gespräches Begriffe wie mutig, ausdauernd, ruhig, bedacht und strahlend. Ein bisschen merkwürdig vielleicht - dennoch sehr schmeichelnd. Du hättest seinen Blick sehen sollen, die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit seiner Worte hat sich darin Wort wörtlich widergespiegelt.

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