Challenge Nr. 7

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Ein gewöhnlicher Samstagmorgen. Ein Samstagmorgen jener  Art, an dem man bis zur Mittagszeit im Bett bleibt, nur um irgendwann aufzustehen weil der Magen knurrt oder die Blase das Wasser nicht mehr länger halten kann. Dann wenn die Sonnenstrahlen sich schon seit Stunden mühselig den Weg durch die winzigen Schlitze des Rolladens suchen und keine Chance haben das Zimmer in ein angenehm warmes, helles Licht zu tauchen. Es ist sogar so dunkel, dass ich meine Nachtischlampe anknipsen muss, um Bettys krakelige Schrift auf ihrem neusten Brief zu erkennen - dem siebten Brief. 

Ich lese ihn, einmal und gleich im Anschluss noch einmal und noch einmal. Irgendwann tapse ich barfuß ins Bad und muss die Augen zusammen kneifen, weil dort keine Rollläden die Fenster bedecken und die Sonne den Raum ungebremst überfluten kann. Ich spüre die Wärme auf meiner Haut. Die Erkenntnis, als ich zurück in mein kaltes, dunkles Zimmer gehe, vergessen habe, was ich im Bad eigentlich zu suchen hatte. Vielleicht waren es lediglich jene warmen Sonnenstrahlen, die ich nach wie vor auf meiner kühlen Haut spüre und die mein Inneres zu erwärmen scheinen. Ich drehe mich um meinerselbst, als ich schließlich vor dem großen Wandspiegel stehen bleibe. 

Ich sehe genauso dunkel aus, wie meine Umgebung es verspricht. Es sind beinahe lediglich Schatten. Meine Augen schließen sich flatternd, als ich sie wieder öffne hat sich nichts verändert. Ich schlucke, merke die Abhängigkeit in mir. Die Abhängigkeit von Betty, ohne die ich es nicht schaffe weiterzuleben, regungslos bleibe ich im Dunkeln stehen. Die Augenringe, meine eingefallenen Wangen. Ich sehe nicht gut aus. Dunkelheit umgibt mich. Abhängigkeit von einem lebenden Menschen, welcher einem verletzten kann ist das eine, abhängig zu sein von einer Freundin, die schon seit über einem halben Jahr nicht mehr lebt ist das andere. 

Ich will nicht weinen, tue es trotzdem. Merke, dass sich etwas ändern muss, etwas ganz Entscheidendes. Dass mir keine tote Betty aus dieser Dunkelheit hinaus helfen kann, ich mir selbst auch nicht, Gott muss das machen. Mein Papa im Himmel, der mich unendlich liebt und der wohl schon seit Wochen anklopft und darauf wartet, dass ich ihm endlich wieder Eintritt gewähre. Eintritt in mein Herz und dass ich die Trauer und die negativen Gedanken an Betty loslasse und endlich wieder das Licht herrschen lasse.

Meine Beine tragen mich ohne nachzudenken und ganz entschlossen zum Fenster. Ich öffne den Rollanden mit wenigen, gekonnten und seit der Kindheit eingeübten Handgriffen. Das Sonnenlicht blendet mich. Die Farben meines Zimmers verändern sich von einem Moment auf den anderen. Werden plötzlich hell und klar und rein. Vor dem Spiegel sehe ich nun meine genauen Umrisse, keine verschwommenen Schatten mehr. Ich sehe niedergeschlagen und kaputt aus, doch das winzige, kaum erkennbare Lächeln auf meinen Lippen gibt mir Mut. 

"Mein Papa im Himmel liebt mich überalles."

Ich sage die Worte nicht, auch kein Flüstern verlässt meine Lippen, es ist lediglich ein Bewegen meines Mundes.

"Mein Papa im Himmel liebt mich überalles."

Er ist es, der auf mich wartet, zu dem ich immer kommen kann, der mich auffängt und einfach nur hält.

"Mein Papa im Himmel liebt mich überalles."

Ich bin sein Kind. Sein Blut fliest in meinen Adern. Ich bin nicht allein.

"Mein Papa im Himmel liebt mich überalles." 

Dieses Mal sind es Worte, ein sanftes, leises Flüstern. Es fühlt sich komisch an. Viel zu lange habe ich nicht mehr gesprochen.

Das Lächeln auf meinem Mund wird breiter.

"Mein Papa im Himmel liebt mich überalles."

Die Worte fallen tiefer. Ich bin geliebt. Ein geliebtes Kind Gottes.

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